Weniger Kunden, aber mehr Umsatz. In einem schwierigen Markt ist Ikea auch im zurückliegenden Geschäftsjahr gewachsen. Doch beim Vertrieb der Fertighäuser "BoKlok" hat der schwedische Möbelhändler massive Probleme.

Der Möbelhändler Ikea hat große Sorgen mit seinem Fertighausprojekt "BoKlok" (auf deutsch: Wohn klug). Man könne derzeit keinen Baubeginn nennen, sagte am Mittwoch die Unternehmenssprecherin Sabine Nold in Frankfurt.

Von ursprünglich vier angekündigten Baugebieten für Reihen- und Mehrfamilienhäuser im nordischen Design hat das Unternehmen zwei in Hofheim-Langenhain und Nürnberg vorläufig auf Eis gelegt. Die Objekte in Offenbach und Wiesbaden-Auringen sind nach Firmenangaben noch nicht komplett verkauft.

Auf Kundenreaktionen warten

Hintergrund ist herbe Kritik der Stiftung Warentest an "BoKlok", die auf der Grundlage von Plänen die Bauqualität und vertragliche Regelungen zum Beispiel zur Energieversorgung angegriffen hatte. Man sei derzeit in einer Überprüfungsphase und werte die Rückmeldungen der Kunden aus, sagte Nold. Einen Termin für den Baubeginn der ersten Häuser könne man frühestens zur Jahreswende nennen.

Ursprünglich hatte Ikea bei der Vorstellung im Frühjahr mit einer so großen Nachfrage gerechnet, dass man das Recht zum Kauf verlosen wollte. Hausbau sei in Deutschland ein sehr ernstes Thema, meinte Nold. In Skandinavien und Großbritannien hat Ikea bereits Tausende Häuser ähnlicher Typen errichtet.

Umsatzsteigerung

Ungeachtet der Probleme hat der Möbelmarktführer im Geschäftsjahr 2009/2010 (31. August) seinen Umsatz in Deutschland in einem rückläufigen Markt erneut gesteigert, und zwar um 4,2 Prozent auf 3,48 Milliarden Euro. Deutschland bleibt mit einem Anteil von 15 Prozent am Gesamtumsatz der größte Einzelmarkt der in Schweden gegründeten Kette vor den Vereinigten Staaten. Weltweit hatte der Umsatz gar um 7,7 Prozent zugelegt.

So ein Wachstum sei auf dem gesättigten deutschen Markt nicht möglich, betonte Sprecherin Nold. Angaben zum Gewinn in Deutschland machte das von einer niederländischen Holding gelenkte Unternehmen erneut nicht.

Weniger Kunden, aber größerer Durchschnittsbon

In die 45 deutschen Einrichtungshäuser, in denen rund 14.000 Menschen arbeiten, kamen nach Angaben der Deutschland-Chefin Petra Hesser 99,1 Millionen Kunden, rund ein Prozent weniger als im Vorjahr. Gut die Hälfte (45,8 Millionen, plus 1 Prozent) kaufte beim Besuch auch etwas und steigerte bei niedrigeren Preisen den Durchschnitts-Bon um 7,2 Prozent auf knapp 76 Euro. Rund 60 Prozent des Umsatzes entfielen Hesser zufolge auf Möbel, der Rest auf die übrigen Sortimente. Ikea hoffe, vom guten Konsumklima zu profitieren.

Das Online-Geschäft spielt für das Handelsunternehmen nur eine nachgeordnete Rolle. Der Umsatz auf dieser Schiene sank wegen Angebotsreduzierungen von 62 Millionen auf 40 Millionen Euro. Ein knappes Viertel der Ikea-Produkte wird in China produziert, zweitgrößter Produktionsstandort ist Polen mit 17 Prozent. Aus Deutschland kommen 5 Prozent - von der Matratze bis zum Kleiderschrank.

Noch in diesem Jahr will Ikea ein neues Haus in Berlin eröffnen. Weitere Projekte sind ein Fachmarktzentrum in Lübeck (2012) und ein City-Kaufhaus in Hamburg-Altona (2013). Im Süden des Rhein-Main-Gebiets suche man ebenfalls nach einem Grundstück für einen Neubau, sagte die Ikea-Chefin.

dpa