
Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich durch eine Expansion von Online-Shops im Ausland?
Welche Branchen eignen sich besonders?
Bense: Im Fokus steht sicherlich die Konsumgüterindustrie. Vor allem nach Mode und Technik dürfte es eine Nachfrage im Ausland geben. Gerade deutsche Marken sind weltweit hoch angesehen. Ein Engagement im Ausland muss allerdings sorgfältig vorbereitet werden. Das schließt eine umfassende Prüfung, ob die Branche und das Produktspektrum zum Zielland passen, mit ein.
Was sind die größten Hindernisse bei der Logistik?
Bense: Eine Herausforderung ist zweifelsohne die Distribution. Der Endkunde erwartet heute Geschwindigkeit. Möglichst einen Tag nach der Bestellung soll die Ware bei ihm sein. Das lässt sich im internationalen Geschäft von einem zentralen Standort in Deutschland Richtung Übersee kaum bewerkstelligen, denn der Lieferweg und auch der Weg der Retoure werden deutlich länger, was höhere Kosten und längere Lieferzeiten zur Folge hat. Als Alternative dazu kann der Händler die Ware von einem Logistikzentrum aus versenden, das im jeweiligen Markt angesiedelt ist und in dem auch die Retouren abgewickelt werden. Das beschleunigt die Zustellung und Rückgabe der Ware.
Also ab ins Ausland?
Bense: Das kommt auf das Land an, in das der Händler mit seinem Webshop expandieren möchte. Für einen europaweiten Roll-out macht es durchaus Sinn, wenn das Logistikzentrum zentral in Deutschland steht. Vom Versandzentrum in Haldensleben in Sachsen-Anhalt beispielsweise liefert Hermes Fulfilment europaweit aus. Von dort aus auch den amerikanischen Markt zu bedienen, ist allerdings unmöglich. Deshalb arbeitet Hermes in den USA mit Partnern vor Ort zusammen, die mit den nationalen Besonderheiten vertraut sind und dem Endkunden den Service bieten, den er von seinem Heimatmarkt bereits kennt und erwartet. Große Entfernungen wie in Russland oder China, gepaart mit schlechter Verkehrsinfrastruktur, stellen jedoch auch an die Logistik vor Ort hohe Anforderungen.
Worauf müssen Händler und Dienstleister beim Webshop-Aufbau besonders achten?
Und da dient sich dann Hermes an?
Lendner: Hermes unterstützt Händler auf ihrem Expansionskurs in der gesamten Wertschöpfungskette des E-Commerce von der Beschaffung über Warehousing und Logistik bis zum Aufbau und dem performanceorientierten Betrieb des Webshops. Ein Team international erfahrener E-Commerce-Strategen, Shopmanager und Marketer kennt sowohl die möglichen Fallstricke als auch die Potenziale und führt den Händler auf dem effizientesten Weg zu mehr Umsatz im Ausland. Eine erfolgreiche Auslandsexpansion bedeutet stets auch eine produkt- und länderspezifische Analyse des Kaufverhaltens, des bestehenden Wettbewerbs, des regionales Preisniveaus, der Infrastruktur und der Rechtslage in der Zielregion. Hier spielen neben rechtlichen Rahmenbedingungen wie Importzöllen oder Einfuhrbeschränkungen auch unterschiedliche Steuersätze oder die Anbindung lokaler Zahlmethoden eine Rolle.
Klingt kompliziert.
Lendner: Alle Aspekte der Internationalisierung werden von Hermes NexTec mit Expertenteams analysiert und bewertet. Von der anschließenden Konzeption und Umsetzung bis zum Betrieb und der Optimierung des Shops, des Kundenservice, der Logistik und der Steuerung der Marketing-Maßnahmen übernimmt Hermes als Full-Service-Partner alle Aufgaben, die ein Händler allein kaum bewältigen kann.
Welche Länder bieten sich – ungeachtet der Händler-Präferenzen – für einen europaweiten Roll Out an?
Lendner: Wer sich als Händler in Europa über die DACH-Region hinaus entwickeln will, findet neben den etablierten Nachbarstaaten Großbritannien oder Frankreich insbesondere in Russland ein spannendes E-Commerce-Umfeld mit kaufkräftigen und internetaffinen Konsumenten und einer funktionsfähigen Infrastruktur für Payment- und Servicedienstleister, die einen lukrativen Einstieg in den osteuropäischen Markt ermöglichen. Mit mehr als 60 Millionen Nutzern bietet Russland Online-Händlern bereits heute die größte Internetreichweite Europas und bietet dennoch viel Wachstumspotenzial. Parallel zum Anstieg des Internet-Nutzungsgrads von heute 48 Prozent auf westeuropäisches Niveau wird sich auch das Umsatzpotenzial bis 2020 auf geschätzte 50 Milliarden US-Dollar erhöhen. Händler wie KupiVIP oder Ozon haben diese Chancen frühzeitig erkannt. Wer rechtzeitig in den russischen Markt einsteigt, hat beste Karten, sich ein Stück von diesem Kuchen zu sichern.
Welche Länder sind global besonders gut geeignet?
Lendner: Nach wie vor hohes Wachstumspotenzial bieten international die BRIC-Staaten, darunter insbesondere China und Brasilien. Allein in Brasilien wird für 2013 mit einem Anstieg des Online-Umsatzes um 25 Prozent auf über zehn Milliarden Euro gerechnet. Neben der allgemeinen Verbesserung der Wirtschaftslage und steigender Kaufkraft der Konsumenten ist in Südamerika derzeit zudem ein überproportional starker M-Commerce-Trend durch die hohe Verbreitung von Smartphones und Tablets zu beobachten, auf den Händler mit optimierten Shop-Layouts und -Designs reagieren müssen.