Die Großen machen vor, wie es geht. Doch der Mittelstand steckt im Stau, viel zu wenig Geld fließt in die Digitalisierung. Grund dafür sind ängstliche Unternehmer und Banken. Ab Juli wird das anders: Dann können Banken mit der KfW im Rücken fast risikofrei billige Kredite an Mittelständler vergeben. Milliardensummen stehen für die Digitalisierung bereit – die Unternehmer müssen sie nur abholen.
Längst ist das Thema ganz oben in der Politik angekommen, vor allem im Super-Wahljahr 2017.
Banken tun sich bei Krediten für die Digitalisierung von Mittelständlern schwer
So kommt das jüngste Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums und der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) genau zur rechten Zeit: Ab dem 1. Juli wird die finanzielle Innovationsförderung von Mittelstandsunternehmen um den Schwerpunkt Digitalisierung ausgebaut. Damit sollen Unternehmer schnell an günstige Bankkredite kommen, wenn dies mit konkreten Projekten für den digitalen Umbau verbunden ist. Die Anschaffung von neuen PC’s oder iPads allein reicht dafür noch nicht aus.„Mittelständler beschäftigen sich bisher zu wenig mit dem Thema Digitalisierung“, sagt KfW-Vorständin Ingrid Hengster. Zumal die Forscher der KfW sogar Alarm schlagen, dass im Mittelstand „der Anteil der innovativen Unternehmen zuletzt auf einen Tiefstand gesunken ist.“ Bei den Unternehmen mit maximal 500 Millionen Euro Jahresumsatz fließt bisher gerade mal ein Fünftel der Gesamtinvestitionen in die Digitalisierung, erklärt Hengster.
Ängstliche und vorsichtige Unternehmer sind das eine. Das andere sind die Banken, die sich bei Krediten für die Digitalisierung von Mittelständlern sehr schwer tun. Schließlich verändert sich mit der Digitalisierung oft auch das Geschäftsmodell – ein Risiko, bei dem viele Banker zusammenzucken. Kein Wunder, denn vielen ist die Digitalisierung im eigenen Hause nicht weniger unheimlich.
Unheimlich müssen Kreditanfragen aus dem Mittelstand zum Zweck des digitalen Umbaus künftig nicht mehr sein. Das KfW-Förderprogramm garantiert den Kredit gebenden Banken eine so genannte Haftungs-Freistellung bis zu 70 Prozent der Kreditsumme, wenn diese in Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern für die digitale Neuausrichtung verwendet wird. Verleiht zum Beispiel eine Sparkasse oder Volksbank 1 Millionen Euro, muss sich der verantwortliche Banker lediglich um das Rückzahlungsrisiko von 300.000 Euro Gedanken machen.
Gleichzeitig soll das KfW-Programm jedoch auch die Begehrlichkeiten nach klassischen Bankkrediten bei Unternehmen bis 500 Millionen Euro Jahresumsatz wecken. Das geschieht über günstigere Konditionen mit Hilfe des „Zinsverbilligten ERP-Mezzanineprogramms“.
Was sich hinter diesem sperrigen Namen verbirgt? Unternehmen mit guter Bonität können auch bei Langzeitkrediten für den digitalen Umbau, Innovationen und herausragende Forschungsleistungen niedrige Zinssätze ab 1 Prozent aushandeln."Die Digitalisierung ist ein erfolgsentscheidender Faktor des Wandels, dessen Geschwindigkeit und Tiefe noch gar nicht vollständig absehbar ist. Mit den neuen Förderansätzen wollen wir die Themen Digitalisierung und Innovation noch stärker in den Vordergrund rücken."
Niedrige Zinssätze ab 1 Prozent
Das alles gilt allerdings nur dann, wenn die Voraussetzungen für den Kredit erfüllt sind, etwa eine volle Vernetzung der Systeme, die Digitalisierung der Wertschöpfungskette, der Initialisierungsaufwand für die Nutzung von Cloudtechnologie oder auch betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Digitalisierung.Die detaillierte Liste findet man derzeit allerdings nur über den Umweg über die KfW-Partnerprogramme. Der direkte Link muss noch freigeschaltet werden. Das Programm startet ja auch erst am 1. Juli.