Konstruktiv, aber ohne Ergebnis. So verlief in London die erste Verhandlungsrunde über die Karstadt-Mieten. Allerdings stößt das Sanierungsplan von Investor Berggruen nach wie vor auf Vorbehalte.

Die erste Gesprächsrunde des wichtigsten Karstadt-Immobilieneigentümers Highstreet mit Investor Nicolas Berggruen ist am Montag in London nach Informationen aus Verhandlungskreisen konstruktiv verlaufen.

Es sei eine sachliche Atmosphäre gewesen, die Diskussion über die Probleme seien vertieft worden. Beide Seiten wollen die Gespräche in Kürze fortsetzen. Am 16. Juli will das Essener Amtsgericht abermals über den Insolvenzplan für das Warenhaus entscheiden.

Aus Gläubigerkreisen hieß es allerdings, es gebe weiter Zweifel am Geschäftsplan von Berggruen. Es sei nichts Neues vorgetragen worden. Etwa 50 bis 70 Vertreter des Vermieterkonsortiums waren bei dem Gespräch persönlich anwesend, oder über Telefon zugeschaltet.

800 Millionen Euro

Der deutsch-amerikanische Investor Berggruen hatte den Kaufvertrag für das Unternehmen mit bundesweit 120 Warenhäusern am Dienstag vergangener Woche nur unter Vorbehalt unterschrieben. Damit der Vertrag rechtskräftig wird, muss eine Einigung über Mietsenkungen mit Highstreet erfolgen. Highstreet hatte betont, bereits ausreichend Mietsenkungen angeboten zu haben.

Das Konsortium besitzt 86 der Karstadt-Warenhausimmobilien. Berggruen verlangt weitere Nachlässe, um die Handelskette mit ihren 25.000 Mitarbeitern retten zu können. In Branchenkreisen hatte es schon im Vorfeld geheißen, eine schnelle Einigung sei nicht in Sicht.
  
Karstadt hatte unter dem früheren Chef Thomas Middelhoff zur Aufbesserung der Firmenkasse die Filialen Ende 2007 an Highstreet verkauft und zurückgemietet. Dabei wurden 800 Millionen Euro in die Karstadtkasse gespült. Doch die damals festgelegten Mieten wurden vielfach als überhöht kritisiert.

"Nicht mehr weit auseinander"

Highstreet habe in den bisherigen Verhandlungen aber bereits Mietsenkungen von knapp 230 Millionen Euro über die nächsten fünf Jahre eingeräumt, hatte einer der Highstreet-Gläubiger, der italienische Warenhausunternehmer Maurizio Borletti, in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" argumentiert.

Berggruen hatte dagegen am Wochenende in einem Interview der "Welt am Sonntag" seine Forderung nach weiteren Zugeständnissen bekräftigt. Die Mieten seien nach wie vor zu hoch und nicht marktüblich. "Aber wir sind nicht mehr sehr weit auseinander", sagte er der Zeitung, ohne Zahlen zu nennen.

In einem Sanierungstarifvertrag hatten sowohl der Vermieter als auch die Beschäftigten zur Karstadt-Rettung bereits auf dreistellige Millionensummen verzichtet. Weitere Opfer will Berggruen den Beschäftigten nicht abverlangen. Genau das sieht die Highstreet-Seite aber kritisch. "Eine Lösung, die keinem wehtut, aber in sechs Monaten wieder scheitert - das nützt Karstadt nicht", hieß es.

Neun Seiten Folien

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat das Vermieterkonsortium in einem Brief an Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg den Business-Plan von Berggruen angezweifelt. Dieser umfasse gerade einmal neun Seiten und werde als "wenig aussagekräftig" angesehen.

Der Berggruen-Sprecher wies die Zweifel zurück. Nur
Karstadt-Zentrale in Essen, Foto: Steffen Gerth
Karstadt-Zentrale in Essen, Foto: Steffen Gerth
stark sei die Folienpräsentation, der eigentliche Businessplan umfasse mehrere hundert Seiten und sei von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG testiert. In London unterbreitete der Investor deshalb noch einmal die Details.