Er wurde schon als Retter von Karstadt gefeiert. Doch ob Nicolas Berggruen zum Zuge kommt, ist fraglicher denn je. Weil der Investor wohl eine Frist nicht einhalten kann, steigen die Chancen des Bieters Borletti.
Bis zum 8. August (Sonntag) sollte der Kauf endgültig besiegelt sein - Voraussetzung dafür war Klarheit über die künftige Höhe der Mieten. Laut "FTD" werde Berggruen den Gläubigerausschuss abermals darum bitten, um eine Fristverschiebung bitten. Am Donnerstag wird nach dpa-Informationen aus Kreisen der Beteiligten im Karstadt- Gläubigerausschuss über eine Fristverlängerung beraten.
Neue Verlängerung ist möglich
Sollte Einigkeit herrschen, könnte ein sogenannter Vorratsbeschluss gefasst werden. Der Beschluss könnte zum Tragen kommen, falls Karstadtinvestor Berggruen den Vollzug des Kaufvertrages bis Sonntag nicht vermelden kann.Falls Berggruen eine Einigung mit dem Vermieterkonsortium Highstreet über neue Mietkonditionen noch in den nächsten Wochen erwartet, könnte der Insolvenzverwalter am Dienstag (10. August) beim Insolvenzgericht in Essen versuchen, eine Fristverlängerung zu bekommen. Rechtlich wäre eine Verlängerung möglich, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Amtsgerichts.
"In jeder Hinsicht besser"
Die zunehmend schwache Postition von Berggruen nutzt immer mehr ein Mann aus: Maurizio Borletti. Seit vergangenem Wochenende bietet der Italiener 100 Millionen Euro für Karstadt und hält seine Offerte "in jeder Dimension besser als das aktuell vorliegende von Berggruen".Besser wäre sie auch für Highstreet meint Borletti, der mit etwa 2 Prozent an dem Vermieterkonsortium beteiligt ist. Highstreet gehören 86 der insgesamt 120 Karstadt-Häuser. Noch diesen Mittwoch wollte der Itliener sein Konzept für Karstadt vorstellen.
Borletti, Betreiber von 150 Warenhäusern, hat für seinen neuen Vorstoß in Richtung Karstadt den us-amerikanischen Handelsinvestor Gordon Brothers als Partner gewonnen.
Zwar sagt der Sprecher des Karstadt-Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg laut "FTD", dass Görg einen Kaufvertrag mit Berggruen habe, "an den wir gebunden sind". Doch Berggruen läuft die Zeit davon.
Was sagt der Gläubigerausschuss?
Eine Sprecherin von Borletti sagte, dass man schnell zu einem Kaufvertrag mit Karstadt kommen könne, sollte sich Görg auf Verhandlungen einlassen. Für neue Kaufverhandlungen ist aber wiederum die Zustimmung des Gläubigerausschusses erforderlich.Ende Juli schien es, als ob Karstadt gerettet sei und Berggruen nichts mehr im Weg stünde. Highstreet hatte zu den ursprünglich vereinbarten Mietsenkungen von 160 Millionen Euro über drei Jahre weitere 230 Millionen Euro Nachlässe zugestimmt.
Doch dieser Beschluss wurde nur von einem kleinen Kreis des Konsortiums gefasst - bisher fehlen noch die Zustimmungen sämtlicher Gläubiger. Highstreet hat hohe Schulden.
Die Highstreet-Seite braucht vor allem noch die Zustimmung der Essener Valovis Bank, die dem Konsortium 850 Millionen Euro zum Kauf von Karstadt-Häusern geliehen hatte. Die Bank verlangt Sicherheiten für ihren Kredit, um den neuen Bedingungen zuzustimmen.