Die Restrukturierung von Karstadt hat begonnen: Laut "TextilWirtschaft" soll die Filiale in Stuttgart geschlossen werden. Sogar ein Nachmieter stünde bereits fest. Aktualisiert
Immobilienspezialisten würden bereits die Neuentwicklung des riesigen Warenhauses in ein Geschäftshaus mit mehreren Mietern planen, schreibt das Blatt, das wie Der Handel im Deutschen Fachverlag erscheint. Die Immobilie in der Stuttgarter Toplage gehört wie 16 weitere Karstadt-Häuser ebenfalls Signa. Laut "TextilWirtschaft" werde der Billigtextilhändler Primark als Mieter-Kandidat gehandelt.
Karstadt soll in dem Haus jährliche Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren haben, schreibt die "TextilWirtschaft" und beruft sich dabei auf "Insider". "Breuninger ist in Stuttgart immer stärker geworden, Karstadt hat dagegen einfach keine Chance", heißt es weiter.
Filial-Portfolio "permanent evaluieren"
Karstadt wäre nach der Schließung der Filiale in der Königstraße nur noch mit einem Sports-Haus in der Innenstadt vertreten. Auch in anderen Städten ist offenbar Bewegung. Informationen aus dem Markt zufolge sollen zum Beispiel die Verkaufsflächen der Karstadt-Häuser in Freiburg und Nürnberg durch Untervermietungen an andere Filialisten deutlich schrumpfen, schreibt die "TextilWirtschaft".Im Hamburger Karstadt Sports-Haus gab es bereits Veränderungen. Dort wird auf über 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche im Untergeschoss demnächst Rewe als Mieter einziehen. Karstadt hat auf TW-Anfragen zu den Schließungen und Veränderungen bis Redaktionsschluss nicht reagiert.
Ein Karstadt-Sprecher betonte in einer ersten Stellungnahme zu dem Bericht, das Management habe "zu diesem Zeitpunkt keine Entscheidung getroffen, irgendeine Filiale zu schließen". Er erklärte allerdings auch, es sei Teil der Karstadt-Strategie, das Filial-Portfolio permanent zu evaluieren, um Produktivität und Profitabilität zu erhöhen.
Tarifverhandlungen wieder ohne Ergebnis
Die aktuellen Verkaufsgerüchte überschatteten die zweite Verhandlungsrunde zur Beilegung des Tarifkonflikts bei Karstadt, die am Dienstag in Gladbeck ohne greifbares Ergebnis zu Ende ging. Es habe für den Bericht in den Verhandlungen keine Bestätigung gegeben, sagte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes der Nachrichtenagentur dpa. Ein Hauptziel der Gewerkschaften bei den Tarifgesprächen ist der Abschluss eines Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrages.Peukes sagte, wenn die Gewerkschaft in dieser Situation nicht über derartige Pläne informiert würde, wäre das in seinen Augen dramatisch. "Die Karstädterinnen und Karstädter brauchen eine Perspektive. Die gibt es verlässlich und verbindlich nur durch eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie die Rückkehr in die Tarifbindung", betonte Rüdiger Wolff, ebenfalls Karstadt-Verhandlungsführer von Verdi. "Notfalls müssen wir unsere Forderungen durch Aktionen bekräftigen."
Die Gespräche sollen am 11. November fortgesetzt werden.