Nach dem Ablauf des Sanierungstarifvertrags werde Karstadt zur Tarifnormalität zurückkehren, sagte unlängst die Gewerkschaft. Nun stellt es sich heraus: Der Warenhauskonzern baut 2.000 Stellen ab.
Auch diesmal hört sich die

Bis zum Ende des Jahres 2014 sollen im Zuge der Sanierung des Unternehmens 2.000 Stellen gestrichen werden. Derzeit hat Karstadt rund 25.000 Beschäftigte.
"Strukturen und Prozesse vereinfachen"
Der Stellenabbau solle bis Ende 2014 "so sozialverträglich wie möglich" erfolgen. Geplant seien Frühpensionierungen, die Nichtverlängerung von befristeten Verträgen sowie der freiwillige Austritt von Beschäftigten aus dem Unternehmen."So schmerzhaft diese Maßnahmen für die betroffenen Mitarbeiter sind, so notwendig sind sie", sagte Karstadt-Chef Jennings laut Mitteilung. Das Unternehmen müsse seine Strukturen und Prozesse weiter vereinfachen, um damit das Unternehmen langfristig auf die "passende Größe" zu bringen.
Filialschließungen oder der Verkauf von Unternehmensteilen seien derzeit nicht geplant, sagte Jennings der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Allerdings hat gerade die FAZ in der Vergangenheit einige sehr optimistische Botschaften von Jennings weitestgehend unkritisch wiedergegeben.
Sanierungstarifvertrag läuft aus
Die Ankündigung kommt ausgerechnet einen Monat vor dem Auslauf des Sanierungstarifvertrags mit der Belegschaft Ende August. Mit dem Verzicht auf Gehaltsbestandteile wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld hatten die Mitarbeiter seit 2009 einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Unternehmens geleistet.Die Rückkehr zum Flächentarifvertrag beschert dem Unternehmen jährlich zusätzliche Kosten von 50 Millionen Euro. Bislang ging die Gewerkschaft Verdi jedoch fest davon aus, dass Karstadt die Mehrkosten verdauen würde. "Karstadt wird zur Tarifnormalität zurückkehren", sagte Verdi-Handelschefin Stefanie Nutzenberger vor wenigen Wochen im Gespräch mit Der Handel.
Das wird auch passieren - jedoch mit einer deutlich verkleinerten Belegschaft. Den Stellenabbau kritisiert Verdi nun scharf. "Das ist ein völlig falsches Signal an die Belegschaft und die Kunden", sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz am Montagabend der dpa.
Schmitz sagte, Karstadt brauche motivierte und engagierte Mitarbeiter, auch für die nötige fachliche Beratung. Die Gewerkschaft wolle erreichen, dass möglichst viele Stellen erhalten bleiben.
Statt Stellen zu streichen, müssten die Unternehmensführung und Investor Berggruen mehr Geld in die Modernisierung investieren, forderte der Verdi-Sprecher. Dies gelte vor allem für die klassischen Warenhäuser. Mit dieser Meinung ist er in der Branche nicht allein.
Schuld ist die Euro-Krise
Karstadt selbst verwies auch auf "herausfordernde Marktbedingungen" der Euro-Schuldenkrise, die die übrige Handelsbranche jedoch noch nicht spürt - der Handelsverband HDE hält an seiner bisherigen Prognose fest, wonach der Einzelhandelsumsatz in diesem Jahr um 1,5 Prozent zunehmen wird.Sowohl das Management als auch Eigentümer Nicolas Berggruen seien "fest entschlossen, Karstadt durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld zu steuern", sagte Jennings. Beide blieben dem Unternehmen langfristig verbunden.
Berggruen hatte Karstadt im Jahr 2010 nach einer Bieterschlacht aus der Insolvenz übernommen. Seitdem seien 160 Millionen Euro in die Häuser, die Technik und die Infrastruktur investiert worden, hieß es in der Mitteilung.
Das Investitionsprogramm solle weiter vorangetrieben werden. Die Modernisierung des Filialnetzes solle fortgesetzt werden. Mit welchem Geld, ist allerdings noch nicht klar.
Marcelo Crescenti mit Material von dpa