Bei Karstadt werden weniger Menschen entlassen, als zunächst befürchtet. Betriebsrat und Unternehmensleitung sind mit dem Kompromiss zufrieden. Arbeitsdirektor Müllenbach weiß auch, wie die verbleibenden Mitarbeiter besser mit den Kunden umgehen sollen.

Nach dem erzielten Kompromiss über Stellenstreichungen will das angeschlagene Warenhausunternehmen Karstadt seine Sanierung nun "entschlossen" vorantreiben. Derzeit sei die "Liquiditätssituation" weiterhin erheblich stabiler als im Vorjahr, so dass das Unternehmen über die dafür notwendigen finanzielle Mittel verfüge, kündigte Karstadt-Arbeitsdirektor Miguel Müllenbach im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an.

Der Karstadt-Manager bezeichnete die nun erzielte Einigung als "zentralen Baustein", um den Personalaufwand künftig besser an der Ergebnis- und Umsatzentwicklung auszurichten.

Weniger Zeit mit Nebentätigkeiten vergeuden

Müllenbach widersprach im Interview der These, dass sich die Personaleinsparungen bei Karstadt negativ auf den Kundenservice auswirken könnte. Vielmehr würden diese zunehmen und qualitativ erheblich besser werden, betonte er. "Genug Zeit für den Kunden gewinnen wir vor allem durch rigorosen Verzicht auf unnötige Verwaltungsaufgaben und andere Nebentätigkeiten oder das Lesen von Hunderten Berichten aus der Hauptverwaltung", sagte der Arbeitsdirektor.

Generell müsse der Personaleinsatz flexibel gestaltet werden. Die Personalkosten wiederum "werden sich auf keinen Fall auf Discount-Level bewegen", versicherte Müllenbach. Er sieht Karstadt nach der Anpassung der personellen Struktur auf einem nationalen und internationalen Warenhaus-Niveau.

Transfergesellschaft wird gegründet

Der Betriebsrat hatte zuvor über eine deutliche Reduzierung der geplanten Kündigungen bei Karstadt berichtet. Die Zahl der zu erwartenden Entlassungen habe sich von ursprünglich 2.750 auf 1.400 nahezu halbiert, hieß es. "Wir sind mit dem Ergebnis unter den gegebenen Umständen sehr zufrieden", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt am Samstag. "Unser Ziel - die Einrichtung einer Transfergesellschaft und die Verhinderung von Abgruppierungen - haben wir erreicht. Und selbstverständlich haben wir auch Abfindungen vereinbart", zog Patzelt eine positive Bilanz.

Das Unternehmen hatte betont, bei den Sanierungsbemühungen derzeit hundertprozentig im Zeitplan zu liegen. Karstadt wird eine Transfergesellschaft einrichten, um von der Kündigung betroffene Mitarbeiter weiterzuqualifizieren. An diesem Dienstag sollen nun die Tarifverhandlungen für die Karstadt-Beschäftigten fortgesetzt werden.