Die Geschäfts­führung von Easycash bezieht im Interview mit Der Handel Position zu den Gebührenstrukturen bei EC-Kartenzahlung, zum Streitthema Datenschutz und zur Zukunft des bargeldlosen Zahlens.

Foto: Easycash
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Die Edekabank sorgte kürzlich mit der Nachricht für Furore, geringere Gebühren im Girocard-Verfahren ausgehandelt zu haben. Stehen die Telefone bei Ihnen seither nicht mehr still, weil auch Ihre Handelskunden weniger als 0,3 Prozent vom Umsatz für eine EC-Kartenzahlung bezahlen wollen?

Birkner: Wir bieten unseren Kunden schon seit Jahren Mischverfahren aus Girocard-Zahlungen und kartengestützten Lastschriftverfahren an, mit denen wir aufgrund einer ausgefeilten Risikosteuerung sehr günstige Preise offerieren können. Nur ein kleiner Prozentsatz der Transaktionen wird dabei über das Girocard-System der Banken abgewickelt. Wir wissen zwar nicht, welche Konditionen die Edekabank nun genau erhält, bieten aber mit Sicherheit nach wie vor konkurrenzfähige Lösungen an.

Das Risikomanagement über Sperrdateien im kartengestützten Lastschriftverfahren ist auf massive ­Kritik bei den Datenschützern gestoßen. Wie kommen die Bemühungen um eine Einigung mit den Landesbeauftragten für Datenschutz voran?
Pfeifer: Um eines vorweg zu schicken: Das Vertrauen unserer Kunden in die Sicherheit und Rechtmäßigkeit unserer Prozesse ist unsere Geschäftsgrundlage. Daher ist uns der Datenschutz ein besonders wichtiges Anliegen. Wir haben gemeinsam mit anderen Branchenvertretern kons­truktive Gespräche mit den Verbraucher- und Datenschützern geführt und unsere Arbeitsweise transparent gemacht. Es sieht jedoch derzeit leider nicht so aus, als könnten sich die Landesdatenschutzbeauftragten untereinander auf eine einheitliche Haltung verständigen. Wir gehen davon aus, dass die von uns praktizierten Verfahren dem gesetzlichen Erlaub­nistatbestand unterliegen, und das bestätigt uns auch ein entsprechendes Rechtsgutachten.

Foto: Easycash
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Thilo Weichert, Landesbeauftragter für Datenschutz in Schleswig-Holstein, hat gegenüber "Der Handel" bereits rechtliche Schritte angekündigt, falls es zu keiner Einigung kommt ...

Pfeifer: ... dann müssten die Gerichte dies gegebenenfalls klären. Der Anwendungsfall ELV ist nun einmal nicht explizit durch das Gesetz geregelt. Wir werden unsere Argumente den Landesdatenschutzbeauftragten noch einmal dediziert vortragen. Insbesondere sehen wir unseren Status als Zahlungsinstitut nicht angemessen in der Diskussion gewürdigt.

Ist das ELV-Verfahren nicht generell ein Auslaufmodell, weil die deutsche Lastschrift von der SEPA-Lastschrift abgelöst wird?
Birkner: Das kartengestützte Lastschriftverfahren hat sich im Markt bewährt und wird von den Kunden akzeptiert. Im ELV-Forum arbeiten wir mit Vertretern des Handelsverbands HDE und anderen Branchenteilnehmern daran, das Verfahren SEPA-konform auszugestalten und machen gute Fortschritte dabei. Wir glauben daher, dass die Kartenzahlung per Lastschrift auch in der Single European Payments Area noch eine Zukunft hat.   

Ob mit oder ohne Lastschriftverfahren als Konkurrenz, die Girocard-Gebühren sind in Bewegung gekommen. Wie wird sich der Markt weiter entwickeln?
Pfeifer: Es sind verschiedene Szenarien denkbar. Möglich wäre zum Beispiel, dass die EC-Cash-Netzbetreiber die Gebühren mit den Händlern bilateral aushandeln, wie es die Acquirer im Bereich der Kreditkarten tun. Die Bepreisung der Kartenzahlung würde sich dann am jeweiligen Volumen orientieren. Denkbar sind aber auch ganz andere Entwicklungen. Wenn das deutsche Girocard-System künftig nicht mehr von allen Banken getragen wird, könnte es an Bedeutung verlieren - zugunsten der internationalen Debitkartenverfahren Maestro und V-Pay oder neuen europäischen Schemes.

Mastercard und Visa propagieren die sogenannte NFC-Technologie als die Lösung für das mobile Zahlen der Zukunft. Was ist Ihrer Meinung nach dran an der „Near Field Communication"-Technologie?
Birkner: Die aktuelle Terminalgeneration hat die NFC-Technik hardware­seitig in der Regel bereits integriert. Dazu kommen immer mehr Karten und auch Handys in den Markt, die NFC-fähig sind. Im Handel gibt es ein großes Interesse an dieser Technik, und wir führen intensive Gespräche mit zwei großen Händlern, die noch in diesem Jahr einen Pilot starten wollen. Meiner Meinung nach wird sich das kontaktlose Zahlen auch in Deutschland viel schneller etablieren als viele derzeit denken.  

Foto: Easycash
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Die Easycash würde jüngst von der BaFin als Zahlungsinstitut lizenziert. Denken Sie nun über Kooperationen mit Wertdienstleistern nach, um auch die Abwicklung des Bargeldverkehrs anzubieten?
Birkner: Wir schauen uns diesen Markt in der Tat an. Es ist aber noch zu früh, um darüber zu reden. Noch immer werden knapp 60 Prozent der Umsätze im Einzelhandel mit Bargeld abgewickelt, wir sehen hier für Kartenzahlungen noch viel Potenzial.


Interview: Hanno Bender

Hintergrund zum Unternehmen:

Easycash ist der Marktführer unter den EC-Cash-Netzbetreibern. Zu den Kunden, die ihre Kartenzahlungen über das Unternehmen abwickeln, gehören Unternehmen wie Metro, Rewe und Aldi Süd, aber auch zahlreiche kleine und mittlere Handelsunternehmen. Rund 1,1 Milliarden Zahlungstransaktionen wickelte das Unternehmen in 2010 ab. Seit Herbst 2009 gehört Easycash zur Ingenico Group, einem der weltweit größten Terminalhersteller und Zahlungsdienstleister.

Im vergangenen Jahr geriet Easycash als „Datenkrake von Ratingen" in die Schlagzeilen. Datenschützer kritisierten die Speicherung von Kontodaten im elektronischen Lastschriftverfahren (ELV). Easycash und andere Branchenvertreter versuchten gemeinsam mit dem HDE eine Einigung mit den Datenschützern zu erzielen, die Rechtsmeinungen der Beteiligten scheinen jedoch zu weit auseinander zu liegen.

Dieses Interview ist in der Mai-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel erschienen. Ein kostenfreies Ansichtsexemplar erhalten Sie hier.

Update:
Die Datenschutzbeauftragen der Bundesländer konnten in einer Sitzung am 4./5. Mai 2011 keine einheitliche Haltung zur datenschutzrechtlichen Bewertung des ELV-Verfahren festlegen. Lesen Sie in der Juni-Ausgabe von Der Handel welche Konsequenzen sich daraus für das im Einzelhandel beliebte und weitverbreitete Kartenzahlungsverfahren ergeben können.