Von einer Krise kann im Handel nicht die Rede sein. Der Umsatz mit Kreditkarten stieg im ersten Quartal 2009 sogar, berichtet der Zahlungsdienstleister ConCardis.

"Zweistellige Wachstumsraten sind zwar seit Oktober vergangenen Jahres nicht mehr zu erzielen, aber die Krise ist bei den Konsumenten noch nicht angekommen", sagte der Vorsitzende der Concardis-Geschäftsführung Manfred Krüger auf der Jahrespressekonferenz des Zahlungsdienstleisters am heutigen Donnerstag.

"Im Einzelhandel verzeichnen wir im ersten Quartal je nach Branche Zuwächse von ein bis acht Prozent, insbesondere Baumärkte legten deutlich zu", bilanzierte Krüger. "Allein im Bereich Travel & Entertainment also bei Reisen, Restaurants und Hotelbuchung macht sich die Krise bemerkbar."

Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt ist Vertragspartner von rund 400.000 Unternehmen aus dem Handel, der Gastronomie und dem Hotelgewerbe, die Kreditkarten akzeptieren. Unter anderem gehören Edeka, Metro Cash & Carry, Karstadt, die Tankstellenketten Agip und Total sowie die Steigenberger Hotelgruppe zu den Kunden des Acquierers.

Zweistellige Zuwächse bei Transaktionsumsatz und -erlösen

Im vergangenen Geschäftsjahr konnte das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirtschaft den Transaktionsumsatz um 17,4 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro steigern. Die daraus für ConCardis resultierenden Umsatzerlöse lagen bei 278,2 Millionen Euro, was einem Zuwachs von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Der Umsatz im Bereich E-Commerce - ConCardis bietet neben der Akzeptanz von Kreditkarten eine Reihe von weiteren Zahlungslösungen für Online-Shops und -Dienstleister - legte im ersten Quartal um zehn Prozent zu. Insgesamt umfassen die Online-Payment-Dienstleistungen inzwischen zwölf Prozent des Gesamtumsatzes der Frankfurter.

Zum Gewinn machte das Unternehmen keine Angaben. "Das Wettbewerbsumfeld im Kartengeschäft ist härter und internationaler geworden und da unsere Konkurrenten keine Angaben zum Ergebnis machen, haben wir davon ebenfalls Abstand genommen", begründete Manfred Krüger die Entscheidung. Als "angemessen" umschrieb er die Ertragssituation. 2007 hatte das Unternehmen ein Ergebnis von 10,8 Millionen Euro vor Steuern verbuchen können.

Auslandsgeschäft und weiße Flecken

In den kommenden Jahren will ConCardis das Auslandsgeschäft vor allem in den Beneluxländern vorantreiben. Bislang ist der Acquierer in der Schweiz und mit rund 3.000 Akzeptanzstellen in Österreich vertreten.

Darüber hinaus sollen "weiße Flecken" bei der Kreditkartenakzeptanz im deutschen Einzelhandel beseitig werden. "Die Elektrofachmärkte und die Discounter wollen wir für die Karten gewinnen", sagte Rainer Sureth, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb. "Wir sind zuversichtlich, dass in ein bis zwei Jahren der erste Discounter Kreditkarten akzeptiert, die anderen werden dann schnell nachfolgen."

Foto: Concardis
Foto: Concardis
Auch im Lebensmittelhandel habe vor fünf Jahren ausschließlich tegut Kreditkarten angenommen, heute sei eine flächendeckende Akzeptanz in der Branche erreicht. Die Discounter und Elektrofachmärkte mit denen ConCardis Gespräche führt würden allerdings die Entwicklung der Interchange-Debatte mit Argusaugen verfolgen und vermutlich abwarten, was sich an der Gebührenfront tut, so Sureth.

Sinkende Kreditkartengebühren auch in Deutschland

Nachdem das Kreditkartenunternehmen Mastercard mit der EU-Kommission Anfang April dieses Jahres eine vorläufige Einigung zur Höhe der Kartengebühren bei grenzüberschreitenden Zahlungen erreicht hat, erwarten Beobachter günstigere Interchange-Gebühren auch bei Kreditkartentransaktionen, die innerhalb eines Landes stattfinden.

Mastercard einigte sich mit der EU-Wettbewerbskommission vorläufig auf Interbankenentgelte für grenzüberschreitende Transaktionen von durchschnittlich 0,3 Prozent vom Umsatz bei Kreditkarten und 0,2 Prozent bei Debitkarten ab Juli 2009. Konkurent Visa kündigte jüngst eine Absenkung der sogenannten "crossborder Interchange fee" auf 0,6 Prozent vom Umsatz zum August 2009 an.

Die durchschnittlichen Interbankenentgelte bei Kartentransaktionen innerhalb von Deutschland liegen deutlich darüber. Bei Mastercard bewegt sich die nationale Interchange-Gebühr zwischen 0,68 Prozent für Tankstellen, 0,83 Prozent für Lebensmittelhändler und 1,7 Prozent für die Händler-Kategorie "Standard Consumer".

Das Bundeskartellamt wartet auf den EuGH

Für die nationalen Wettbewerbsbehörden - das Bundeskartellamt ist seit 2006 mit einer Beschwerde zu den Kreditkartengebühren befasst - dürfte es auf Dauer schwer verständlich seien, warum internationale Zahlungstransaktionen kostengünstiger sind als solche, die innerhalb eines Landes stattfinden.

Allerdings betont Mastercard, dass die Einigung mit der EU-Kommission nur Interims-Charakter habe, weil die Kompromisslösung nicht kostendeckend sei. Die Kartenorganisation hat Rechtsmittel eingelegt und hofft auf eine Klärung durch den Europäischen Gerichtshof bis Ende 2010.

ConCardis-Geschäftsführer Manfred Krüger erwartet zur Frage der nationalen Interchange-Gebühren der Kartenorganisationen keine Entscheidung des Bundeskartellamts vor 2010.