Vor mehr als einem Jahr musste der Einzelhandel erstmals seine Geschäfte wegen der Corona-Pandemie schließen. Seitdem wurden in kürzester Zeit neben Hygienekonzepten vor allem digitale Lösungen und innovative Einkaufskonzepte entwickelt. Der Zahlungsdienstleister Adyen hat die Bezahl- und Einkaufsgewohnheiten in Deutschland auf seiner Plattform untersucht und verglichen. Deutschland-Chefin Alexa von Bismarck gibt in einem Gastbeitrag exklusive Einblicke in die Daten.
Am häufigsten waren kontaktlose Bezahlungen in den Monaten November und Dezember 2020 zu verzeichnen. Grund hierfür ist natürlich das erhöhte Shopping zum Black Friday und vor Weihnachten. Auch die Zahlungen mit Mobile Wallets wie Apple Pay oder Google Pay stiegen.

Kontaktlose Zahlungen haben sich verdreifacht
Insgesamt wurde im vergangenen Jahr dreimal so oft die kontaktlose Zahlung genutzt als noch 2019. Die klassische Eingabemethode mit Chip und PIN ist dagegen im Durchschnitt um ein Fünftel zurückgegangen.Mittlerweile macht kontaktloses Bezahlen ein Drittel aller Zahlungsmethoden aus. Das ist für Deutschland, das immer als Bargeld-Nation gesehen wurde, ein sehr hoher Anteil.
Zudem geben 39 % der deutschen Verbraucher, die früher Bargeld bevorzugten, an, dass sie seit der Pandemie auf kontaktlose Zahlungen bzw. digitale Wallets umgestiegen sind. Weltweit haben 54 % der Verbraucher Bedenken, ein Zahlungsterminal zu berühren und würden eine kontaktlose Zahlungsmethode bevorzugen.
Mobile first wird zur Realität
Natürlich machen sich die Veränderungen nicht nur im stationären Handel bemerkbar. Die Schließung der Läden hat sich auch auf die Onlinekäufe ausgewirkt, die einen deutlichen Anstieg verzeichnet haben. Und die Deutschen tätigen sie immer öfter mit dem Handy.Die Tendenz ließ sich bereits in den Jahren zuvor beobachten, 2020 ist die Zahl der Bestellungen über das Smartphone aber noch einmal gestiegen: Deutlich mehr als die Hälfte der Bestellungen laufen über das Handy.
Kleinere Käufe werden mobil, größere über den Desktop getätigt
Und noch eine weitere Veränderung lässt sich beobachten: Der durchschnittliche Warenkorbwert pro Bestellung wurde bei den Einkäufen über das Smartphone kleiner, beim Desktop dagegen größer.Eine mögliche Erklärung dafür sind Essensbestellungen, die 2020 natürlich einen starken Aufschwung verzeichnet haben. Die Pizza bestellt sich besser mit dem Handy als das Möbelstück, das man etwas länger und genauer anschauen möchte.
Nicht zuletzt ist das Thema Onlinekäufe in Deutschland sehr eng mit Vertrauen und Sicherheit vernetzt: Auch deshalb werden kleinere Käufe häufiger über mobile Endgeräte getätigt, für teurere Käufe greifen Verbraucher jedoch bevorzugt zum Laptop.

Gaming und Sportartikel profitieren vom Lockdown
Auch die eingeschränkte Mobilität und die Notwendigkeit, den Lebensmittelpunkt in die eigenen vier Wände zu verlagern, hat sich auf die Konsumgewohnheiten der Verbraucher ausgewirkt.Dass die Reisebranche 2020 einen starken Umsatzrückgang verzeichnete, überascht niemanden. Aber wofür haben die Deutschen dann ihr Geld ausgegeben? Die Antwort: für Hobbys und Freizeitaktivitäten, denen man ganz einfach von zu Hause nachgehen kann.
Eine Zunahme lässt sich sowohl bei Computerspielen und Gaming als auch bei Sportartikeln wie Trainingsgeräten und Sportkleidung beobachten. Auch Modebestellungen haben zugenommen. Hier ist vor allem der Trend zu "Athleisure" und Lounge Wear im Home Office als Treiber zu sehen.
Trend zu Secondhand und lokalem Konsum
Daneben haben aber auch die Secondhand-Käufe zugenommen. Wie eine Studie zeigt, hat die Corona-Pandemie vor allem bei deutschen Konsumenten das soziale Bewusstsein gefördert und einen Trend zu nachhaltigem und loyalem Konsum angeregt.Dazu gehört auch das Vermeiden von Rücksendungen und Verpackungsmüll. In allen Märkten betonten Verbraucher, dass sie während der Pandemie mehr bei lokalen Unternehmen eingekauft haben, um diese zu unterstützen.
69 % der Deutschen sagen, dass sie mehr bei Einzelhändlern in ihrer Nähe einkaufen wollen - das liegt deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 43 %.
Kunden haben sich an den Komfort gewöhnt
Wann die Geschäfte dauerhaft wieder öffnen, kann im Moment niemand sicher sagen. Sicher ist jedoch, dass die deutschen Verbraucher die neuen Bezahl- und Shoppinggewohnheiten beibehalten werden.Und sie werden Komfort wie kontaktloses Bezahlen und gut strukturierte, übersichtliche Onlineshops, die auch auf Smartphone und Tablet optimal funktionieren, weiterhin einfordern.
Händler sollten sich auf das "New Normal" einstellen und das Shoppingerlebnis für die Kunden so komfortabel wie möglich gestalten.