Die deutsche Kreditwirtschaft startete im Großraum Hannover offiziell das Pilotprojekt girogo. Neben bekannten Akzeptanzpartnern wie Edeka, dm-drogeriemarkt oder Douglas wurden nun neue Teilnehmer bekannt.

Nachdem Ende März an einer Esso-Tankstelle in Hannover bereits die erste girogo-Transaktion stattgefunden hat, startete die deutsche Kreditwirtschaft an diesem Dienstag offiziell den Feldtest für das kontaktlose Bezahlen mit der Geldkarten-Technologie in der Pilotregion Hannover, Braunschweig und Wolfsburg.

Über 1,3 Millionen Kunden der Banken und Sparkassen in der Region können nun im teilnehmenden Einzelhandel und an Tankstellen in weniger als einer Sekunde Beträge bis 20 Euro bequem kontaktlos über den Prepaid-Chip auf ihrer girocard (früher EC-Karte) an der Kasse bezahlen. Das neue gemeinsame Markenzeichen girogo ist an akzeptierenden Kassen und auf entsprechenden girocards erkennbar.

Größter Feldtest für NFC-Technik in Deutschland

"Die Zukunft des Zahlens heißt girogo. Wir starten heute das bundesweit größte Pilotprojekt für die Near Field Communication-Technik", sagte Wolfgang Adamiok, Leiter Zahlungsverkehr und Kartenstrategie im Deutschen Sparkassen und Giroverband (DSGV), vor Journalisten in Hannover.

Zu den Handelspartner gehören - wie bereits gemeldet - der Lebensmittelhändler Edeka sowie der zur Edeka-Gruppe zugehörige Discounter Netto, die Tankstellen Esso, star, Jet und Tamoil (hem), die Systemgastronomen McDonalds und Ditsch, die dm-drogeriemärkte, die Douglas Holding (Thalia, Christ, AppelrathCüpper, Hussel) sowie der Sanitäranlagenbetreiber Sanifair teil.

Foto: Hanno Bender
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"Wir hoffen, dass der Kassiervorgang für den Kunden schneller und bequemer wird und der Kunde deshalb häufiger zur Karte greift", begründete Peter Lämmert, Geschäftsführer der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover, die Motivation des Unternehmens zur Teilnahme an dem Projekt.

Die Investitionskosten pro Kassenplatz bezifferte Lämmert auf 250 Euro. Edeka tauscht im Zuge des Tests die Artema Hybrid-Kartenterminals durch iPP 350-Geräte mit integrierten NFC-Lesern des IT-Anbieters Ingenico aus.

"Für die Kunden ist es ganz einfach, die bereits gewohnte EC-Karte zu verwenden und ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift zu bezahlen", erläuterte Christiane von Roda, Gebietsverantwortliche von dm-drogeriemarkt. "Die Betragsgrenze von 20 Euro passt 100-prozentig zu unseren Anforderungen", so von Roda.

Entscheidung über bundesweiten Roll-Out nach Testbetrieb

Edeka startet zunächst mit fünf Märkten in Hannover und will bis Ende Mai alle rund 250 Filialen in der Pilotregion umgerüstet haben. Danach soll eine Entscheidung für den bundesweiten Roll-Out erfolgen.

dm-drogeriemarkt startet mit zwei Filialen und erweitert den Feldtest auf insgesamt 43 Filialen in der Region. Die Douglas Holding ist bereits mit mehr als 40 Filialen im girogo-Livebetrieb, Esso und McDonalds sind jeweils mit fünf Niederlassungen mit von der Partie.

Nach der Pilotregion will die Sparkassen-Finanzgruppe, der Treiber des Projekts in der deutschen Kreditwirtschaft, in diesem Jahr noch weitere Metropolregionen für girogo erschließen.

Hamburg, das Rheinland sowie München und das Rhein-Main-Gebiet stehen kurz- bis mittelfristig auf der Agenda, deutete Wolfgang Adamiok an. Man führe zudem intensive Gespräche, um weitere Akzeptanzpartner im Handel für girogo zu gewinnen.

Foto: Hanno Bender
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Rewe, Tegut und Kaiser´s Tengelmann zeigen nach Informationen von derhandel.de Interesse an Pilotierungen. Auch der Möbelhändler Ikea, hört man aus dem Markt, sei an girogo für den Restaurantbetrieb und das umsatzstarke Nachkassengeschäft (Lebensmittel und Hot Dogs) interessiert.

Neben neuen Akzeptanzpartnern im Handel hat die Sparkassen-Finanzgruppe darüber hinaus einen "Letter of Intent" mit einem großen, internationalen Smartphonehersteller unterzeichnet, mit dem Ziel, die SparkassenCards direkt in die Geräte verbauen zu lassen.

"Wir werden die Karte ins Handy bringen und dafür ganz unterschiedliche Wege nutzen", kündigte Adamiok an. "Letztlich entscheidet der Kunde, welche Variante er bevorzugt und wie er zahlen will".

Die NFC-Technologie, die beim kontaktlosen Zahlen mit girogo zur Anwendung kommt, gilt als Brückentechnologie für mobile Zahlungslösungen. Ab dem kommenden Jahr soll laut Adamiok voraussichtlich auch mit der girocard kontaktlos bezahlt werden - ohne Kleinbetragsgrenze, jedoch mit PIN-Autorisierung.

Hanno Bender

Ein Erklärvideo zum kontaktlosen Bezahlverfahren sowie weiterführende Händlerinformationen und eine Akzeptanzstellenübersicht finden sich auf der offiziellen Homepage von girogo. Häufig gestellte Fragen zu den unterschiedlichen kontaktlosen Bezahlverfahren girogo, PayPass (Mastercard), PayWave (Visa) beantwortet die Redaktion von derhandel.de hier.