Es ist das Aushängeschild der deutschen Fintech-Branche. Das Hamburger Unternehmen Kreditech reitet auf einer Erfolgswelle. Das Geheimrezept ist der geschickte Umgang mit Daten. Ziemlich viele Daten. Frische Daten sind auch der Grund für Kreditechs neueste Ausbeute: Die Übernahme eines polnisches Fintech-Startups.

Wie das funktioniert? Es werden ortsbezogene Daten (GPS, mikro-geografisch), Social Graphs (Likes, Freunde, Locations, Posts), Verhaltensanalysen (Bewegen und Verweildauer auf der Webseite), Online-Shopping-Verhalten von Personen sowie Gerätedaten (Installierte Apps, Betriebssysteme) als Datenpunkte erfasst und mithilfe selbstlernender Algorithmen ein sogenanntes Scoring erstellt. „Big Data Scoring“ und „Algorithmic Banking“ nennt Kreditech seine Services für Privatkunden und Retailer.
Alle Zeichen auf Wachstum
Das Unternehmen der Gründer Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, die Idee ihrer „digitalen Bank“ in die Tat umzusetzen. Inzwischen ist Kreditech in bald einem Dutzend Ländern aktiv. 74 Millionen Dollar hat das Fintech-Startup von Investoren bekommen, darunter die Samwer-Brüder, Felix Haas (Amiando) und Michael Brehm (StudiVZ). Waren 2013 weltweit nur 60 Mitarbeiter damit beschäftigt, die digitale Bank auf- und auszubauen, sind es jetzt schon 200 Menschen. Eigenen Angaben zufolge liegt die Revenue Run Rate 2014 bei 55 Millionen Dollar; 45 Millionen Dollar mehr als im Jahr zuvor.
Übernahme von Kontomierz
Damit Kreditech an weitere Daten herankommt und das Scoring-Verfahren weiterhin optimiert werden kann, haben die Hamburger gerade bei Kontomierz zugegriffen. Das polnische Fintech-Startup Kontomierz wurde für einen siebenstelligen Betrag sowie Kreditech-Anteile in unbekannter Höhe eingekauft. Kerngeschäft der Warschauer ist die Bank-API KontoX. Damit ist die Identitätsüberprüfung durch Finanzinstitute möglich. Außerdem können sie Einblick auf Konten gewährt bekommen. „Mit seiner Technologie ermöglicht Kontomierz uns, in Echtzeit einzigartige Daten zu erhalten“, lässt sich CEO Sebastian Diemer in der Pressemitteilung zitieren. Mehr Daten heißt: ein besseres Geschäft für Kreditech. Man darf gespannt sein, wohin die Reise noch gehen wird. Und ob sich die Menschen hierzulande wirklich in der Masse auf dieses Datenmonster einlassen.
