3D-Tasse aus dem Drucker bei Shapeways
3D-Tasse aus dem Drucker bei Shapeways
Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank? Und Sie erwarten den Besuch der Verwandtschaft? Kein Problem, wenn Sie einen 3D-Drucker zu Hause haben. Dann drucken Sie eben das fehlende Geschirr mal eben selbst.  Zukunftsmusik. Noch. 3D-Drucker werden nicht nur massive Auswirkungen auf den Handel haben, sondern auch die Logistik beeinflussen. Und das gleich auf mehreren Ebenen.

Noch sind 3D-Drucker wie der fast schon erschwingliche Makerbot ein schickes Gadget,  mit dem sich gerne Agenturen in ihren Büros schmücken, um zu zeigen, wie nah sie am Puls der Zeit sind. Doch schon 2016, das sagt eine Progonse des Marktforschungsinstituts Gartner  soll der 3D-Druck im Mainstream angekommen sein. Der ehemalige MakerBot-Manager Samuel Cervantes bringt schon jetzt mit Solidoodle einen 3D-Drucker ab 499 US-Dollar auf den Markt.

3D-Drucker in der Bücherei

Das wäre Ihnen noch zu teuer und auch noch ein wenig zu kompliziert, wie ein Test bei t3n zum Makerbot deutlich macht? Zur Not geht man eben in einen 3D-Druckershop. Oder in Köln in die Bücherei. Die Kölner Zentralbibliothek hat einen 3D-Drucker der Marke Makerbot Replicator 2. Den öffentlichen Drucker kann jeder benutzen, um 3D-Objekte, die auf der Website Thingiverse von der Community hochgeladen wurden zu drucken oder eigene Designs zu fertigen. Die Kosten für den Ausdruck betragen pro Druck einmalig 5 Euro plus 10 Cent pro Gramm Rohmaterial.

Marktplätze drucken bereits Millionen Produkte

Die Anwendungsszenarien sind vielfältig: Schmuck, Schuhe, Bikinis und Ersatzteile für Autos oder Waschmaschinen, ioder schlicht indivduelle Knöpfe für die Schrankwand und Hemden. Und natürlich auch Spielzeug wie der Mablevator (Video). Marktplätze wie Shapeways und Thingiverse haben sich bereits darauf spezialisiert, druckbare 3D-Modelle als Datei anzubieten oder direkt selbst zu drucken und dann an den Kunden zuzustellen. Shapeways will bereits über eine Million Produkte gedruckt haben.  Bei i.materialise.com  kann man unter anderem Schmuck und Haushaltsgegenstände aus dem 3D-Labor erwerben oder eigene Designs verkaufen.

Rohmaterialien statt fertige Produkte

81 Prozent aller ITK-Unternehmen rechnen damit, dass 3D-Drucker einzelne Branchen stark verändern. 3 Prozent meinen sogar, die Geräte würden die Wirtschaft insgesamt revolutionieren. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag des Hightech-Verbandes BITKOM.

Marblevator cross under track

Auch Logistiker müssen sich umstellen. Statt fertige Produkte von A nach B zu liefern, werden vermutlich häufiger Rohmaterialien für den 3D-Druck nachgefragt. Nicht nur Richtung Verbraucher wird sich das Verhältnis ändern. Schneller wandelt es sich womöglich noch Richtung Business-Kunden, weil die Autowerkstatt den Außenspiegel nicht mehr liefern lassen muss. Geschweige denn der Hersteller ein Lager benötigt, um Ersatzteile zu bevorraten. Die liegen dann einfach in der Cloud.

Umgekehrt dürften Logistikern sich neue Kanäle auftun, in dem sie sich in die zur Übertragung der Konstruktions- und Designvorlagen für 3D-Drucker benötigten Datenströme einklinken.

Darüber hinaus dürften 3D-Drucker einen psychologischen Effekt haben. Wenn der Kunden gelernt hat, dass er seine Kaffeetasse mit der Geschwindigkeit eines Toasters drucken kann, wird auch die Geduldspanne bei der Lieferung anderer Produkte kürzer.  

"Aufgrund der dezentralen Produktion entwickeln sich schlagkräftige regionale Logistikressourcen und ein hochklassiges Transportnetz für die letzte Meile zum Kunden zu kritischen Erfolgsfaktoren." Zu diesem Urteil kommt beispielsweise ein Szenario der DHL. Das aber blickt weit in die Zukunft. Die Zukunftsstudie "Delivering Tomorrow" (pdf) aus dem Jahr 2012 schaut auf das Jahr 2050.

Doch nicht nur Wertschöpfungsketten werden sich stark verändern. Auch der Produkt- und Markenschutz muss sich Gedanken machen. Womöglich braucht es ein digitales Rechte-Management für physische Produkte, weil die nächste Barbie-Puppe per Raubkopie aus dem Drucker kommt.