Plattform-basierte Start-ups zeigen, wie Versand und einwandfreies Fulfillment auch für kleine Unternehmen gelingt.


Kleinen Unternehmen fehlt Logistik Know-how
Zur Wahl stehen drei Servicepakete, die sich vor allem durch den Grad persönlicher Betreuung und exklusiver Versandraten unterscheiden. Nach dem Onboarding kann es losgehen. Zunächst müssen Artikeldaten importiert werden, die via Dashboard vom Kunden eingesehen und angepasst werden können. Sobald Ware bei Odc eingetroffen ist, kann der Händler über das Dashboard den Bestand wie die wichtigsten Kennzahlen und Bewegungen seiner Ware nachverfolgen. Auch Retouren werden darüber gemanagt.Die Nachfrage ist groß, 180 Unternehmen nutzen bereits das Angebot. Darunter sind Kunden mit rund 5 000 Sendungen pro Monat. Der typische Kunde startet meist mit bis zu 100 Paketen. Die Sortimentsbandbreite reicht vom Food Trockensortiment, Nahrungsergänzung über Fashion und Schuhe bis zu Accessoires.
Gerade der Foodbereich mit boomenden Food-Start-ups wird von Odc genau beobachtet. Auch hier wittern die Hamburger Potenzial. Vorstellbar ist für sie daher auch ein Standort für Kühlprodukte. Und möglicherweise wird Odc bereits im nächsten Jahr den Versand von gekühlten Produkten anbieten. Die Achillesferse ist die letzte Meile. Dafür müssen verlässliche Partner gefunden sein.
Odc hat mittlerweile seine Kapazitäten an fünf Standorten um 85 Prozent auf rund 40 000 Quadratmeter Lagerfläche ausgebaut, ein weiterer Standort wird im Frühjahr 2020 dazukommen. Parallel ist die Zahl der Mitarbeiter auf knapp 40 gewachsen. „Das Sendungsvolumen liegt aktuell im mittleren fünfstelligen Bereich“, erklärt Athen.
Raus aus der Garage, rein in die globale Logistikwelt
Odc hat über Ländergrenzen hinweg Warehouse-Partner, so dass dem europäischen Handel über die Plattform keine Grenzen gesetzt sind. Das ist nicht nur für kleinere Unternehmen verlockend.Die Technik funktioniert schnell und reibungslos. Viel aufwändiger sind jedoch die Prozesse. Denn kleinere Unternehmen haben häufig einen Nachholbedarf bei der Digitalisierung ihrer Abläufe. Start-ups, die von Beginn an ihre Strukturen aufbauen, sind zum Teil sehr aufgeräumt und liefern eine einwandfreie Datenqualität, ist die Erfahrung von Odc. Auch größere Unternehmen bringen in der Regel das logistische Know-how mit.
Kleineren Unternehmen dagegen fehlt eine logistische Vorbildung – sie war häufig bislang nicht gefordert. Sie sind mit hohem manuellem Einsatz gewachsen. „Manuelle Prozesse sind nur begrenzt skalierbar. Wir als Dienstleister helfen unseren Kunden dabei zu digitalisieren und schaffen damit eine der Voraussetzungen zur Skalierung des Geschäfts“, erklärt Athen. Odc ermöglicht digitale Prozesse, macht Schnittstellen zugänglich und unterstützt den Kunden bei seinem Weg, raus aus der Garage, rein in die globale Logistikwelt’. „Der Bedarf ist bei kleineren, mittleren und sogar größeren Unternehmen hoch“, ist Athen überzeugt.
Bevor es losgehen kann, müssen Themen wie die Datenqualität geklärt sein. Ein neu aufgebautes Client Success Management Team startet bereits vor Vertragsabschluss und erörtert mit dem Kunden beispielsweise, wie die Anlieferung erfolgt, wie ausgezeichnet wird oder kümmert sich auch mit dem Kunden darum, dass dessen Datenqualität angepasst wird, so dass Logistik möglich wird.
Wer über den Amazon-Marktplatz handeln will, sieht sich mit sehr detaillierten Anforderungen konfrontiert. „Die Aufbereitung der Ware für das Fulfillment durch Amazon ist aufwändig, alles muss dabei hundertprozentig stimmen“, weiß Athen. Er ist überzeugt, dass auch bei anderen Marktplätzen differenzierte Vorgaben zunehmen werden. Deshalb denkt das Start-up daran, markplatzspezifische Dienstleistungen auszubauen und als zubuchbare Pakete anzubieten.
Kundenzufriedenheit mit Kommunikation steigern
Ein weiterer Service könnte die Paketverfolgung mit Versandnachrichten zum Paketstatus sein, um das Kundenerlebnis bis zum Erhalt der Ware zu verbessern. Dafür gibt es Spezialisten wie Parcellab, die dem Händler die Möglichkeit bieten, die Customer Journey nach dem Kauf zu steuern.Das 2014 in München gegründete Unternehmen floriert. Gerade hat es die Serie-B-Finanzierungsrunde mit mehreren Millionen Euro abgeschlossen, mit illustren Investoren wie Coparion und Capnamic Ventures. Mit diesem Geld sollen Technik und Mitarbeiterstamm an den Standorten München und London deutlich ausgeweitet werden, um europäisches Wachstum voranzutreiben.
parcelLab in einer Minute
Als Trost kann auch ein Gutschein mitgeschickt werden, um so die Laune zu heben, den Kunden zu binden und zu neuen Einkäufen zu animieren. Wer über welche Kanäle und in welcher Tiefe Informationen erhält, legt der Versender über ein Dashboard selbst fest. Zu den Kunden zählen neben Ikea beispielsweise auch MediamarktSaturn. Der Einsatz von Parcellab hat sich für sie gelohnt.
Versand ohne Grenzen ins europäische Ausland
Das 2015 in Berlin gegründete Start-up Seven Senders hat sich auf den Cross-Border Versand für Händler mit einem Versandvolumen ab 50 Paketen pro Tag spezialisiert. Denn „der globale Versand wird kräftig wachsen“, ist Gründer und Geschäftsführer Johannes Plehn überzeugt.
Der Ansatz: Ein Ansprechpartner für den End-to-End Paketversand, Lieferung innerhalb von ein bis vier Tagen ins europäische Ausland (je nach Carrrier-Lösung im Empfängerland) und „dies rund 30-35 Prozent günstiger als marktüblich“, erklärt Johannes Plehn. Kunden wie Flaconi, Westwing oder Thomann werden via Schnittstelle angebunden und der Datenaustausch kann beginnen – das funktioniere gut.
Seven Senders lässt täglich die beim Kunden bereitgestellten Pakete abholen, bündelt die Touren für einzelne Länder und sorgt für den passenden Zusteller vor Ort. Je nach Land differieren die Anforderungen deutlich. In Italien beispielsweise sei die Bezahlung per Nachnahme direkt an der Haustür nicht wegzudenken, dafür muss ein kompetenter Carrier gefunden werden.
Um Endkunden auf dem Laufenden zu halten, hat Seven Senders eine eigene Software entwickelt mit Features wie Tracking und Versandnachrichten. Der Versender hat die Möglichkeit individuelle Voreinstellungen für Optik, Details von Benachrichtigungstexten selbst vorzunehmen. Auf Wunsch erhält er aufbereitete Versanddaten für die eigene Analyse. Weitere Servicemodule der Software sind Beschwerdemanagement, Versicherung und Retouren. Auch darüber hinaus machen die Berliner vieles möglich. „Wenn ein Kunde einen nachhaltig arbeitenden Zusteller in den skandinavischen Ländern sucht, können wir das bedienen“, erklärt Plehn.
Der Beitrag erschien zuerst in der Print-Ausgabe von "Der Handel".
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