Ulrich Nolte, Geschäftsführer GO! Express & Logistics, über die enge Zusammenarbeit von Versendern und Empfängern, begrenzt einsetzbare E-Fahrzeuge und die Schwierigkeiten beim kooperativen Frachtraummanagement. Die große etailment-Umfrage, Teil 7.
Wir haben aufgrund des stetig wachsenden Sendungsaufkommens in unserem System unsere Hauptumschlagbasis ausgebaut und vor kurzem in Betrieb genommen. Mit dieser Maßnahme haben wir unsere Sortierkapazität am zentralen Standort in Niederaula verdoppelt. Genauso haben wir unser Netz an Regio-Hubs erweitert und auch an einigen weiteren Standorten wurde ausgebaut. Mit den Erweiterungen der Infrastruktur geht natürlich auch die Rekrutierung qualifizierten Personals einher, so dass wir uns für die Vorweihnachtszeit mit dem erfahrungsgemäß erhöhten Sendungsaufkommen gut gerüstet sehen.

Neben Investitionen in unsere IT und in geeignete Transportmittel, die vorzugsweise in den Innenstädten mit alternativen Antriebskonzepten, also zum Beispiel Elektrofahrzeuge oder Lastenfahrräder, den restriktiven Auflagen und dem Verkehrsaufkommen gerecht werden können, ist es vor allen Dingen die enge Abstimmung mit Versendern und Empfängern, die für fristgerechte Zustellungen sorgt.
Drohnen, Zustellroboter, autonome Fahrzeuge. Welche Techniken werden sich durchsetzen und wo sehen Sie die weiteren (digitalen) Trends?
Drohnen- und Roboterzustellungen genauso wie autonome Fahrzeuge sind technische Innovationen, die sicher noch weiterentwickelt und verfeinert werden. Nach heutigem Stand scheinen sie eher für Zustellgebiete mit schlechter Infrastruktur geeignet als für Auslieferungen im urbanen, dicht besiedelten Raum. Hierfür sind andere alternative Zustellkonzepte besser geeignet. Daneben spielen besonders Informationen, die digital bereitgestellt werden und für den Logistikprozess nutzbar gemacht werden können, eine bedeutende Rolle.

Wir sind offen für alternative Konzepte, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Allerdings ist der Einsatz durch die technischen Möglichkeiten teilweise limitiert. Akkus für E-Fahrzeuge sind beispielsweise nur im begrenzten Radius und für eine bestimmte Dauer einsetzbar. Möglicherweise entwickeln sich andere Antriebsformen, wobei derzeit kein Technologietrend absehbar ist.
E-Fahrzeuge bieten sich grundsätzlich schon an, wenn zu anderen Zeitfenstern außerhalb der Tageszeit zugestellt werden soll. Dies hängt aber insgesamt stark von der Annahmebereitschaft der Empfänger ab; um bei Ihrer Frage zu bleiben, würde dies bedeuten, dass sich der nächtliche Einsatz von E-Fahrzeugen nur dann realisieren ließe, wenn die Sendungen auch nachts von den Empfängern entgegengenommen würden.
Wie können Fahrten ohne Kundenkontakt und damit ohne Zustellerfolg vermieden werden?
Zum Beispiel durch Paketkästen oder eine direkte Zustellung in den Kofferraum.
Welche Unterstützung können Sie den Händlern beim Retourenmanagement und der Sendungsverfolgung anbieten?
Unser Unternehmen ist bekannt für die Entwicklung und Umsetzung kundenspezifischer Anforderungen. Generell können alle mit uns transportierten Sendungen getrackt, also verfolgt werden. Was Retourenmanagement wie zum Beispiel in der Retaillogistik anbelangt, setzen wir auf individuelle Lösungen, die wir gemeinsam mit unseren Versendern entwickeln.
Welche Voraussetzungen müssen Händler an der Lagerrampe und in den Filialen erfüllen, um eine reibungslose Zustellung zu unterstützen?
Grundsätzlich hängt die reibungslose und fristgerechte Zustellung von der Annahmebereitschaft der Empfänger zu den jeweiligen Zeitoptionen ab.
Mikrodepots, Packstationen, Paketkästen, Belieferung in den Kofferraum. Welche innerstädtischen Lieferkonzepte sehen Sie noch?
Wir können uns vor allem die Weiterentwicklung und Verfeinerung bestehender Zustellkonzepte vorstellen, die alle ihre Daseinsberechtigung haben. Wir sehen derzeit nicht, dass es ein Lösung, ein "one size fits all" für all die unterschiedlichen Anforderungen gibt. Aus unserer Sicht kommt es darauf an, die unterschiedlichen Zustellkonzepte effizient nutzbar zu machen.
Um Frachträume und Routen effizient zu nutzen, diskutiert die Branche immer wieder über unternehmensübergreifende Kooperationen. Könnten Sie sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen und welche Auswirkungen hätte sie?
Wir sind bereits in verschiedenen Bereichen unternehmensübergreifende Kooperationen eingegangen. Das ist allerdings schwieriger im Hinblick auf ein kooperatives Frachtraummanagement für die Zustellsteuerung, denn jeder Logistikdienstleister ist bemüht, seine Kapazitäten selbst auszulasten, um Leerfahrten zu vermeiden. Darüber hinaus sind durch spezielle Produkterfordernisse oftmals individuelle Zustellprozesse notwendig. Im Hinblick auf Bereiche, in denen Kooperationen und Synergien sinnvoll ausgeschöpft werden können, sollte dies aber genutzt werden.