Wer weiß, mit welchen Gefühlen ein Kunde am digitalen Empfangsgerät sitzt, kann ihm noch passendere Angebote machen. Start-ups kommen dem Geheimnis immer näher, wie sich unsere Emotionen am Smartphone und Desktop-Rechner entschlüsseln lassen.
Unauffällig versucht Sensaura aus Kanada unseren Emotionen auf die Schliche zu kommen. Das Unternehmen will unsere Gefühle über Daten erfahren, die mithilfe von Wearables gesammelt werden. Gemessen werden dabei unter anderem die Herzfrequenz und der elektrische Leitungswiderstandes der Haut. Also so etwas ähnliches wie ein Lügendetektor – laienhaft gesagt.

Einen spannender Ansatz verfolgt das indische Start-up Entropika. Das will Emotionen an der Art erkennen, wie wir das Smartphone halten und berühren. Klingt gut. Menschen schätzen wir ja auch an der Art des Händeschüttelns ein. Die Software Chromo soll anhand der Berührung des Displays die Intensität und Ausrichtung von Gefühlen erfassen. Damit könnten dann dem Nutzer wechselnde Angebote angezeigt werden, je nachdem, ob er beispielsweise gerade gelangweilt, aufgeregt oder auch traurig ist.

Gesichtserkennung und eine Kamera, die einen Nutzer beim Shoppen beobachtet, finden Kunden heute noch eher abschreckend. Gleichwohl setzt das Start-up EmoVu auf eine Software, die die Mimik interpretieren will.
Wer das testen möchte, kann beispielsweise einen Video-Player des Unternehmens auf seiner Website einbauen. Dann kann man messen, mit welchen Gefühlen ein Nutzer ein Video betrachtet – wenn die Nutzer bereit sind, die Kamera am Rechner einzuschalten.
Auf eine ähnliche Methodik, basierend auf millionenfach gesammelten Daten von Gesichtern, setzt Affectiva. Die dortige Demo ist noch ein wenig unterhaltsamer. Probieren Sie es doch einfach mal aus, welche Gefühle das System erkennt, wenn Sie sich ein YouTube-Video ansehen. Auch hier müssen Sie natürlich der Kamera die Überwachung erlauben.
Affectiva Emotion Analytics
Vielleicht fallen aber auch eines Tages die Hemmungen vor dem Überwacher in der eigenen Hand. Dafür sorgt vielleicht Facebook. Das Netzwerk kaufte Ende 2016 FacioMetrics. Das Start-up ist gleichfalls darauf spezialisiert, mit Hilfe künstlicher Intelligenz Gesichter zu analysieren. Das ist zwar zunächst nützlich, um beispielsweise lustige Filter wie bei Snapchat besser gestalten zu können. Die Technik kann aber mittelfristig hilfreich sein, mehr über die Gefühlslage der Nutzer zu erfahren. Wenn die nämlich, all der Effekte für Fotos und Video wegen, der Kamera ohnehin längst einen Freibrief erteilt haben.
Es geht aber auch ohne hinzugucken. Mit dem Tone-Analyzer bietet IBM bereits eine API an, mit der schriftliche Anfragen untersucht werden können. Aus der Analyse, unterfüttert mit der Künstlichen Intelligenz von IBM Waston, ergibt sich dann, in welcher Verfassung sich der Schreiber einer E-Mail oder in einem Chat befunden hat und was er emotional tatsächlich bei aller Freundlichkeit des Stils meint. Das ist künftig sicher auch nützlich, um der wachsenden Zahl an Chatbots bessere und passendere Antworten beizubringen.
IBM Watson Tone Analyzer