Die Digitalisierung ist die größte Herausforderung für die Steuerberater-Genossenschaft Datev. Die Branche erlebt einen gewaltigen Transformationsprozess, sagt der neue Datev-Vorstandschef Mayr.
Die Zentrale von Datev zählt längst zu den modernsten Datenverarbeitungszentren im Land, und zu den größten. Dort werden weit mehr als nur Steuerdaten der Kunden gespeichert. Allein im vergangenen Jahr wurden gut 1,3 Millionen Firmenbilanzen erstellt. Doch künftig müsse das Unternehmen noch mehr eine Vorreiterrolle als IT-Dienstleister übernehmen. Es geht um eine stärkere Vernetzung über die Cloud. auch mit anderen Dienstleistern. "Unser Motto lautet Cloud first," so Mayr.
Strategieprogramm bis 2025
Intern hat sich die gerade 50 Jahre alte Genossenschaft Datev bis 2025 ein Strategieprogramm verordnet. Mayr spricht von den "strategischen Leitplanken für die Zukunft." Auch die Rolle der Zentrale verändert sich dadurch. "Bisher wurden die Daten verarbeitet, künftig müssen wir mehr mit den Daten arbeiten."Dafür reichen die eigenen Daten nicht mehr aus, erforderlich sei die Integration von Drittsystemen in der Cloud, sprich neuen Partnern. Mehr als 50 Unternehmen hätten deshalb bereits bei Datev angefragt. Mayr: "Wir sind offen für jeden Partner, vom Kleinunternehmen bis zu SAP."
Bessere Planung der Liquidität
Warum immer mehr Daten benötigt werden? Dabei gehe es zum Beispiel um Kundendaten zur Auftragssteuerung, um damit eine exakte und Kunden spezifischere Beratung leisten zu können. Dies könne zum Beispiel bei der Liquiditätsplanung eine große Rolle spielen. Das Ganze müsse flankiert sein durch "Branchen- und Kunden spezifische Softwarelösungen."Auch in den Kanzleien der Steuerberater nehme der Anteil der Online-Dienstleitungen immer mehr zu. Damit verstärkt sich die digitale Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Mandant.
Am Ende könnten sich die Mitglieder stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: Steuer und Beratung. Den Mitgliedern stellt die Genossenschaft ihr geballtes Know-How zur Verfügung, etwa durch Workshops und Schulungen, nicht jedoch durch finanzielle Mittel, ergänzt der stellvertretende Vorstandschef Eckhard Schwarzer. Mit der digitalen Transformation verändern sich selbst die geforderten Ausbildungsprofile.
Preise könnten sich verändern
Noch viele Details müssten geklärt werden, etwa die Frage nach dem Preis der Dienstleistung des Steuerberaters, wenn die Dienstleistung teils digital erbracht wird und damit nicht mehr an den Ort der Kanzlei gebunden ist. Das fordere auch eine Umstrukturierung des Datev-Außendienstes.Und klar sei auch, dass nicht jedes Mitglied den Weg ins digitale Zeitalter mitgehen wird. Erfahrungsgemäß seien 20 Prozent der Mitglieder ganz vorne mit dabei, 60 Prozent müsse und könne man überzeugen und die übrigen 20 Prozent seien nicht zur Veränderung bereit. In solchen Zahlen könnte sich tendenziell auch die Bereitschaft von Händlern zum Einstieg in die digitale Transformation widerspiegeln.