Das Bundeskartellamt hat die Preisvorgabe für Brillengläser gekippt - und damit den Weg für mehr Wettbewerb unter Augenoptikern und womöglich billigere Angebote bei Brillengläsern freigemacht.
Das Ende der Empfehlungen habe die Behörde in ihrem Verfahren gegen die großen Hersteller Essilor, Rupp und Hubrach, Rodenstock, Zeiss und Hoya erreicht. Auf einen kleineren Anbieter, der sich bisher weigere, der Aufforderung des Amtes zu folgen, werde nun ein förmliches Untersagungsverfahren zukommen. Brillenglashersteller haben bisher Preisempfehlungen unter Einschluss der Handwerksleistung des Augenoptikers herausgegeben.
Empfehlungen wirkten wie Mindestpreise
Nach Auffassung des Kartellamts hat sich ein großer Teil der kleinen und mittelständischen Augenoptiker an diese Empfehlung gehalten. Damit hätten sich die Empfehlung im Markt für die Kunden faktisch wie Fest- oder Mindestpreise ausgewirkt.Die Aufgabe der Preisempfehlung durch die großen Anbieter wird nach Angaben des Kartellamts allein schon dazu führen, dass in Zukunft etwa 90 Prozent des Brillenglasmarktes „empfehlungsfrei" sein würden.
Noch ein Verfahren offen
Die Behörde kündigte an, den Markt weiter unter Beobachtung zu halten. Es werde dabei nicht ausgeschlossen, dass Preisempfehlungen zu einem zukünftigen Zeitpunkt wieder zulässig werden könnten. Dies setze aber voraus, dass sie sich nicht mehr wie Fest- oder Mindestpreise auswirken dürften.Getrennt von diesem Verfahren läuft beim Kartellamt noch ein Verfahren gegen einzelne Brillenglashersteller und den Zentralverband der Augenoptiker wegen des Verdachts wettbewerbsbeschränkender Absprachen bei Brillengläsern.
Zwei von Drei Deutschen sind Brillenträger
Mehr als 39 Millionen Deutsche tragen eine Brille. Das sind mittlerweile 62 Prozent der Bevölkerung (ab 16 Jahren), so das Ergebnis der „Brillenstudie 2008" des Institut für Demoskopie Allensbach, die vom Kuratorium Gutes Sehen (KGS) in Auftrag gegeben wurde. Damit hat sich der Kreis der Brillenträger langfristig stark ausgeweitet: Zum Zeitpunkt der ersten Erhebung 1952 trugen nur 43 Prozent der Bevölkerung eine Brille.Langfristig ist der Anteil der Brillenträger in allen Altersgruppen gestiegen, in den jüngeren jedoch weit überdurchschnittlich. Nutzte 1952 gut jeder Zehnte zwischen 21 und 29 Jahren eine Brille, ist heute mehr als jeder Vierte in diesem Alter Brillenträger. Die Zunahme des Anteils der Brillenträger hänge neben der stärkeren Beteiligung der Bevölkerung an Sehtests auch mit der Entwicklung moderner Medien zusammen, teilt das KGS mit. Bei intensiver Nutzung von Computer oder Handy treten latente Sehschwächen früher zutage, so das Kuratorium.