Der Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz hat die Krise schnell überwunden und feiert weltweite Verkaufserfolge. Neu dabei: Motoren mit mehr Leistung und weniger Verbrauch für die Luxusklasse.

Daimler-Chef Dieter Zetsche war eigens an die Côte d'Azur gereist, um vor Journalisten aus aller Herren Länder das wieder gewonnene Selbstvertrauen der Traditionsmarke zu demonstrieren: "Der aktuelle Feinschliff für unsere Oberklassemodelle zeigt, wo der Hammer hängt", formulierte der gerade aus dem Familienurlaub sichtlich gut erholt zurückgekehrte Konzern-Boss ungewohnt leger.
 
Zetsche leistete sich gleich noch eine Abweichung vom offiziellen Redemanuskript: "Einige Automarken geben sich mit dem Prestige einer Waschmaschine zufrieden - für Autos aus Stuttgart trifft das nicht zu."

Plötzlicher Aufschwung

Es ist nicht einmal ein Jahr her, da mussten sich die Schwaben angesichts der Weltwirtschafts- und Finanzkrise noch mächtig um den Absatz ihrer Luxuskarossen sorgen. Das Ende der Talfahrt schien nicht in Sicht. Und jetzt geht es schon wieder steil bergauf.

Weltweit setzte Mercedes-Benz in den ersten acht Monaten des Jahres 735.400 Pkw ab, 16 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2009. Getragen wird der plötzliche Aufschwung vom neuen Wohlstand der Elite in China und der Erholung des nordamerikanischen Marktes.

E- und S-Klasse als Ertragsbringer

Hier laufen die Modelle der E- und S-Klasse, die im Produktportfolio den höchsten Ertrag abwerfen, besonders gut. Auch auf dem Heimatmarkt schneidet Mercedes-Benz mit 176.621 Zulassungen als zweitstärkste Marke hinter Volkswagen beachtlich ab.

Doch es sind nicht nur die aktuellen Verkaufserfolge, die den Konzernlenker zu markigen Sprüchen veranlassen. Auch das Innovationstempo der Schwaben ist beeindruckend: Als einer der Stars des Pariser Autosalons, der vom 2. Oktober 2010 an steigt, ist schon jetzt die Neufassung des viertürigen Coupés CLS ausgemacht.

CL mit neuem Achtzylinder

Zuvor feiert am 25. September das überarbeitete zweitürige Luxuscoupé CL zu Preisen ab 118.346 Euro für den neuen Achtzylinder (320 kW/435 PS) im CL 500 seine Premiere im Handel.

Gleich zu Beginn des neuen Jahres wartet auch die S-Klasse mit der neuen Motoren-Generation auf. Der auf 4,6 Liter Hubraum reduzierte V 8-Biturbo treibt dann auch die Limousine an. In Verbindung mit serienmäßiger Start/Stopp-Funktion und Sieben-Gang-Automatik sinkt der Normverbrauch auf  9,4 Liter, was gegenüber dem Vorgänger ein Einsparpotenzial von 15,5 Prozent bedeutet.

Sechszylinder verbraucht 24 Prozent weniger

Noch größer ist der Verbrauchsfortschritt beim neuen Sechszylinder mit 225 kW/306 PS, der lediglich 7,6 Liter und damit 24 Prozent weniger als sein Vorgänger konsumieren soll.

Im Dieselbereich musste der prestigeträchtige Achtzylinder dem Zeitgeist Tribut zollen und wurde ersatzlos gestrichen. Der bisherige S 350 CDI wird durch den S 350 Bluetec (190 kW/258 PS; Verbrauch: 6,8 Liter) ersetzt.

Erster Vierzylinder in der S-Klasse

"Damit sind wir noch nicht am Anschlag", blickt Dieter Zetsche erwartungsfroh nach Paris. Beim Branchentreffen an der Seine feiert schließlich auch der erste Vierzylinder in der S-Klasse seine Weltpremiere.

Im ersten Halbjahr 2011 geht es dann Schlag auf Schlag: Überarbeitete C-Klasse, neuer SLK, neue M-Klasse, neues C-Klasse Coupé und weitere Varianten des Mercedes-Benz-Haustuners AMG - da dürfte Dieter Zetsches Urlaubsstimmung noch einige Zeit anhalten.

Bernd Nusser