Das Kleinanzeigenportal Kijiji setzt auf Gemeinschaft und Region. Offenbar mit Erfolg: Immer mehr Menschen treffen sich in dem Onlinedorf.
Auf das Lebensphasen-Modell kamen die Verantwortlichen von Kijiji weil die Online-Inserenten im Grunde treulose Tomaten sind: "Eine Studie hat uns gezeigt, dass es den Leuten hierzulande eigentlich egal ist, welches Kleinanzeigenportal sie nutzen", erläutert Bram Ellens, seit Juli 2008 Interims-Geschäftsführer bei Kijiji "Also mussten wir erst einmal anfangen, eine Marke zu schaffen, um die Loyalität zu fördern."
Dazu entwarfen die Kleinanzeigenprofis eine Gemeinschaft rund um die wichtigsten Einschnitte im Leben einer Familie. Denn der Begriff Kijiji stammt aus dem Suaheli und bedeutet Dorf: "In Zeiten von zunehmender Anonymität rücken wir mit Kijiji die Welt wieder etwas zusammen", sagt Ellens. "Wir setzen auf die regionale Nähe und die damit verbundene Möglichkeit zur persönlichen Kontaktaufnahme."
Rückzug ins Private
Dieser Rückzug ins Private gelingt offenbar: Kijiji ist laut Nielsen Netratings mit rund drei Millionen Besuchern pro Monat der reichweitenstärkste Online-Kleinanzeigenmarkt in Deutschland. Derzeit stehen den Nutzern in allen 16 Bundesländern mehr als 1,3 Millionen aktive Anzeigen zur Verfügung, freut sich "Familienoberhaupt" Ellens: "Im dritten Quartal hatten wir bei den Inseraten abermals ein großes Plus, diesmal von 42 Prozent. Und auch die steigende Frequentierung des Forums zeigt, dass sich die Nutzer bei uns zu Hause fühlen und sich rege austauschen."Besonders stolz ist er auf das Angebot rund um die Rubrik "Harte Zeit", bei der es neben dem Verkauf von Dingen auch um Beratung und ein Ratgeberforum geht. Dort wird etwa über unseriöse Abmahnfirmen und Schufa-Einträge diskutiert: "Das ist unsere populärste Seite, und ich freue mich über jeden Einzelnen, der sein Leben mit Hilfe der Kijiji-Gemeinschaft wieder auf die Reihe bekommt."
Ganz uneigennützig ist der On-line-Familientreffpunkt natürlich nicht: Zwar sind die Kleinanzeigen kostenlos, aber das Portal soll am Ende des Tages auch etwas zur Haushaltskasse beitragen. Wer hervorstechen will, muss dafür zahlen: "Inserenten können eine Galerieanzeige oder eine Top-Anzeige schalten", nennt Ellens Beispiele.
Die Kijijis können auf das Knowhow von der " Mutter" eBay sowie den Schwesterfirmen loquo.es und marktplaats.nl zurückgreifen. "Die Inserenten können schnell und einfach ihre Anzeige aufgeben. Man braucht nach dem Kijiji-Motto 'Spielend Einfach Kaufen Verkaufen' nicht länger als 30 Sekunden", sagt Ellens zur Technologie im Hintergrund. "Uns kennt mittlerweile zwar bereits rund ein Drittel der Internetnutzer, und viele suchen uns gezielt auf", sagt Ellens. "Aber wer uns nicht kennt, findet uns in aller Regel auch recht leicht. Zum Beispiel bei einer Produktsuche im Internet auf der ersten Trefferseite von Google."
Sybille Wilhelm
Der Artikel erschien in Der Handel Nr. 11 vom 05.11.2008