Kontaktloses Bezahlen und mobile Couponing: Händler machen ihre Kassen fit für die Zukunft, zeigt die Studie "Kassensysteme 2012" des EHI Retail Institute.

Der Einzelhandel rüstet seine Kassen auf: Händler erneuern regelmäßig Soft- und Hardware, um den Kundenwünschen nach mobilem und kontaktlosen Bezahlen, Selfcheckout und anderen Trends gerecht werden zu können. Wichtig ist auch die Investition in nachhaltige Kassenprodukte, wie die die Studie "Kassensysteme 2012" des EHI Retail Institute zeigt.

Dabei kam das Thema "Green IT" im Einzelhandel bislang nie so richtig in Schwung. Deshalb hatten die Studienleiter des EHI schon überlegt, die Frage nach der Umweltfreundlichkeit in der Studie gar nicht mehr zu stellen. Doch siehe da: Für drei von vier Befragten spielt die Umweltfreundlichkeit der Produkte bei der Auswahl der Kassenhardware inzwischen eine wichtige Rolle.

"Mit dem Begriff Green IT verbinden die Unternehmen heute allerdings weniger das Ziel, Energiekosten zu sparen als vielmehr die Investition in nachhaltige Produkte", erläuterte Ulrich Spaan, Mitglied der EHI-Geschäftsführung, bei der Vorstellung der Studie.

Interessant sei zudem, dass 34 Prozent der Unternehmen, die Thermopapier für den Druck nutzen, so genanntes Bisphenol A- und Bisphenol S freies Papier nutzen: Die Chemikalien sollen gesundheitsschädlich sein und die Umwelt belasten.

Mobiles und kontaktloses Bezahlen

Demnach werden immer mehr zusätzliche Funktionalitäten über die Kasse abgewickelt. Gefragt nach Optimierungspotenzialen beim Kassierprozess sehen die Entscheider im Handel vor allem in der effizienteren Abwicklung "unbarer" Bezahlverfahren großen Verbesserungsbedarf.

Für die Zukunft streben die Handelsunternehmen eine weitere Erhöhung des Anteils der Zahlungen per Karte&Co. an, ein wesentlicher Fokus liege auf mobilen und kontaktlosen Verfahren. "Außerdem wird das Mobile Couponing für die Händler immer wichtiger", beobachtet Spaan. "80 Prozent der befragten Händler planen, es an der Kasse einzurichten."

Die Verbreitung von unterschiedlichen Selbstbedienungskassen und "Self-Scanning-Systemen" verlaufe in Deutschland unterdessen nach wie vor schleppend und bleibe bis auf wenige Ausnahmen auf den Lebensmittelhandel beschränkt. Insgesamt planen 19 Prozent der Studienteilnehmer, künftig Selbstbedienungs-Systeme in ihren Filialen anzubieten.

Hard- und Software

Das errechnete durchschnittliche Alter der Kassenhardware hat sich im Vergleich zu 2010 geringfügig erhöht und liegt nun bei rund 5,4 Jahren. Bei den aktuell befragten Handelsunternehmen sind 29 verschiedene Kassensoftwareanbieter vertreten, die durchschnittliche Laufzeit einer Kassensoftware beträgt etwa sieben Jahre. Wie bereits in den vergangenen Jahren stehe mehr als ein Drittel der Unternehmen vor der Ablösung des bisherigen Systems.

Die absolute Anzahl der Kassensysteme in Deutschland stagniert jedoch seit Jahren. Insgesamt sind im Handel rund eine Million Kassensysteme im Einsatz: "Bedingt durch die Konsolidierung des Marktes verteilt sich diese Anzahl von POS-Systemen dabei auf immer weniger Outlets“, so Spaan. "Waren es vor gut zehn Jahren noch fast 640.000 Geschäfte, so sind es heute nur noch 584.000."

Design und Funktion

Die Bedeutung des Touchscreens als Eingabemedium steigt über Branchengrenzen hinweg weiter an. Auch bisher skeptische Branchen wie der Lebensmitteleinzelhandel oder Baumärkte sehen der Studie zufolge zunehmend Vorteile gegenüber der klassischen Kasse mit Tastatur.

Künftig will kein einziges der 61 befragten Unternehmen, auf Touchscreens zu verzichten. Für acht von zehn der Unternehmen ist das Design der Kasse bei der Auswahl der Kassenhardware wichtig oder sogar entscheidend.

"Außerdem werden immer mehr Kassen mit einem zweiten Display ausgestattet, mit dem der Kunde informiert wird und auf dem der Händler auch Werbung schalten kann", berichtete Spaan. Jeder zweite befragte Händler habe bereits Kassen mit Kundendisplays im Einsatz, ein Drittel plane ihn.

Zur Studie

Für die Studie "Kassensysteme 2012" hat das EHI Retail Instute 61 Handelsunternehmen nach künftigen Projekten und etablierten Trends rund um ihre Kassensysteme befragt. Die befragten Händler haben weltweit 84.500 Filialen und setzten im Jahr 2011 rund 209 Milliarden Euro um. In Deutschland haben diese Handelsunternehmen in rund 51.000 Filialen einen Umsatz von rund 85 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die befragten Handelsmanager sind für insgesamt 130.000 Kassensysteme zuständig.