Wenige Tage vor der Möbelmesse imm Cologne zieht die Branche Bilanz: 2011 war ein gutes Jahr für den deutschen Möbel- und Küchenhandel. Für 2012 wird weiteres Wachstum erwartet.
"Der Möbelhandel boomt und war 2011 einer der großen Gewinner im Einzelhandel", sagte BVDM-Hauptgeschäftsführer Thomas Grothkopp. "Erstklassige Produkte, gut aufgestellte Händler und ein positives Konsumklima" seien die Gründe für die positive Entwicklung.
Dabei wirkte sich die Eurokrise Anfang des Jahres "wider Erwarten positiv auf den Möbelumsatz aus", so Grothkopp: Viele Konsumenten investierten damals lieber in die eigenen vier Wände und in ein schönes Zuhause anstatt in Aktien und Wertpapiere.
Ab Sommer 2011 gingen die Umsätze etwas zurück. Bis einschließlich Oktober betrugen die Umsätze noch plus 4,2 Prozent gegenüber Vorjahr, doch im letzten Quartal flachte das Wachstum ab.
30-Milliarden-Euro-Marke geknackt
Das hochgerechnete Umsatzergebnis des Jahres 2011 beläuft sich auf 30,4 Milliarden Euro inklusive Mehrwertsteuer, die die Verbraucher im Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel ausgegeben haben - das sind rund 2,5 Prozent mehr als 2010.Inbegriffen sind die von den Möbelhäusern ebenfalls verkauften Fachsortimente wie Teppiche, Heimtextilien sowie Tisch- und Küchenaccessoires im Volumen von sechs Milliarden Euro.
Die Möbel- und Küchenbranche ist eine stark mittelständische Einzelhandelsbranche. Nach wie vor gibt es eine große Bandbreite an Vertriebsformen: Vom Mitnahmemarkt über das spezialisierte Fachgeschäft bis hin zum großen Wohnkaufhaus.
"Dank starker Einkaufsverbände, zu denen rund 80 Prozent aller Handelsbetriebe mit 60 Prozent Umsatzanteil gehören, gibt es in der Branche auch zahlreiche erfolgreiche kleinere und mittlere Unternehmen", so der BDVM.
Zu diesen Möbelverbänden gehört etwa der Einrichtungspartnerring VME. Die Kooperation hat 2011 mit rund 180 Gesellschafterunternehmen ein zentralreguliertes Einkaufsvolumen von 1,391 Milliarden Euro erreicht - das bedeutet eine Steigerung um 1,7 Prozent gegenüber Vorjahr. "Das belegt die Dynamik der Anschlusshäuser der Verbundgruppe", sagte Hauptgeschäftsführer Frank Stratmann.
Marktführer wachsen, Mittelständler behaupten sich
Der SB-Bereich macht laut BDVM lediglich ein Viertel des Branchenumsatzes aus, einschließlich des geringfügigen Anteils der branchenfremden Vertriebswege wie Lebensmitteldiscounter und Baumärkte für den Bereich der Klein- und Mitnahmemöbel. Discount-Verhältnisse wie bei Gütern des täglichen Bedarfs seien bei Möbeln "nicht vorstellbar".Doch die Konzentration im Handel schreitet laut BVDM fort. Die größten Unternehmen der Branche seien in den letzten Jahren stark durch Übernahmen bestehender Unternehmen oder Standorte und weniger durch Neueröffnungen gewachsen. Die drei umsatzstärksten Unternehmen erwirtschaften demnach zusammen bereits rund 20 Prozent des Branchengesamtumsatzes.
Die Flächen im deutschen Möbelhandel nahmen laut Verband in den letzten Jahren etwas weniger stark zu, wachsen aber immer noch weiter. Insgesamt verfügt der deutsche Möbelhandel über rund 22 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche.
Küchenmöbel sind mit 28 Prozent Umsatzanteil die stärkste Warengruppe, gefolgt von Polstermöbeln mit 18 Prozent sowie Schlaf- und Wohnzimmern mit jeweils 12 Prozent.
Optimismus für das laufende Jahr
Die Erwartungen für das Jahr 2012 sind laut Branchenverband optimistisch. Die Verbraucher seien hinsichtlich Einkommensaussichten und Anschaffungsneigungen weiterhin positiv gestimmt. Zudem sei bis ins dritte Quartal 2011 die Zahl der erteilten Baugenehmigungen um 22 Prozent angestiegen.Die Neubauten von Wohnraum haben dabei den Löwenanteil von 17 Punkten. "Hieraus ergibt sich ein großes Marktpotential", so BVDM-Chef Grothkopp, "denn jedes neue Haus will möbliert und mit einer neuen Küche ausgestattet sein".