Tütenweise Kassenbons, die kein Bäckerkunde habe wollte: So sah die Auswirkung der Kassensicherungsverordnung seit Januar 2020 aus Sicht der Konsumenten aus. Komplizierter ist die Sache für die Händler, insbesondere wenn sie eine cloudbasierte TSE einsetzen wollen. Die gibt es nämlich bisher noch gar nicht mit dem notwendigen Zertifikat. Bestellt werden muss sie trotzdem - und zwar bis Ende September.

///// HANDEL NATIONAL

Damit die Kasse weiter klingelt
Wer sein Kassensystem auf eine cloudbasierte Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) umrüsten will, um die Anforderungen der Kassensicherungsverordnung (KassenSichV) zu erfüllen, muss sich sputen. Denn die Frist für die Bestellung  – die für alle verwendeten Technologien gilt – läuft Ende September ab. Huch, war da nicht etwas mit einer Verlängerung für die Nichtbeanstandung bis Ende März 2021? Ja, stimmt. Aber das gilt nur für die Umsetzung. Die verbindliche Bestellung muss hingegen bis zum 30. September vorliegen. Diese Entwicklung ist der jüngste Streich im Theaterstück um die neue Verordnung. Diese gilt eigentlich schon seit dem 1. Januar 2020. Sie hat das Ziel, nachträgliche Manipulationen an Umsatzdaten zu verhindern, um dem Steuerbetrug vorzubeugen. Konkret wird jede Kassenbuchung mit einer elektronischen Signatur versehen, die in einer Sicherheitseinrichtung gespeichert wird. Diese TSE braucht aber die Zulassung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Problem dabei, so informiert die TopM Software GmbH: Bis heute ist keine einzige cloudbasierte Technische Sicherheitseinrichtung durch das BSI zertifiziert worden. Und ob das bis Ende September klappt, ist fraglich. Viele Anwender dürften deshalb von der Verlängerung der sogenannten Nichtbeanstandungsfrist bis zum 31. März 2021 Gebrauch machen. Solche Fristverlängerungen gelten in allen deutschen Bundesländern bis auf Bremen. Die Herausforderung bleibt, schon eine Bestellung nachweisen zu können. Kassensystemanbieter ETRON bietet deshalb Kunden an, bereits jetzt die ETRON onRetail Kassensoftware mit Cloud-TSE zu abonnieren, die Nutzung aber erst nach dem 31. März 2021 bezahlen zu müssen.

Schlauer Shoppen
Bonprix will mit einem selbst entwickelten Prognosesystem, das Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt, die Nachfrage und das Kaufverhalten der Kunden besser voraussagen. Die Ergebnisse der sogenannten "Learning Collection" sollen den Modehändler aus der Otto-Gruppe dabei unterstützen, die Sortimente passend zu den Wünschen der Kundinnen und Kunden zusammenzustellen. Im Detail wird das System zum Beispiel dem Produktmanagement davon abraten, bestimmte Artikel ins Sortiment zu nehmen, bei anderen Produkten könnte es Hinweise zu Farbalternativen geben. Die Tipps basieren auf dem Wissen eines Algorithmus, der kontinuierlich Marktdaten und andere Informationen auswertet und sich dabei weiter optimiert. Ab der Erstellung der Januarkollektion 2021 soll das System zum Einsatz kommen. KI nutzt Bonprix auch, um mit dem "Fit Finder" die Größenempfehlungen im Webshop zu verbessern und so die Anzahl der Retouren zu senken.

Galeria Karstadt Kaufhof: Engelbert Thulfaut kommt
Mancher meinte, ihn bereits bei der Gläubigerversammlung von Galeria Karstadt Kaufhof in der vergangenen Woche gesehen zu haben: Engelbert Thulfaut, bis Ende 2019 Vertriebschef bei P&C Düsseldorf. Und tatsächlich: Nach Informationen der TextilWirtschaft geht Thulfaut nach Essen. Offizielle Statements sind zu der Personalie bisher nicht zu bekommen. Wie die TW aus der Branche erfuhr, soll Thulfaut in der Chefetage von GKK die Zuständigkeit für den Vertrieb und weitere Bereiche bekommen, unter anderem das Marketing.

Otto Group: Sebastian Walter leitet digitale Beratung
Die Otto Group baut ihre digitale Beratungskompetenz aus. Der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern hat die Units Digital Excellence und Otto Group Consulting in dem neuen Bereich Digital and Consulting gebündelt. Dieser umfasst rund 120 Mitarbeiter und soll die interne Beratungsfunktion der Otto Group stärken, um „den Herausforderungen des digitalen Wandels künftig noch besser begegnen zu können“, teilte ein Konzernsprecher auf Anfrage der TextilWirtschaft mit.

Nur richtige Kioske dürfen am Sonntag öffnen
Für den Sonntagsverkauf zugelassene Waren wie in einem Kiosk, die Grundfläche wie ein Kiosk: Dann müsste der Laden doch auch wie ein Kiosk am Sonntag öffnen dürfen, dachte sein Besitzer - und handelte auch so. Dem schob jetzt aber das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) einen Riegel vor. Denn bei dem Geschäftsraum handele es sich eben nicht um einen typischen Kiosk, sondern um eine nur provisorisch von einem Lebensmittelgeschäft abgetrennte Verkaufsfläche. Mit einer solchen Lösung dürfe das Sonntagsverkaufsverbot aber nicht umgangen werden, entschieden die Richter, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. 

///// HANDEL INTERNATIONAL

eBay kooperiert enger mit UPS
eBay-Verkäufer in den USA bekommen ab Ende September eine integrierte Versandoption durch die Zusammenarbeit des Marktplatzes mit UPS. Marni Levine, bei eBay US verantwortlich für die Verkäufer, sagte dazu gegenüber tamebay: "Die Kunden wollen und erwarten, dass sie ihre Pakete auf dem schnellstmöglichen und verlässlichsten Weg erhalten. Deshalb entsteht unsere Zusammenarbeit mit UPS zu diesem entscheidenden Moment". Umgesetzt wird die Kooperation, indem UPS als Auswahl in eBay Labels integriert wird. Für die Verkäufer in den USA bedeutet die Zusammenarbeit bis zu 48 Prozent Rabatt auf das UPS-Standardporto und bis zu 62 Prozent Rabatt auf die Zustellung am nächsten Tag mit Luftfracht.

Ärger um Retouren in Südtirol
Ein Umdenken im Umgang mit Retouren aus dem Onlinehandel verlangt der Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds). Im Gespräch mit dem Portal stol.it sagte hds-Präsident Philipp Moser, angesichts der Zunahme des Lieferverkehrs durch den E-Commerce und dessen Rücksendungen brauche es "ein Umdenken und ein Einwirken im Konsumverhalten". Moser verwies auf Erkenntnisse der Universität Bamberg, wonach bereits eine Rücksendegebühr von rund drei Euro die Zahl der Retouren um 16 Prozent senken würden. Um das Problem nachhaltig anzugehen, brauche es aber eine "länderübergreifende, internationale Lösung".

So sieht die neue Normalität beim Shopping aus: Immer mehr online und kontaktlos
50 Prozent der europäischen und 30 Prozent der deutschen Großstädter kaufen weniger im stationären Einzelhandel ein als vor der Pandemie – die Krise hat bestehende Trends beim Einkaufsverhalten deutscher und europäischer Verbraucher beschleunigt. Zu diesem Ergebnis kommt PwC in seiner neuen Studie "Lockdown, Shake Up: The New Normal for Shopping in Europe". Inwieweit die Menschen den stationären Einzelhandel meiden, hängt dabei auch davon ab, wie stark ihr Land bislang von der Pandemie betroffen war.

///// TRENDS & TECH

Konjunktur der Fake Reviews
Gestern haben wir an dieser Stelle berichtet, dass Amazon in Großbritannien 20.000 betrügerische Top-Bewertungen gelöscht hat. Das Problem, schreibt Katie Schoolov auf CNBC, liegt aber tiefer: Die gefälschten Kundenbewertungen fänden sich in großer Zahl auf allen großen Marktplätzen. "Tausende Fake Reviews haben Amazon, Walmart, eBay und andere überflutet, während die Verkäufe in den Himmel gestiegen sind", heißt es im Beitrag zu einem Video, das sich dem Problem des Aufdeckens gefälschter Kundenbewertungen widmet..  

Favorit der Leser
Vom Silodenken zu durchgängigen Prozessen: Dr. Martin Kotula, Global Vice President der SAP SE, schreibt in seinem Gastbeitrag über die Auswirkungen der Umsatzsteuersenkung zum 1. Juli, die viele Händler unvorbereitet und kurzfristig traf. Im Artikel erklärt er, wie sich Steueranpassungen dank Digitalisierung automatisiert umsetzen lassen und warum in vielen Unternehmen Silodenken den Durchblick bei steuerrelevanten Prozessen erschwert.

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