Die Buchhandlungen konnten in dieser Woche wieder öffnen, doch viele von ihnen haben noch einigen Nachholbedarf in Fragen des E-Commerce. Für Amazon lässt der Gegenwind nach den Vorwürfen des Design-Diebstahls nicht nach. Die Tücken des Online-Handels haben Kunden am Wochenende erfahren müssen, denn in Ebay sind am ersten Verkaufstag überteuerte Angebote für die Schnelltestpakete aufgetaucht und ebenfalls auf Ebay versuchen Betrüger im Feld der Kleinanzeigen ihre Geschäfte zu machen. Mit einem mehr als blauen Auge ist Mango aus dem vergangenen Jahr rausgekommen, der Umsatzrückgang war trotz guten virtuellen Handels deutlich. Marks & Spencer sieht sich dagegen für die weitreichenden Pläne auf der elektronischen Schiene gestärkt.
///// HANDEL NATIONAL
Buchhandel: Nachholbedarf im E-Commerce
Der Buchhandel muss sich im elektronischen Handel weiterentwickeln und den aktuellen Stand der Technik und ihrer Möglichkeiten erreichen, sagt Hermann Eckel, Geschäftsleiter bei Tolino Media und Co-Sprecher der IG Digital im Börsenblatt, dem Fachmagazin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Tätig werden müsse vor allem der unabhängige Buchhandel, dort sieht Eckel die größten Defizite. Doch sei sich der Handel ihnen bewusst und werde aktiv. Wichtig sei eine "kanalübergreifende Gesamtstrategie", zu der neben E-Marketing und E-Services auch ein intensives Social-Media-Marketing gehörten. Die Einstellung einer eigenen Social Media Managerin führt er als nachahmenswert an. Mit individuellen und innovativen Dienstleistungen sollten Kunden in der jeweiligen Region angesprochen werden.
Amazon: Nachahmerprodukt oder nicht
Am Wochenende fuhr der Taschenhersteller Peak Design schwere Geschütze auf und warf Amazon die Übernahme des Designs einer Schultertasche vor. Amazon soll sie dann unter der Eigenmarke Basics angeboten haben. Nun zieht die ganze Geschichte weitere Kreise, Etailment-Experte Markus Caspari analysiert die Situation und erläutert die Hintergründe.
Schnelltests zu hohen Preisen bei Ebay
Nach dem Ansturm bei den Discountern am Samstag, dem ersten Verkaufstag der Corona-Schnelltests, folgte bald der Ausverkauf und dann das Angebot der Pakete bei Ebay, schreibt T3N. Dabei hätten die Preise rund vier bis fünf Mal über dem jeweiligen Ausgangspreis gelegen. Ebay habe aber reagiert und einige Angebote entfernt.
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HANDEL INTERNATIONALNicht alle haben im vergangenen Jahr von einem wachsenden Online-Handel profitiert. Der spanische Modehändler Mango hat 2020 nach einem Bericht von Fashion United mit roten Zahlen abgeschlossen. In der Folge der Pandemie ging der Umsatz gegenüber 2019 um 22 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro zurück. Der starke E-Commerce mit einem Zuwachs um 36 Prozent auf 766 Millionen Euro konnte den Rückgang, der im stationären Handel bei 43 Prozent lag, nicht ausgleichen. Der Online-Handel erreicht inzwischen einen Anteil von 42 Prozent des Jahresumsatzes. Um in diesem Jahr hier die Milliardenhürde zu überspringen, will Mango sowohl technisch und vertriebsseitig als auch auf der Produktseite neue Wege gehen.
Marks & Spencer mit großen internationalen Schritten
Marks & Spencer hat weitgreifende Pläne für die globale Expansion bekannt gegeben. Nach Unternehmensangaben hat der britische Einzelhandelskonzern in 46 Ländern neue Webseiten eingerichtet. Die Initiative ist Teil des Transformationsprogramms "Never the same again" und vergrößert die Zahl der weltweiten Märkte um fast das Doppelte. Das internationale Wachstum solle primär über Online-Kanäle erfolgen, heißt es von Unternehmensseite, geleitet von der neuen Abtellung MS2, die für die Bereiche Online, Digital und Kundendaten verantwortlich ist. Nach den Zahlen des jüngsten Zwischenberichts von MS2 habe es im internationalen E-Commerce ein Wachstum in Höhe von 75 Prozent gegeben. MS wolle die Möglichkeiten des Online-Handels bestmöglich ausnutzen und sich in Fragen des Kunden- und Lieferdienstes besser aufstellen. Dies beruhe auf dem Logistiknetz des Konzerns. Mit einer anpassungsfähigen Verkaufsplattform seien schnelle Reaktionen auf Änderungen des Verbraucherverhaltens möglich, verspricht das Unternehmen.
Kapitalspritze für Whatnot
Die Livestream-Shopping-Plattform Whatnot hat eine Finanzspritze in Höhe von 20 Millionen US-Dollar erhalten. Retail Dive berichtet, dass insgesamt sieben Investoren an der Finanzierungsrunde beteiligt seien. Das Unternehmen wolle das Personal aufstocken und die Produktpalette um Comics, Videospiele und Hardware vergrößern. Im Mittelpunkt sollten Sammelobjekte stehen. Ziel sei es, Online-Shopping in Unterhaltung zu verwandeln, zitiert Retail Dive Unternehmensgründer Logan Head. Nach eigenen Angaben verfüge Whatnot mit der Plattform über Tausende Vertriebspartner und eine fünfstellige Zahl von Kunden.
///// TRENDS & TECH
Nach einem Bericht des Verbrauchermagazins Super Markt des Rundfunk Berlin Brandenburg sind immer öfter Betrüger bei den Kleinanzeigen von Ebay unterwegs. Die Angebote der Produkte zu günstigen Preisen erfolge unter falschen Namen, sie müssten sofort bezahlt werden. Nach der Überweisung werde das Geld abgehoben und das Konto geschlossen, die Ware existiere nicht. Das Landeskriminalamt Berlin habe im vergangenen Jahr mit mehreren tausend Fällen zu tun gehabt, die Banken müssten erst ab Beträgen von mehr als 1.000 Euro die Rechtmäßigkeit der Überweisung und die Identität des Kontoinhabers überprüfen. Ebay erkläre, dass die Zeitfenster für Überprüfung und Reaktion des Unternehmens oft zu kurz seien.
Nach einer Sonderauswertung der Versandhandelsstudie 2021 der Fachzeitschrift Textilwirtschaft wird die online gekaufte Ware hierzulande nur selten kostenlos versandt. Nur 14 Prozent der 100 größten Online-Händler, die innerhalb der Studie befragten wurden, verschickten die Ware kostenlos. Für 50 Prozent sei ein Mindestbestellwert das entscheidende Kriterium für den kostenlosen Versand. 36 Prozent verlangten grundsätzlich einen Aufschlag für den Versand, lautet ein weiteres Ergebnis. Bei der Wahl des Logistikpartners herrsche Flexibilität, denn nur 43 Prozent kooperiere nur mit einem Partnerunternehmen, 38 Prozent setzten zwei Partner ein. Bei 61 Prozent der Anbieter könnten die Kunden über einen Link zum Paketdienstleister die aktuelle Position des Pakets verfolgen. Drei Prozent hätten diesen Service überhaupt nicht im Angebot. Um einen umweltneutralen Versand kümmern sich nach den Ergebnissen der Studie fast drei Viertel der 100 Top-Online-Händler.