Für den Onlinehandel werden weiterhin enorme Wachstumsraten vorhergesagt. Wenn stationäre Händler dabei nicht verlieren wollen, müssen sie ihr Multichannelgeschäft verbessern. Nicht nur Baumärkte haben hier Nachholbedarf.
Bei einem geschätzten Marktvolumen von 21 Milliarden Euro im Jahr 2011 wird der Online-Umsatz bis 2015 eine Höhe von nahezu 30 Milliarden erreichen, so die Zahlen von PwC. Dadurch werde der Anteil der Erlöse am gesamten Einzelhandelsvolumen von aktuell rund fünf Prozent auf fast sieben Prozent ansteigen.
Auch das EHI Retail Institute prognostiziert eine konsequente Steigerungsrate der Umsätze im Onlinehandel. Bei einem angenommenen Wachstum des gesamten Einzelhandelsumsatzes um 1 Prozent pro Jahr werde der E-Commerce-Umsatzanteil im Jahr 2025 mindestens rund 14 Prozent und höchstens rund 24 Prozent betragen.
Nicht Ersatz, sondern Ergänzung
Gut jeder zweite (54 Prozent) der 1.000 von PwC befragten Online-Kunden plant, künftig noch häufiger im Netz zu kaufen. Bemerkenswert ist auch, dass die Zahl der Erstkäufer im Internet noch immer wächst: 28 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten vor der Umfrage erstmals online gekauft zu haben."Im stationären Geschäft allein können Einzelhändler kaum noch Umsatzzuwächse erzielen. Dennoch liegt die Zukunft der Branche keineswegs im reinen Online-Handel: Konzepte, in denen sich Filiale und Internet gezielt ergänzen und den Kunden einen Mehrwert durch Flexibilität, Erlebnis und Service bieten, haben in vielen Segmenten Potenzial", kommentiert Gerd Bovensiepen, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüterindustrie bei PwC.
Der Onlinehandel ist nicht immer Ersatz, sondern immer häufiger auch Ergänzung des stationären Kaufs. So informieren die Online-Kunden sich beispielsweise beim Kauf von Schuhen und Mode bevorzugt im Internet und kaufen am liebsten im Ladengeschäft. Doch würden fast 60 Prozent der Befragten ihre Einkäufe lieber nach Hause geliefert bekommen, als sie direkt aus dem Geschäft mitzunehmen.
Zeitliche Flexibilität als Hauptgrund für den Onlinekauf
Als wichtigste Gründe für den Kauf im Internet werden die Unabhängigkeit von Ladenöffnungszeiten mit 84 Prozent und der einfachere Produktvergleich mit 75 Prozent noch vor dem günstigeren Preis mit 68 Prozent genannt.Im Durchschnitt geben die Befragten nach eigener Einschätzung rund 30 Prozent ihres Konsumbudgets im Internet aus. Bei Büchern, DVDs und anderen Medien liegt der Anteil sogar bei fast 60 Prozent, die Segmente Computer, Elektronik sowie Kleidung und Schuhe kommen auf knapp 50 Prozent.
Demgegenüber bleibt das Lebensmittelgeschäft im Internet schwierig. Knapp die Hälfte der befragten Internet-Käufer hat entsprechende Produkte noch nie online gekauft.
Am häufigsten werden Mode und Accessoires im Netz erworben. Diese Warengruppe hat 27 Prozent Marktanteil im Internethandel. Hier gehen die Impulse laut einem aktuellen Branchenreport des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) neben den stationären Modeketten verstärkt von reinen Internethändlern wie Zalando, und den großen Fashionlabels aus.
Nachholbedarf bei Bau- und Elektronikmärkten
Bereiche wie Elektronik, Heimwerken und Garten sowie Wohnen und Einrichten spielen im Onlinehandel keine große Rolle. "Gerade die Handelsketten stimulieren hier nur sehr begrenzt die Märkte. Dies könnte sich langfristig nachteilig auswirken, da auch in diesen Sortimentsbereichen die reinen Internethändler bereits in den Startlöchern stehen", heißt es in dem Branchenreport.Dabei profitiere vor allem der stationäre Handel von Kunden, die sich zunächst im Internet informieren, um dann im Laden vor Ort zu kaufen. "Multichannel kann kein Händler mehr ignorieren. Unser Branchenreport zeigt, dass der Umsatzanteil des stationären Handels, der auf Recherchen im Onlinehandel zurückzuführen ist, enorm ist. Kaum ein Händler kann es sich heute noch leisten, online nicht präsent zu sein", betont Studienautor Hansjürgen Heinick.
DH
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