Nach dem faktischen Rauswurf des Chefs Roland Weise gibt es heftiges Stühlerücken bei Media-Saturn. Die personellen Veränderungen reichen bis in das mittlere Management hinein.

Der überraschenden Trennung vom Unternehmenschef Chef Roland Weise folgt ein Revirement im Top-Management der Metro-Tochter Media-Saturn unter dem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung Horst Norberg (63).

Der bisherige Finanzchef Rolf Hagemann wird stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung. Doch auch die Position des Markenverantwortlichen wird Anfang 2011 jeweils doppelt besetzt.

Bei Saturn übernehmen Jaroslaw Drabarek und Pieter August Haas, seit 2008 Mitglied der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding, diese Aufgabe. Für MediaMarkt sind es Joachim Roesges und Michael Rook. Alle Marketingverantwortlichen sind zugleich Mitglieder der Geschäftsführung und berichten in Zukunft an Norberg.

Die drei Länder-Chefs Michael Rook (Media-Saturn Deutschland), Joachim Roesges (Media-Saturn Spanien) und Frank Kretzschmar (Media-Saturn Österreich) werden zudem in die Geschäftsführung berufen.

Online-Strategie in der Kritik

Laut Metro-Chef Eckhard Cordes haben sich die Gesellschafter entschlossen, "angesichts der kräftigen Expansion in Asien und Osteuropa" die Führung des Konzerns umzubauen, hieß es zur Begründung des Führungswechsels.

Das "Manager Magazin" hatte berichtet, dass es in den vergangenen Wochen Querelen im Gesellschafterkreis gegeben habe. Cordes sei offenbar zunehmend unzufrieden mit der Umsetzung einer im Grundsatz beschlossenen Internet-Handelsplattform gewesen, berichtete das Magazin.

Laut "Manager Magazin" stößt die Einrichtung auf Schwierigkeiten und Widerstände, da die rechtlich selbstständigen Media-Markt- und Saturn-Geschäfte ihre Preise selbst festlegen. Einheitliche, womöglich niedrigere Preise im Internet würden den örtlichen Märkten schaden, deshalb gebe es in den Regionen eine Ablehnungsfront. Ein Metro-Sprecher wollte das nicht kommentieren.

Norberg als Zwischenlösung?

Branchenbeobachter gehen davon aus, dass der nun beschlossene Führungswechsel aufgrund des Alters von Norberg nur eine Zwischenlösung ist, meldet dpa. Mit der nun gefundenen Lösung solle die Diskussion um den Start im Online-Geschäft entschärft werden.

Die Media-Saturn Gruppe erwirtschaftete 2009 einen Nettoumsatz von 19,7 Milliarden Euro und beschäftigt heute 70.000 Mitarbeiter. Die mehrheitlich zur Metro AG gehörende Gruppe ist derzeit mit 874 Märkten in 17 Ländern vertreten.