Die Rettung von Hertie scheint möglich. Eine Investorengruppe will der insolventen Warenhauskette Jugendlichkeit verpassen - und alle restlichen Standorte retten. Streit gibt es um die Immobilien.
Die Gruppe will offenbar einen "höheren zweistelligen Millionenbetrag" zur Rettung bereitstellen.
Voraussetzung für den Einstieg bei dem seit Monaten ums Überleben kämpfenden Unternehmen sei jedoch zuvor eine Einigung mit den britischen Investoren von Dawnay Day, sagte Schuchardt der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Ziel: "Der neue Hertie"
Die Gruppe - mit Handelsmanagern aus dem In- und Ausland - wolle möglichst alle noch bestehenden Filialen samt Konzernzentrale in Essen retten, um damit einen Großteil der Arbeitsplätze zu erhalten. "Nur mit dieser Mindestzahl an Niederlassungen und Mitarbeitern lässt sich unser Konzept der Nachbarschaftskaufhäuser verwirklichen", betonte Schuchhardt, der viel Handelserfahrung bei Horten und Quelle gesammelt hat. Er hat die Idee von einem "neuen Hertie", das vor allem Frauen und junge Familien ansprechen soll.Der Hertie-Betriebsrat unterstützt das Vorhaben der Investorengruppe. "Wir tragen das Konzept bereitwillig mit", sagte der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Bernd Horn.
Bürgschaften von der Landesregierung
Dem "Handelsblatt" zufolge hat auch das Land Nordrhein-Westfalen signalisiert, eine mögliche Rettung mit Bürgschaften zu unterstützen, heißt es unter Berufung auf "Kreise der Landesregierung". Mit Insolvenzverwalter Bähr sei bereits Einigkeit über den Kaufpreis für Marke, Inventar und Warenbestand erzielt worden, so das Blatt.Strittig ist allerdings weiter die Frage nach der Zukunft der Hertie-Immobilien. Der britische Hertie-Eigentümer Dawnay Day hatte sich damit verspekuliert und war 2008 selbst in die Insolvenz gegangen. Seitdem ist dessen Tochter Mercatoria Acquisitions (MABV) für die Verwertung der Hertie-Gebäude zuständig und will die Häuser laut "Handelsblatt" einzeln verkaufen. Sechs Objekte wurden bereits veräußert.
Bähr und die Investoren strebten aber eine Vermietung der Immobilien im Paket für mindestens für fünf Jahre an.
"Bähr verschwendet Geld und Zeit
Ein Sprecher von MABV äußerte Skepsis gegenüber den Investorenplänen. "Ich glaube nicht, dass Herr Bähr eine Vereinbarung hat, Hertie zu verkaufen", sagte er dem "Handelslblatt".Bisher hätte der Insolvenzverwalter jede Hoffnung auf Investoren nicht erfüllen können. "Uns hat bisher jedenfalls niemand kontaktiert", betonte der Sprecher - und kritisierte Bähr schwer. "Er verschwendet unsere Zeit und unser Geld, und vergeudet die Insolvenzmasse. Er füllt sich auf Kosten der Gläubiger und der Angestellten die Taschen." Bähr hatte unter anderem davon gesprochen, mit einem Schweizer Investor zu verhandeln.
Hertie betreibt noch 54 Warenhäuser und beschäftigt 2.800 Mitarbeiter. Sollte sich kein Käufer finden, droht die Schließung. Zuletzt war von "dramatischen Umsatzeinbrüchen" die Rede.