Anfang des Monats haben wir uns für Sie einmal den Weinhandel im Web angesehen. Ein lukrativer Markt, auf dem einige große Player unterwegs sind. Und wenig überraschend präsentierten sich die Shops (mehr oder weniger) auf der Höhe der Zeit. Warenvielfalt, Angebotspräsentation und Bezahlverfahren wussten durchaus zu überzeugen. Wie sieht es aber tief in einer Nische aus? Uns hat interessiert, wie sich Händler in einem hochgradig spezialisierten Segment präsentieren. Modellautos - wenn der Kunde auch Sammler ist.
So arg klein ist die Nische für Modellautos in unterschiedlichsten Maßstäben indes nicht. Glaubt man den Zahlen von Branchenmagazinen wie dem "Modell Fahrzeug" werden mit Modellautos jährlich um die 250 Millionen Euro umgesetzt. Dabei handelt es sich allerdings um einen sehr inhomogenen Markt, denn das Angebot reicht vom Einsteigermodell für unter 40 Euro, das aber massenhaft produziert wird, bis hin zum handgefertigten und detailreichen Nachbau eines automobilen Klassikers, der dann für einige Tausend Euro angeboten wird. Aber sind Händler und Sammler bereits im digitalen Zeitalter angekommen? Und wie steht es um die Ansprache von neuen Kunden, die vielleicht erst in das Thema einsteigen wollen? etailment hat ein paar Shops unter die Lupe genommen.

Modellauto-Discount
Die Seite von Modellauto Discount erinnert ein wenig an die Zeit, als Lidl und Aldi gleichermaßen in ihren Postwurfsendungen grell und laut die günstigsten Preise verkündeten. Rot und Gelb wirken marktschreierisch und das Prozentzeichen im Header suggeriert einen ordentlichen Spareffekt. Gespart hat der Anbieter aber auch an vielen Dingen, die für einen zeitgemäßen Shop wichtig wären. Die Seite auf Mobilgeräten zu bedienen, ist eine regelrechte Herausforderung. Für Neukunden gibt es wenige Chancen das Angebot einzuordnen. Es fehlen Kundenrezensionen, Bewertungen oder Prüfsiegel. Und die Zahlungsvarianten Kreditkarte, Lastschrift und Vorkasse müssen sich die Kunden erst mühsam selbst heraussuchen. Die Artikelbeschreibungen sind kurz gehalten. Hier muss der Sammler wohl schon wissen, was er will. Der Warenbestand ist über Maßstäbe, Hersteller und die Marken der großen Vorbilder erschlossen. Hintergrundinformationen oder gar Inhalte rund um das Sammeln werden nicht angeboten.

Modelcarworld
Interessanterweise wird dieses Angebot vom gleichen Händler wie der Modellauto-Discount betrieben. Der Shop wirkt sehr nüchtern und ist leider ebenfalls nicht responsiv. Aber über eine Seitenleiste erhalten Neukunden zumindest einige wichtige Signale, wie eine durchschnittliche Kundenbewertung und eine schnelle Übersicht der akzeptieren Zahlungsmittel. Kreditkarte, Paypal, Sofortüberweisung, Klarna und sogar Amazon Payments werden hier genutzt. Die Produktbilder sind gut und auch in 360 Grad-Ansichten verfügbar. Doch auch hier gehen die Produktbeschreibungen viel zu selten über das hinaus, was der Kunde ohnehin sieht. Der Warenbestand kann mittels einer schnellen und einer Detailsuche erschlossen werden. Hintergrundinfos werden nicht geboten.

Top-Collect
Der Shop lässt den Betrachter etwas ratlos zurück. Ein Slider setzt besonders ausgewählte Stücke in Szene. Insgesamt wäre "schlicht" in Hinblick auf die Gestaltung des Shops schon fast übertrieben. Insgesamt wirken Info-Container und Elemente der Seitenleisten wahl- und etwas lieblos verteilt. Und die Eigenbeschreibung des Shops selbst wirkt wenig vertrauenserweckend. Auch für diesen Händler ist "Mobile" noch ein Fremdwort. Und auch bei den Bezahlverfahren herrscht Tristesse. Außer Paypal wird noch der Kauf auf Rechnung für Stammkunden angeboten.
Danhausen
Der Händler ist so etwas wie eine Institution im Handel mit Modellen. Bereits Ende der 80er Jahre gab es kaum eine Automobilzeitschrift, in der nicht eine kleine Anzeige von Danhausen zu finden war. Während bei Top-Collect das Warenangebot arg reduziert wirkt, protzt Danhausen mit seiner Produktpalette. Das wirkt auf der Startseite dann auch schon überladen. Vertrauensbildende Elemente suchen Neukunden hier vergeblich. Auch in Hinblick Navigation hat das Angebot Nachholbedarf. So gibt es einen eigenen Menüeintrag "Shop", obwohl man sich bereits im Shop selbst befindet. Dahinter verbirgt sich der Besuch des Kundenkontos, Warenkorb und, ebenfalls erstaunlich, der AGB. Gezahlt werden kann per Lastschrift, Kreditkarte, Vorauskassen und Nachnahme. Viele Modelle sind ausverkauft oder noch nicht lieferbar. Schade, dass es für den Kunden keine Filtermöglichkeit gibt. Das Bildmaterial ist gut, die Produktbeschreibungen verdienen leider ihren Namen nicht.

Modellbau Härtle
Ein gültiges SSL-Zertifikat? Responsive Seitengestaltung? Alle Zahlverfahren auf einen Blick? TÜV-Zertifikat? Der Händler macht vieles richtig. In den Artikelübersichten sind sofort lieferbare Artikel deutlich gekennzeichnet. Das Bildmaterial ist gut aufgelöst und zusammengestellt. Die Produktbeschreibungen ausführlich. Auch über die voraussichtliche Lieferzeit werden die Kunden unmittelbar auf der Produktseite informiert. Bei den Bezahlverfahren herrscht Vielfalt. Neben Kreditkarte, Sofortüberweisung und Paypal stehen auch Klarna und Amazon Payments zur Wahl. Die für den Kunden im Einzelfall wichtigen Zusatzinformationen wie Widerruf, Datenschutz und AGB sind in einer übersichtlichen Fußzeile zusammengefasst.

Modellautocenter
Den Abschluss des kurzen und subjektiv ausgewählten Rundgangs bildet das Modellautocenter. Wie bei den meisten Mitbewerbern zählt auch hier offenbar, den Besucher auf der Startseite mit besonders vielen Artikeln zu beeindrucken. Insgesamt wirkt der Shop nüchtern, aber aufgeräumt. Leider gibt es aber auch hier Probleme bei der mobilen Nutzung. Das Bildmaterial sieht professionell aus. Die Beschreibungen sind zu knapp gehalten. Der Einsteiger findet auch einige Hintergrundinformationen. Nur leider scheinen die Texte lediglich aus SEO-Gründen auf der Seite platziert worden sein. Gezahlt werden kann immerhin per Kreditkarte, Paypal, Lastschrift und Nachnahme.
Bonjour Tristesse, Chancen vertan
Wäre dies ein Wettbewerb, so hieße der eindeutige Sieger nach Punkten Modellbau Härtle. Der Shop ist vom Aufbau und Technik dort, wo Einkaufsmöglichkeiten im Web heute sein sollten. Ansonsten gleicht die Produktpräsentation in den anderen Shops eher dem Einkauf von Gebrauchsgegenständen. Beim Autokauf entscheiden nicht immer nur die Fakten, sondern gerade auch die Emotionen. Das dürfte beim Sammeln der kleinen Abbilder nicht anders aussehen. Gemessen daran schlagen sich die Händler deutlich unter Wert. Keiner erzählt Geschichten rund um das große Vorbild. Da wird weder Lust auf den Kauf noch auf den Einstieg in das Sammeln gemacht. Ein wahrlich ernüchternder Besuch in der Nische.