Ein attraktives Frontend, das den richtigen Ton trifft, viele Informationen bietet und schnell lädt, ist für Online-Shops unerlässlich. Genauso wichtig aber ist die Pflege des Backends. Fünf Punkte, die Onliner buchstäblich auf dem Schirm haben sollten.
Irgendwann kommen alle Online-Händler an den Punkt, an dem sie sich um die Weiterentwicklung ihres Shops kümmern müssen. "In der Regel hakt es dabei nicht an der Usability im Frontend", sagt André Roitzsch, Geschäftsführer der Agentur Shopmacher, die sich um die Weiterentwicklung von digitalen Vertriebskanälen kümmert. "Es ist die Systemlandschaft, die Probleme macht."
Roitzsch empfiehlt, fünf zentrale Punkte zu prüfen, um das eigene Wachstum nicht durch technische Haken und Ösen zu gefährden.
1. Überdimensionierte Plug-Ins können jedes Update zum Geldfresser machen
Viele Online-Händler sind verwundert, dass ihre Agenturen für jedes noch so kleine Update hohe Preise aufwerfen. Schuld sind häufig zu komplexe Plug-Ins, über die alle Sonderindividualisierungen des Händlers umgesetzt wurden. "Diese Methode wird häufig dann genutzt, wenn in der Set-Up-Phase der Zeitplan eng ist und das Budget aus dem Ufer zu laufen droht", sagt André Roitzsch. Doch wenn die erste Software-Aktualisierung notwendig ist, müssten Online-Händler die Einsparungen aus der Anfangszeit teuer bezahlen und stünden irgendwann vor einem Shopsystem, das sich überhaupt nicht mehr aktualisieren lässt.
2. Überdimensionierte Individualisierung macht die Benefits von Standardsoftware zunichte
Wenn Online-Händler sich die Frage stellen, ob ihre Shopsoftware überhaupt noch zukunftsfähig ist, lohnt sich ein Blick in den Quellcode. Nicht selten wurde eine Standardsoftware wie Shopware oder Magento so stark individualisiert, dass von der Ursprungssoftware nicht mehr viel übrig ist. Dann hat man auch den Nutzen nicht mehr, den eine Standardsoftware bietet und sollte sich überlegen, ob man nicht besser gleich individuell oder mit einem Baukastensystem entwickelt.
3. Überdimensionierte Serverkapazitäten deuten auf Performance-Probleme hin
Ist ein Online-Shop nicht sauber programmiert, bestrafen ihn die eigenen Ladezeiten – und eine daraus resultierende schlechte Konversionsrate der Kunden. Das Problem lässt sich bis zu einem gewissen Grad dadurch lösen, dass man Serverkapazitäten nachkauft, doch ist dies langfristig die teuerste Art des Trouble-Shooting. Um eine spürbare und nachhaltige Verbesserung bei der Ladezeit zu erzielen, muss den Problemen auf den Grund gegangen werden.
Oft finden sich dabei verbaute Systemarchitekturen, die entschlackt werden müssen. Doch auch andere Faktoren treiben die Ladezeiten nach oben. Für zusätzliche Probleme bei der Performance-Optimierung sorgt die Tatsache, dass die gängigen Tools, mit denen sich die Shop-Performance messen lässt, teils widersprüchliche Ergebnisse liefern. Hier hilft es, sich auf ein Tool festzulegen und konsequent dieselbe Teststrategie zu verfolgen.
4. Falsche Priorisierung von Content und Commerce sorgt für hohe Komplexität
Unternehmen, die stark auf Content setzen, stehen vor der Frage, ob sich mit ihrem Shopsystem auch gutes Content-Management betreiben lässt, oder ob sie ein Content-Management-System nutzen und daran Shopfunktionen andocken. In vielen Projekten, in denen das CMS das führende System ist, werden im Laufe der Zeit aber so viele Shopfunktionen integriert, dass man sich die Frage stellen muss, ob die Priorisierung noch Sinn hat oder ein Systemwechsel ansteht.
5. Mangelhafte Deployment-Strategien machen den Shop zur Zitterpartie
Viele Online-Shop-Lösungen bleiben beim Deployment-Prozess teils weit unter dem erforderlichen Standard für Enterprise-E-Commerce-Systeme. Das bietet nicht nur Einfallstore für Hacker-Angriffe, sondern auch enorme Risiken bei Änderungen am Shop-Design. "Wenn ich jedes Mal den ganzen Shop manuell durchtesten muss, damit mir eine Änderung im Frontend nicht den Checkout oder das Payment zerschießt, oder wenn nach einem Live-Gang Roll-Back-Optionen fehlen, die auf Knopfdruck den vorherigen Zustand des Shops wieder herstellen, wird jede Änderung im Shop zur Zitterpartie", so Roitzsch.
Die schleichende technische Verwahrlosung sei von Händlern lange ignoriert oder unterschätzt worden. Manchmal sei ihnen auch gar nicht bewusst, auf welchem Pulverfass sie sitzen. Doch saubere Backend-Prozesse seien genauso wichtig wie ein ordentliches Look & Feel im Frontend. Erst im Zusammenspiel lasse sich Online-Handel so betreiben, dass er Händlern und Kunden gleichermaßen Spaß macht.