Der Onlinehandel legt dieses Jahr um 15 Prozent zu. Damit verkauft die Versandhandelsbranche nun erstmals mehr über das Internet als mit Katalogen.
Der Anteil des Distanzhandels am Einzelhandel erreicht dadurch erstmals die neue Höchstmarke von 7,4 Prozent. 2008 waren es noch 7,2 Prozent.
Der Online-Umsatz mit Waren wird der TNS Infratest-Studie „Distanzhandel in Deutschland“ zufolge 2009 voraussichtlich um 15 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro zulegen. Somit erwirtschaften Distanzhändler rund 53 Prozent ihrer Erlöse im Internet. Dadurch knackt der Online-Anteil des Versandhandels erstmals die 50-Prozent-Marke - 2008 waren es noch 46,9 Prozent.
Bei den Dienstleistungen sind Flugtickets und Bahnfahrten die beliebtesten Produkte im Onlineshopping, hat eine Studie des Verbandes Bitkom herausgefunden.
Online wächst gegen Einzelhandelstrend
"Der Versandhandel bekommt starken Rückenwind aus dem Internet und kann damit gegen den allgemeinen Trend im Einzelhandel wachsen“, sagte Dieter Junghans, bvh-Präsidiumsmitglied und Chef des Versenders Pro Idee.„Ganz gleich ob stationäre Händler, Warenhersteller, oder Apotheken – es gibt immer mehr Unternehmen, die eigene Online-Shops eröffnen und dadurch zusätzliche Umsätze erwirtschaften", sagte Junghans. "Jedes Unternehmen, das im Internet Handel betreibt, ist ein Versender. Gleichzeitig wird der Versandhandel immer mehr zum Onlinehandel.“
Katalog kein Auslaufmodell
Trotz Internet-Zeitalter dient der gedruckte Katalog vielen Kunden nach wie vor als verlässliche Informationsquelle. Bei schriftlichen und telefonischen Bestellungen ist er in rund 80 Prozent aller Fälle das einzige genutzte Medium. Aber auch 69 Prozent (2008: 73 Prozent) der Onlinekäufer nutzen gedruckte Kataloge, bevor sie eine Warenbestellung im Internet aufgeben.Selbst in den Altersjahrgängen bis 39 Jahre liegt die Nutzung noch immer bei mindestens 64 Prozent. „Wir sind noch weit davon entfernet, den Katalog als Werbemittel in Frage stellen zu können. Die Frage lautet stattdessen, wie der Katalog der Zukunft aussehen muss,“ so Junghans.
Gute Kombination: Katalog und Internet
Den größten Umsatz der Branche werden in diesem Jahr voraussichtlich erneut mit Abstand die Versender mit parallelem Katalog- und Internet-Angebot erwirtschaften. Für diese Gruppe erwartet der bvh derzeit eine bessere Entwicklung als 2008 und einen nur leichten Umsatzrückgang von 0,8 Prozent (2008: -4,6 Prozent) auf rund 16,5 Milliarden Euro (2008: 16,6 Milliarden. Euro).Die reinen Internet-Versender („Internet-Pure-Player“) legen voraussichtlich um 6,2 Prozentpunkte auf rund 4,8 Milliarden Euro Gesamtumsatz zu. Gewerbliche Ebay-Händler können ihren Umsatz voraussichtlich um 7,2 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Euro steigern.
Hinweise für ein abermaliges Umsatzwachstum gibt es bei den „Versendern mit Heimat im Stationärhandel“ (Vorjahresumsatz: 1,4 Milliarden Euro) und den Teleshopping-Anbietern (Vorjahresumsatz: 1,2 Milliarden Euro). Eine genaue Hochrechnung zu diesen und weiteren Versendergruppen erfolgt am Jahresende.
Der kleine Onlineunterschied
Bislang geht der bvh für 2009 von 52,1 Millionen Versandhandelskunden hierzulande aus, 24,1 Millionen Männer und 28 Millionen Frauen. Bei den Männern steigen die Ausgaben im Versandhandel voraussichtlich von 10,8 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 11,4 Milliarden Euro, während Frauen mit 17,7 Milliarden annähernd die gleiche Summe für Einkäufe per Internet, Telefon oder Bestellkarte aufwenden.Insgesamt kauft jeder Deutsche in diesem Jahr statistisch gesehen für 354 Euro (2008: 346 Euro) im Versand- und Onlinehandel ein. Dabei werden am häufigsten Bekleidung, Textilien und Schuhe bestellt. Allerdings ist hier die Nachfrage bislang mit 38 Prozent (2008: 42 Prozent) Anteil an den Gesamtbestellungen niedriger als im Vorjahr.
Bleibt diese Zahl im weiteren Verlauf der Befragung konstant, könnte die Kaufzurückhaltung in der umsatzstärksten Warengruppe am Jahresende zu einem Umsatzminus von bis zu 5 Prozent führen. Der Gesamtumsatz in diesem Segment betrug 2008 rund 13,4 Milliarden Euro.
Medien gefragt
Größere Nachfrage ist dagegen im Bereich Medien, also Bücher, CDs und DVDs, zu verzeichnen. Hier kann der Anteil an den Gesamtbestellungen voraussichtlich auf 21 Prozent (2008: 18 Prozent) zulegen, wobei der Umsatz der zweitstärksten Warengruppe aufgrund sinkender Ausgaben pro Kauf mit rund 2,9 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau verbleiben dürfte.5 Prozent weniger Bestellungen verzeichnet auch die Sparte der Unterhaltungselektronik, die im vergangenen Jahr mit 2,1 Milliarden Euro die drittumsatzstärkste Warengruppe war. Setzt sich der bislang beobachtete Trend fort, sind in 2009 Umsatzrückgänge von bis zu 10 Prozent möglich. Hinweise für Umsatzwachstum gibt es hingegen bei Haushaltsgeräten, Computer und Zubehör sowie Medikamenten.