Zur Absicherung von Umsätzen stehen Onlinehändlern viele Möglichkeiten und Dienstleister zur Seite. Mit der richtigen Auswahl lässt sich die Marge erhöhen.

Goetz Herzog wunderte sich nicht schlecht: An ein und demselben Tag gingen immer wieder Bestellungen mit der gleichen Kreditkarte aus Großbritannien ein. Was bei anderen Onlineshops vielleicht nicht besonders aufgefallen wäre, ließ bei Herzog die Alarmglocken läuten.

Denn der Inhaber der EOD - European Online Distribution GmbH betreibt neun völlig unterschiedliche Webshops - von ­Wellango.de für Gesundheits- und Wellnessartikel über Voipango.de für Telefon- und Kommunikations-IT bis hin zu Kitekick.de und Volango.de, die Drachen, Windspiele und Gauklerbedarf offerieren.

Es lag also auf der Hand, dass an diesen Bestellungen etwas faul sein musste. "Wir haben dann nachgehakt und um eine Kopie des Ausweises gebeten", erinnert sich Herzog. "Danach herrschte Funkstille."

PayPal und Kreditkarten

Der Fall liegt schon einige Zeit zurück. Mittlerweile gehen bei EOD täglich 200 bis 500 Bestellungen ein, sodass sich niemand mehr händisch um die Prüfung von auffälligen Kreditkarten, Warenkörben oder Kundenadressen kümmern kann.

"Bei unseren beiden B2B-Shops arbeiten wir sehr selektiv mit Warenkreditversicherungen. Nach 20 Jahren im Handel hat man ein gutes Gefühl für Risiken entwickelt", sagt Herzog. "Bei den B2C-Shops haben wir das Thema Zahlungssicherheit mehr oder weniger vollständig an unseren Dienstleister ausgelagert."

PayPal hält im B2B-Bereich Einzug

Ein Großteil der Zahlungen erfolgt bei den Shops der EOD über PayPal. "Auch im gewerblichen Bereich hält PayPal mehr und mehr Einzug", berichtet Herzog. Dank der Staffelung nach Umsatzvolumen seien die Kosten mit rund 1,2 Prozent Disagio und einer festen Transaktionsgebühr von je 35 Cent hinnehmbar.

"Bei einem durchschnittlichen Warenkorb von 300 Euro sind die Gebühren zwar spürbar, der große Vorteil von PayPal ist jedoch die Liquidität. Ich habe das Geld am nächsten Tag auf dem Konto, bei Kreditkartenzahlungen dauert es länger", sagt Herzog. 

Kreditkarten sind das zweitwichtigste Zahlverfahren in den Shops der EOD. Seit der Einführung der 3D-Secure-Verfahren von Mastercard (Mastercard Secure) und Visa (Verified by Visa) kommt es dabei laut Herzog kaum noch zu Zahlungsstörungen.

"Wir haben in den letzten Jahren sicher mehr als fünf Millionen Euro über Kreditkarten umgesetzt und es gab höchstens mal Probleme mit der ein oder anderen amerikanischen Businesscard", betont Herzog. Aber auch in solchen Fällen bleibt nicht der Händler auf dem Schaden sitzen. Sicherheit, die freilich über vergleichsweise hohe Disagien eingekauft wird.

Sichere Lastschrift

Für Lastschriften, mit einem Aufkommen von rund 20 Prozent das drittbedeutendste Zahlungsverfahren in den Shops von Goetz Herzog, setzt der rührige Unternehmer auf eine Absicherung durch seinen Payment Service Provider Heidelpay.

"Auch hier haben wir uns früher selbst um die Prüfungen gekümmert und mit Creditpass zusammengearbeitet, heute widmen wir uns jedoch lieber unseren Kunden und unsrer Konversionsrate", sagt Herzog.

Rund 3 Prozent des Umsatzes kostet die "Lastschrift mit Zahlungssicherheit", eine variable Transaktionsgebühr kommt hinzu. Im Gegenzug muss sich der Händler um die Themen Bonität, Betrug und Inkasso nicht mehr kümmern.

"Wir stellen unseren Händlern ein ganzes Bündel von 30 bis 40 Risikotools zur Verfügung", schildert Mirko Hüllemann, Geschäftsführer der Heidelpay. "Gemeinsam beraten wir, welche Absicherung sinnvoll ist - vom Ausschluss ausländischer Kreditkarten über den IP- und Bestelladressenabgleich bis hin zu Warenkorbanalysen und Bonitätsauskunfteien."

Für rund 3.000 aktive Händler wickelt das Heidelberger Unternehmen den virtuellen Zahlungsverkehr ab - über Kreditkarten, Lastschrift, Giropay, Sofort­überweisung.de, PayPal und Micropayment-Verfahren. Aufwand und Kosten der Zahlungsabsicherung sind je nach Branche und Umsatzvolumen sehr unterschiedlich.

"Es macht keinen Sinn, einen Warenkorb von 20 Euro mit Bonitätsabfragen abzusichern, die fünf Euro kosten", sagt Hüllemann. Das Geheimnis liegt wie so oft in der richtigen Balance zwischen notwendiger Sicherheit und Minimierung des Kostenaufwands.

Absicherung als Mehrwert

Die Heidelpay ist freilich nicht der einzige Payment Service Provider (PSP), der das Thema Zahlungssicherheit als Mehrwertdienstleistung entdeckt und über die Jahre ausgebaut hat.

EOS, Deutsche Card Services, Six Card Solutions, B+S Card Service, Concardis, Expercash, Ogone, Wirecard AG, Payone, um nur einige Anbieter aus diesem unübersichtlichen Markt zu nennen, bieten neben der Abwicklung des Zahlungsverkehrs in der Regel auch mehr oder weniger ausgefeilte Absicherungslösungen.

"Kleine Onlinehändler beherrschen das Riskmanagement oft sehr gut selbst", weiß Manfred K. Wolff, Geschäftsführer von Creditpass. "Man kann einen klaren Unterschied erkennen zwischen Unternehmen, die über den E-Commerce groß geworden und Großunternehmen, die irgendwann auf den E-Commerce-Zug aufgesprungen sind."

Letztere beginnen nach Wolffs Beobachtung erst seit einiger Zeit sich intensiver mit der Materie Zahlungssicherheit zu befassen und ihre althergebrachten Methoden auf den Prüfstand zu stellen.

Creditpass bietet eine zentrale IT-Plattform, auf der ­Onlinehändler sich unterschiedliche Sicherheitschecks zusammenstellen und mit Abfragen bei den wichtigsten Auskunfteien frei kombinieren können.

Unternehmen wie Conrad Electronic, MyToys.de und Strenesse nutzen diesen Baukasten, aber auch Zahlungsdienstleister wie Heidelpay oder Ogone greifen im Hintergrund auf Creditpass zu.

"Da die Auskünfte bei Schufa, Bürgel, CEG Creditreform, Infoscore, Accumio, der Post und anderen auf einer einfachen Schnittstelle sind, haben die Kunden weniger IT-Aufwand und sind im Notfall mehrfach abgesichert - wie ein Großhändler", wirbt Wolff.

Boom um den virtuellen Rechnungskauf

Von dem aktuellen Boom um den Rechnungskauf hält der Creditpass-Chef wenig. Wie Pilze schießen seit einigen Monaten Dienstleister aus dem Boden, die den Kauf auf Rechnung für Onlineshops anbieten. "Es gibt keinen Business-Case dafür", ist Wolff überzeugt.

"Eine Transaktion im Lastschriftverfahren kostet den Händler nur zwischen 10 und 30 Cent. Wenn er die Lastschrift mit internen Datenabgleichen absichert und nur in Zweifelsfällen oder bei Neukunden eine Auskunftsabfrage dazuschaltet, liegt er immer wesentlich günstiger."

Goetz Herzog prüft für seine EOD-Shops derzeit dennoch verschiedene Angebote, um den Kauf auf Rechnung gegebenenfalls in seine Shops einzubinden. "Entscheidend sind für mich die Gebühren und der Zeitpunkt, zu dem mir das Geld gutgeschrieben wird", sagt Herzog.

Auch er sieht den Rechnungskauf kritisch, man müsse den Kunden aber grundsätzlich ein breites Angebot an Zahlungslösungen zur Verfügung ­stellen, damit der Einkauf im Webshop nicht an der virtuellen Kasse scheitere, lautet seine pragmatische Philosophie.

Kunden, die Vorkasse zahlen, erhalten in den Webshops von Herzog drei Prozent Rabatt auf den Warenkorb. Auch auf diese Weise kann ein Händler seine Kunden zu den von ihm favorisierten Zahlungsverfahren führen. „Die jüngeren Kunden sind heute ohnehin daran gewohnt, dass die Ware bezahlt ist, bevor sie ausgeliefert wird", sagt Herzog.

Hanno Bender

Dieser Artikel ist im Sonderheft "Online Handel" erschienen. Ein kostenfreies Ansichtsexemplar des Wirtschaftsmagazins Der Handel erhalten Sie hier.