Im stetig wachsenden SUV-Segment verdient sich Opel mit dem nur 4,28-Meter kurzen Mokka Anerkennung. Das Auto hat das Zeug zum Trendsetter, wie einst der Frontera.

Mit neuem Chef und neuen Modellen zu alter Stärke? Während Ex-VW-Manager Karl-Thomas Neumann zum 1. März seinen Dienst als Opel-Vorstand antritt, stehen die wahren Hoffnungsträger der gebeutelten Marke bereits in den Verkaufsräumen der Händler: Neben dem pfiffigen Kleinwagen Adam soll auch der kompakte Geländewagen Mokka für steigende Verkaufszahlen sorgen. Der Start ist vielversprechend. 80.000 Bestellungen liegen, laut Opel, europaweit bereits vor.
 
Da der schicke Mokka aber ausgerechnet bei der wenig geliebten Schwestermarke Chevrolet produziert wird und so die Wertschöpfung hauptsächlich in Korea stattfindet, hilft er Opel im Bemühen um schwarze Zahlen nur bedingt weiter.

Trendsetter und Imageträger

Eine Fertigung im eigenen Werk im spanischen Saragossa ist zumindest im Gespräch. Die glänzende Nachfrage poliert aber natürlich auch das Image der Marke mit dem Blitz mächtig auf. So viel Aufmerksamkeit bei Passanten hat im Test von Der Handel schon lange kein Opel-Modell erregt.

Der nur 4,28 Meter kurze Mokka hinterließ auf jeden Fall einen starken Eindruck und trifft mit erhöhter Sitzposition, geländegängiger Optik und den kompakten Abmessungen exakt den Zeitgeist. Die wachsende Schar der SUV-Liebhaber lebt und arbeitet schließlich in der Stadt. So besitzt der Mokka ähnliches Trendpotenzial wie einst der Frontera, der in den frühen 90-er Jahren, damals als Gemeinschaftswerk der Rüsselsheimer mit dem japanischen Hersteller Isuzu, das Segment der kernigen Freizeitgefährte für den automobilen Alltag mitbegründete.

Hochwertiger Innenraum

Im hochwertig anmutenden Innenraum haben die Opel-Ingenieure die bewährten und bekannten Zutaten aus den anderen Baureihen mit auf den vorgezeichneten Erfolgsweg gegeben. Armaturen und Instrumente sind vertraut. Das heißt aber gleichzeitig, dass die mit Bedienknöpfen überladene Mittelkonsole aus Astra, Zafira und Insignia auch beim Mokka für Verwirrung beim fahrenden Personal sorgen dürfte.

Ansonsten bietet der "Bonsai-SUV" erstaunlich viel Platz für vier, nominell sogar für fünf Fahrgäste und gefällt mit einem gut nutzbaren Laderaum. Besondere Mühe haben sich die Entwickler ganz offensichtlich bei der Ausstattung gegeben.

Lenkradheizung und ergonomische Sitze

Für den kleinen Mokka gibt es in der Sonderausstattungsliste praktisch nichts, was nicht auch für die größeren Modelle des Hauses geordert werden kann: von der Lenkradheizung, über ein innovatives Lichtsystem, die Ergonomiesitze mit Gütesiegel bis hin zum integrierten Fahrradträger.

Auch ein flexibel auf die Fahrsituation abgestimmtes Allradgetriebe steht für 2.000 Euro Aufpreis im Angebot. Der Aufschlag für die sechsstufige Automatik beträgt 1.300 Euro. Sie kann aber nicht mit dem 4x4-System kombiniert werden und verfügt auch nicht über die sonst serienmäßige Start/Stopp-Funktion.

Sparsamer aber unkultivierter Diesel

Und weil der Wagen für ein SUV auch noch auffällig sparsam ist (Testverbrauch: 5,3 Liter) und mit einer Tankfüllung fast 1.000 Kilometer weit kommt, bleibt als Kritikpunkt nur das schlechte Benehmen des Dieselmotors. Der betagte 1,7-Liter geht jenseits von 2.000 Umdrehungen knurrig und dröhnend zu Werke. Derartiges Getöse hat der sonst rundherum gelungene und moderne Mokka nicht verdient.

Abhilfe ist zumindest in Sicht. Auf dem Genfer Automobilsalon präsentiert Opel Anfang März im Zafira Tourer eine neue Diesel-Generation mit 1,6 Liter Hubraum (100 kW/136 PS). Die soll, laut Hersteller, "Maßstäbe bei der Laufruhe" setzen und "sukzessive" die aktuellen Selbstzünder ersetzen.

Fahrberichte zu weiteren aktuellen SUV-Modellen finden Sie in der März-Ausgabe von Der Handel, die am 6. März erscheint.

Bernd Nusser