Der Fehlstart von Amazon schreckt Otto nicht ab: Der Hamburger Versandhändler plant nach wie vor, Lebensmittel im Internet zu verkaufen. Dafür wird ein Handelsbetrieb mit einem dichten Filialnetz als Partner gesucht.

Lebensmittelverkauf über das Internet? Vor kurzem hat Amazon damit begonnen - und erntete viel Kritik. Doch die Otto Group lässt sich von diesen Negativschlagzeilen nicht beeindrucken und plant weiterhin den Einstieg in den Onlinehandel mit Milch und Butter.
 
Ab wann der Verkauf möglich sein wird, ist noch unklar. "In einer Arbeitsgruppe prüfen wir, ob man im Distanzhandel mit Lebensmitteln Geld verdienen kann. Wir glauben, dass es genug Nachfrage gibt", sagte Otto-Vorstandsvorsitzender Hans-Otto Schrader der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Händler mit Tausenden Läden gesucht

Demnach ist der Hamburger Versandhändler auf der Suche nach einem Partner. Das soll ein Handelsbetrieb sein, "der in Deutschland mehrere tausend Läden hat, über die die Kunden dann beliefert werden", wie es Schrader formulierte. "Insbesondere wenn man auch Frischeprodukte verkaufen will, kann man nicht auf ein Zentrallager zugrückgreifen. Daher verhandeln wird derzeit mit potenziellen Partnern aus dem Handel, die großes Interesse haben, Lebensmittel über das Internet zu vertreiben."

In dem neuen Geschäftsmodell sei vorgesehen, dass die Lebensmittelpreise im Internet identisch mit denen in den stationären Geschäften sind. Beim Kauf per Distanzhandel käme laut Schrader allerdings eine Versandkostenpauschale hinzu.

Zunächst nur Metropolen als Liefergebiete

Der Otto-Chef gibt dem Lebensmittelhandel im Web im Gegensatz zum erfolglosen Versuch von vor zehn Jahren gute Chancen, nicht nur, weil die Zahl der Internetnutzer rasant gestiegen sei. Schrader hält auch die aktuelle Strategie seines Unternehmens für zielführender: "Statt einer zentralen Logistik heraus würden wir diesmal dezentral agieren. Und wir würden zum Start nur die urbanen Zentren in Deutschland beliefern und nicht flächendeckend unterwegs sein."

Wie viele Experten prognostiziert auch der Otto-Vorstandsvorsitzende dem Distanzhandel eine rosige Zukunft dank Smartphones und iPad. "Ich erwarte, dass mittelfristig der Anteil von Mobile Commerce am gesamten E-Commerce auf 30 bis 35 Prozent steigt. Wir haben den Anspruch, in diesem Bereich Innovationsführer zu sein." Das iPad bezeichnete Schrader vor einiger Zeit als "magisch".

Langfristig will Schrader im Versand- und Einzelhandel eine Umsatzrendite vor Steuern von 4 Prozent erreichen. "Das ist ein Durchschnittswert, der sich an den Besten der einzelnen Marktsegmente orientiert."