Die Otto Group will bis 2015 rund 300 Millionen Euro in eine "geschärfte E-Commerce-Strategie"  investieren und die Onlineumsätze von heute 5,7 Milliarden auf 8 Milliarden Euro steigern.

So einiges sickerte schon im Laufe der Woche durch, so dass die heutige Ankündigung der Otto Group, bis 2015 kräftig in den E-Commerce zu investieren, nicht mehr allzu überraschend war.

Demnach will der Konzern rund 300 Millionen Euro in eine "geschärfte E-Commerce-Strategie"  investieren – um den Aufbau vielversprechender Startups voranzutreiben und die Töchter der Gruppe weiterzuentwickeln.

Die Ziele der Hamburger Kaufleute sind dabei recht ehrgeizig: Bis 2015 sollen die Online-Umsätze der Otto Group von heute 5,7 Milliarden Euro auf 8 Milliarden Euro steigen. Im vergangenen Geschäftsjahr legten die rund 60 E-Commerce-Angebote weltweit um etwa 400 Millionen Euro auf mehr als 5,7 Milliarden Euro zu. Somit stehen die Online-Umsätze für rund 57 Prozent der gesamten Handelsumsätze, melden die Hamburger. In Deutschland liege die Umsatz-Quote bereits bei gut 62 Prozent.

Hoffnung Mobile

Dabei befeuerten vor allem Smartphones und Tablets den Online-Umsatz des Konzerns. Die neuen Endgeräte konnten demnach ihren Anteil am Online-Bruttoumsatz der Otto Group zuletzt nahezu verdreifachen. Mehr als 80 Prozent aller Otto Group Shops hielten mittlerweile für Smartphones optimierte Shopping-Lösungen bereit.

"Die Otto Group ist wie kaum ein anderer Anbieter am Markt in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette im E-Commerce abzudecken, vom Aufbau vielversprechender Startups bis zur Warenauslieferung an den Kunden – und dies weltweit", ist Dr. Rainer Hillebrand überzeugt, der seit August 2012 zusätzlich zu seiner Funktion als stellvertretender Vorstandsvorsitzender die E-Commerce-Aktivitäten des in mehr als 20 Ländern agierenden Konzerns steuert.

Die E-Commerce-Strategie der Otto Group basiert demnach auf den vier Säulen Multichannel-Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Service, Internet Pure Player sowie Venture-Aktivitäten.

Verzahnung Multichannel-Einzelhandel

Im Segment Multichannel-Einzelhandel verzeichnete die Otto Group im vergangenen Geschäftsjahr eigenen Angaben zufolge weltweit rund 10 Milliarden Euro Umsatz.

Als Erfolgsmodelle führt die Otto Group hier unter anderem der Multichannel-Sportfachhändler SportScheck mit Hauptsitz in München sowie der US-Möbelhändler Crate & Barrel aus Chicago an: Beide Unternehmen ermöglichten Verbrauchern durch die Vernetzung ihrer "Touchpoints" – Filialen, Online-, Mobile- und Tablet-Shops – ein integriertes Einkaufserlebnis.

Perspektivisch liege ein starker Fokus auf dem Ausbau kanalübergreifender Serviceleistungen, so statte SportScheck beispielsweise seine neuen Filialen mit iPad-Stationen zur erweiterten Kundenberatung aus.

Finanzdienstleistungen und Services

Eine weitere Säule der E-Commerce-Strategie der Otto Group bildeten handelsnahe Finanzdienstleistungen und Services. Mit Yapital startete im Sommer dieses Jahres eine Crosschannel-Payment-Lösung für den Multichannel-Einzelhandel. Das Unternehmen konnte bereits Kunden innerhalb und außerhalb der Otto Group akquirieren, darunter SportScheck und die Görtz-Gruppe.

Gleiches gelte für den E-Commerce-Dienstleister Hermes NexTec, der neben dem zum Otto-Konzern gehörenden Modehändler Arqueonautas auch Unternehmen wie Wolford oder Escada bei der Onlinestrategie unterstütze.

Der seit 1999 bestehende Onlineshop für Produkte rund um das Kind, myToys.de, soll nach Wunsch der Otto-Verantwortlichen seine Umsätze von derzeit 280 Millionen Euro in den kommenden Jahren auf rund 500 Millionen Euro erhöhen.

Hohe Erwartungen in reine Onlinehändler

Gespannt darf man sein, wie die Otto Group das Internet-Rad neu erfinden will: Mit dem Projekt unter dem Arbeitsnamen "Collins" soll Anfang 2014 ein "neues, innovatives" E-Commerce-Geschäftsmodell starten, das mit Sortimenten aus den Bereichen Mode sowie Home & Living einen starken Fokus auf eine junge und weibliche Zielgruppe setzt.

Das Projekt ist anspruchsvoll - Mode gilt nicht zuletzt wegen der hohen Retourenquote als schwieriges Sortiment und Kritiker bemängeln immer wieder, dass das "männlich" konzipierte Internet die weibliche Zielgruppe nur schwer erreicht. Benjamin Otto, dem Sohn des Unternehmers und Aufsichtsratsvorsitzenden der Otto Group, Dr. Michael Otto, sowie der Web-Berater und Internetunternehmer Tarek Müller verantworten diese Mission Zukunft.

Hoffnung Startups

Seit Herbst 2008 ist die Otto Group zudem im Venture-Capital-Business aktiv und inzwischen als Investor mehr als 100 Beteiligungen eingegangen. Über die Venture-Capital-Gesellschaft "e.ventures" ist Otto an Unternehmen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika beteiligt, unter anderem an zwölf jungen Unternehmen in Russland und mittlerweile sieben in Brasilien.

Über Project A Ventures, das junge Online-Unternehmen in der frühen Phase unterstützt und bei dem die Otto Group seit Frühjahr 2012 Hauptinvestor ist, seien bereits gut ein Dutzend Beteiligungen an Startups realisiert worden. Für die Beteiligung an neuen Geschäftskonzepten hat die Otto Group über e.ventures und Project A bereits einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, meldet das Unternehmen.