Bei Otto haben die Vorbereitungen auf die Zukunft im Onlinehandel begonnen. Der Versender setzt auf Multichannel und Mobile Commerce. Das Unternehmen streicht aber auch viele Jobs.

Die Otto Gruppe wird in den kommenden Jahren bei drei deutschen Versandhandelstöchtern bis zu 700 Stellen streichen. Das sei eine Maximalzahl bis zum Jahr 2015, die sich aus vorläufigen Schätzungen ergebe, teilte die Otto Group am Donnerstag in Hamburg mit. Endgültige Aussagen seien Ende Februar zu erwarten, wenn die Planungen im Detail vorliegen.

Der größte Einschnitt sei mit 450 von mehr als 3.200 Vollzeitstellen bei der Einzelgesellschaft Otto möglich, der "Keimzelle" des Konzerns. Das wären 14 Prozent der Belegschaft. Bei Baur in Burgkunstadt stehen 210 von knapp 2.200 Arbeitsplätzen zur Disposition, bei Schwab in Hanau 40 von 900. Betriebsbedingte Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden, erneuerte das Unternehmen in einer Mitteilung. Es werde aber alles getan, um mit Versetzungen und anderen sozialverträglichen Maßnahmen solche Kündigungen zu vermeiden.

Mit "Fokus" in die Zukunft

Grund für den drohenden Jobabbau ist das Zukunftsprojekt "Fokus", mit dem der Konzern profitabler werden will. Es geht dabei vor allem um die Marke Otto. "Wir werden Otto mittelfristig auf einen deutlichen Wachstumskurs bringen. Die starke Marke, das universelle Geschäftsmodell und die Größe bieten hierfür beste Voraussetzungen", teilte Alexander Birken mit, Konzern-Vorstand Multichannel und verantwortlich für Fokus.

Der Hamburger Versender will künftig das Modesortiment für junge Frauen in den Vordergrund stellen. Zudem ist geplant, "massiv in noch attraktivere Sortimente" zu investieren, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Baur soll sein Profilsortiment Mode, Schuhe und Wohnen auf "die eher wertkonservative Kundin" ausrichten. Bei Schwaab sei die Marke Sheego (Mode für Frauen mit Konfektionsgröße ab 40) erfolgreich etabliert.

100 Millionen Euro werden investiert

Bei der Marke Otto, die im Zentrum der Umstrukturierungen steht, will der Konzern in den kommenden Jahren deutlich mehr als 100 Millionen Euro investieren. Um die Multichannel-Kompetenz von Otto zu stärken, wolle das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren eine Software für das Portal otto.de entwickeln. Zudem setzt der Versender auf Mobile Commerce. "Unser Anspruch ist, unseren Kunden auf jedem relevanten Endgerät das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten", betonte Birken.

Zudem prüfe Otto, wie verschiedene Abteilungen wie Einkaufsmanagement oder Buchhaltung und Controlling der Töchter des Konzerns künftig zentralisiert werden können. Die Marketing- und Servicefunktionen aller drei Marken sollen weiterhin dezentral geführt werden.

quelle.de als reiner Webshop

Die von Otto 2011 übernommene Marke Quelle soll als reiner Onlineshop europaweit mit neuen Sortimenten agieren. Schwerpunkte seien in der Schweiz und in Österreich die Bereiche Wohnen und Elektronik, in Russland hauptsächlich Fashion. Während in diesen Ländern die Umsätze mit der Marke Quelle die Planungen weit übertreffen, blieben sie in Deutschland hinter den Erwartungen zurück, schreibt Otto.

"Die positive Geschäftsentwicklung in den anderen Ländern zeigt, dass für einen erfolgreichen Betrieb von quelle.de in Deutschland ein eigenes Handelsmodell ebenfalls besser geeignet ist als unser bisheriges Marktplatz-Konzept. Deshalb planen wir, quelle.de in den kommenden Monaten zu einem reinen Markenanbieter mit eigenem Sortiment umzubauen", erklärt Rainer Hillebrand, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Otto Group.

60 Mitarbeiter verlieren ebenfalls ihre Jobs

Seit Mitte 2011 konnten ausschließlich Händler und Markenhersteller ihre Produkte auf quelle.de anbieten. Zwar sei es gelungen, 500 Händler auf dem Marktplatz zu vereinen, aber das Geschäftskonzept "entspricht nachhaltig nicht den Renditeerwartungen der Otto Group", teilt der Konzern mit. Ab Sommer 2013 sollen deshalb auf quelle.de ausschließlich eigene Waren und solche aus der Otto Group angeboten werden.

Zukünftig wird quelle.de von einer Tochtergesellschaft der Otto Group mit betrieben. Der Hamburger Standort der Quelle GmbH soll voraussichtlich Ende Mai 2013 aufgelöst werden. "Die Arbeitsverhältnisse der 60 Mitarbeiter werden beendet. Da es sich überwiegend um E-Commerce-erfahrene Mitarbeiter handelt, gehen wir davon aus, dass sie innerhalb der Otto Group eine neue, spannende Tätigkeit finden", erklärte Hillebrand.