Das Bonusprogramm Payback bringt eine kostenlose Karte mit weltweiter Zahlungsakzeptanz auf den Markt. Damit steigt der Druck auf das nationale EC-Kartensystem.
In dieser Woche werden sämtliche rund 450.000 "Payback Plus"-Karten, die eine Zahlung bislang nur bei den teilnehmenden Partnerunternehmen ermöglichten, gegen Karten mit Meastro-Funktion ausgetauscht. Payback und WestLB rechnen zudem mit 100.000 bis 150.000 Kartenanträgen in den nächsten zwölf Monaten.
"Es ist uns gelungen, das Beste aus Payback und EC-Karte zu vereinen", sagt Burkhard Graßmann, Sprecher der Payback-Geschäftsführung. "Die neue Payback-Maestro-Karte ermöglicht unseren Kunden, noch mehr Punkte zu sammeln als bisher."
National, international, stationär, online und kontaktlos
Zusätzlich zu den klassischen Zahlungsmöglichkeiten können Besitzer der Payback-Maestro-Karte auch im Internet über das Maestro-Verfahren zahlen. Darüber hinaus können die Karten für die kontaktlose Bezahltechnologie "Paypass" eingesetzt werden."Wir bieten eine der innovativsten Karten im gesamten europäischen Markt an - damit kann der Kunde an elf Millionen Maestro-Akzeptanzstellen weltweit bargeldlos bezahlen und gleichzeitig Punkte sammeln", kommentiert Steffen Kowalski, Bereichsvorstand Transaction Banking, WestLB AG. "Die Funktionen Kundenkarte, Bonusprogramm und internationales Zahlungssystem ergänzen sich optimal."
Zur Nutzung der Zahlungsfunktion müssen die Karteninhaber ihr Bankkonto nicht wechseln, die Abbuchung erfolgt direkt vom bestehenden Girokonto.
Eine ernsthafte Konkurrenz für die girocard
Die Payback-Zahlungskarte könnte damit eine ernsthafte Konkurrenz für das girocard-Verfahren (ehemals Electronic Cash beziehungsweise EC-Kartenverfahren) werden, das bisher von der deutschen Kreditwirtschaft über den Zentralen Kreditausschuss (ZKA) getragen, reguliert und bepreist wird. Maestro ist das Debitkartenverfahren der Kreditkartenorganisation Mastercard, sie legt die Gebührenhöhe für die nationalen und internationalen Transaktionen mit der Payback-Maestro-Karte fest.Mit der neuen Karte steigt der Druck auf das girocard-System. In den nächsten Monaten werden nun eine ganze Reihe von attraktiven Maestro-Karten auf den deutschen Markt kommen, die keine EC-Karten-Funktion mehr besitzen und daher nicht mehr der Hoheit der deutschen Kreditwirtschaft unterliegen. Zudem setzen auch einige Sparda-Banken auf sogenannte "Maestro only"-Karten, die nicht mehr wie bislang üblich Maestro- und EC-Karten-Funktion auf einer Karte vereinen.
Mit der bislang gültigen friedlichen Koexistenz von Maestro- und girocard-Verfahren auf den deutschen Debitkarten ist es damit vielleicht bald vorbei. Darüber hinaus wollen weitere SEPA-Debitkartenverfahren wie Monnet und Payfair ebenfalls in den Markt drängen, befinden sich allerdings noch im Konzeptstadium oder verfügen - wie Payfair mit dem belgischen Discounter Colruyt - nur über erste Testpiloten an der Ladenkasse.
Für den Kunden attraktive Karten im Spiel
Zusätzlich steigt der Druck auf die deutschen Banken, ein ähnlich attraktives Debitprodukt auf den Markt zu bringen, da die Konsumenten in Zukunft mit Sicherheit vergleichbare Funktionalitäten auf ihren Karten erwarten werden. Wer will schon eine Karte besitzen, die beispielsweise nicht kontaktlos zahlen kann, wenn es alsbald eventuell bei einem großen Payback-Partnerunternehmen zahlreiche Akzeptanzstellen für die Near-Field-Communication-Technologie (NFC) gibt? Warum sollte ein Kunde zu seiner Bank-EC-Karte greifen, wenn er mit der Payback-Karte problemlos überall zahlen und dabei zugleich Prämienpunkte sammeln kann.Freilich werden die deutschen Banken den internationalen Player Visa und Mastercard den Tisch bei diesem Machtpoker im Kartenspiel nicht kampflos überlassen. "Die Karte ist der Schlüssel zum Kunden", lautet eine Binsenweisheit im Retailbanking.
Im Zuge der SEPA-Initative der EU-Kommission, die den gesamten bargeldlosen Zahlungsverkehr in Europa vereinheitlichen soll, ist dieser Wettbewerb unter den Debitkartenverfahren grundsätzlich erwünscht und beabsichtigt. Für den Handel und andere Akzeptanzstellen wie Tankstellen, Gastronomiebetriebe und Hotels stellt sich derzeit die spannende Frage, ob SEPA auch zu einem Wettbewerb um die günstigsten Kartengebühren führt.
Ad valorem ade
Bislang zahlt der Einzelhandel eine umsatzabhängige Gebühr pro Kartentransaktion, im girocard-System sind es 0,3 Prozent vom Umsatz, mindestens aber 8 Cent. Aus Sicht der Einzelhändler gibt es keine Begründung für diese sogenannte "ad valorem"-Gebühr. Sie fordern einen festen Cent-Betrag pro Transaktion, da die Umsatzhöhe zumindest im Debitkartenbereich kein kostenbildender Bestandteil der Zahlungsabwicklung sei. Ein kreditorisches Risiko besteht für die kartenausgebenden Banken hier nicht.In anderen EU-Ländern - insbesondere Belgien und den Niederlanden - gibt es bereits feste Transaktionsgebühren und auch in Deutschland entwickelte die Rewe Group gemeinsam mit dem Zahlungsdienstleister easycash ein Mischverfahren aus girocard-Transaktionen und online Lastschriftverfahren, das bei der Rewe-Tochter ProMarkt Kartenzahlungen zum Festpreis ermöglicht. Eine Übertragung dieses "All in"-Preismodells auf andere Vertriebslinien wird erwogen, sagt Peter Radtke, Leiter Finanzen der Rewe Group gegenüber Der Handel. Auch diese Entwicklung dürfte den Druck auf den ZKA erhöhen.
Das Wirtschaftsmagazin Der Handel wird sich in seiner November-Ausgabe eingehend mit den Auswirkungen der Single Euro Payments Initative (SEPA) auf die Kartenzahlung im Einzelhandel befassen und einen Überblick über die zahlreichen neuen Entwicklungen und Trends an der Ladenkasse bieten.