Eigentlich sind Zahlen zum Onlinepayment langweilig: Viel Paypal, dann noch Rechnungskauf, Lastschrift und Kreditkarte. Doch auf den hinteren Rängen tut sich inzwischen einiges.
Immer wenn man denkt, jetzt müsste es doch gut sein und der Paymentmarkt konsolidiert sich, kommt ein neuer Zahlungsanbieter. Dementsprechend planen Onlinehändler ihren Kunden mittelfristig mehr Zahlungsdienste anzubieten, zeigt zumindest die Studie „Online-Payment 2017“ des EHI Retail Institute. Im Fokus der Händler stehe dabei das Zahlen mit Paydirekt. Auch wenn der neue Anbieter bislang kaum eine Rolle spielt, geben die Webshopbetreiber dem gemeinsamen Zahlungsdienst der deutschen Banken und Sparkassen doch Kredit.
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Aber noch ist alles wie gehabt: Die klassischen Platzhirsche beim Onlinepayment sind seit Jahren Kauf auf Rechnung, Paypal, Lastschrift und Kreditkarte. 90,7 Prozent der Top-1.000-Onlineshops haben digitale Geldbörsen („Wallet“) im Portfolio, und auch wenn das EHI im Plural von Geldbörsen spricht, ist es doch meist die eine, Paypal: 99,3 Prozent der Händler, die ihren Kunden das Bezahlen über ein digitales Portemonnaie anbieten, greifen hier auf die Dienste der früheren Ebay-Tochter zurück.
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Bezahlen mit Amazon Pay
Zwar deutlich seltener, aber mit zunehmender Relevanz zählen die EHI-Forscher auch das Bezahlen mit Amazon in deutschen Onlineshops. Die Wallet aus dem Hause des weltgrößten Onlinehändlers wurde 2016 von 194 der Top-1.000-Onlineshops angeboten. Im Vorjahr waren dies noch knapp 50 Händler weniger, nämlich 146.
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Umsatzanteile der Zahlungsarten
Auf Platz zwei der am häufigsten angebotenen Zahlungsverfahren liegt weiterhin die Kreditkarte. Bei statistisch gesehen 88,4 Prozent der Onlineshops können Kunden das kartengestützte Verfahren online verwenden. Nahezu alle diese Shops bieten an, per Mastercard oder mit Visa zu zahlen, bei 42 Prozent der entsprechenden Händler ist inzwischen aber auch der Einsatz einer American-Express-Kreditkarte möglich.
Die aus dem klassischen Versandhandel bekannten Zahlungsverfahren wie Vorkasse, Nachnahme oder Ratenkauf sind auch in Zeiten des E-Commerce weiterhin präsent und in mehr als 80 Prozent der Onlineshops zu finden. Damit liegen sie im Ranking auf Platz drei. Gut zwei Drittel der Top-1.000-Onlineshops (67,7 Prozent) bieten den Kauf auf Rechnung an, der zwar kundenfreundlich ist, aber aufgrund der hohen Ausfallrisiken ein Alptraum für die Händler.
Gleichwohl ist der Erfolg der Top-Zahlungsverfahren nicht zementiert, wenn man die EHI-Zahlen betrachtet. Paypal beispielsweise habe bereits das zweite Mal in Folge Umsatzanteile eingebüßt, und es glauben der Studie zufolge nur noch 17 Prozent der Befragten, dass Paypal die Entwicklungen im Payment-Markt als dominierender Akteur beeinflussen wird. Im Vorjahr waren dies immerhin noch 67 Prozent. Stattdessen sieht ein Drittel Amazon als Innovationstreiber.
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Verbreitung Zahlungsverfahren
Eine aus Händlersicht übrigens erfreuliche Nachricht ist laut EHI, dass die offiziell kommunizierten Konditionen für die Paypal-Nutzung nicht in Stein gemeißelt sind: Fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten konnte nachverhandeln und zahlt jetzt geringere Transaktionsgebühren.
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Bezahlen mit PayPal
Neue Zahlungsdienste können sich auch freuen, weil die befragten Händler bis 2018 im Durchschnitt ein bis zwei neue Dienste in ihren Zahlungsmix aufnehmen wollen. Die 1.000 umsatzstärksten Onlineshops boten ihren Kunden 2016 durchschnittlich sieben Zahlungsdienste an, bei den Top-10 waren es sogar knapp neun.
Paydirekt
2015 ist mit Paydirekt ein gemeinsamer Zahlungsdienst der Deutschen Kreditwirtschaft gestartet, dessen Handhabung der von Paypal sehr ähnelt: Nutzernamen und Passwort eingeben und die Zahlung bestätigen. Im Unterschied zu Paypal, wo Zahlungen über das Paypal-Konto laufen, werden Paydirekt-Zahlungen direkt vom Girokonto des Nutzers abgebucht. Bei rund 50 Millionen onlinefähigen Girokonten in Deutschland besteht auf Kundenseite ein entsprechendes Nutzerpotential. Auf Angebotsseite hat das Zahlungsverfahren „made in Germany“ bisher jedoch noch eine vergleichsweise geringe Verbreitung.
Insbesondere der Zahlungsdienst Paydirekt, der bislang noch eine eher geringe Verbreitung gefunden hat, soll bei einem guten Drittel der Befragten im Laufe von zwei Jahren das Portfolio an Zahlungsarten ergänzen, so das EHI. Mitte April 2017 hatten 815 Onlineshops Paydirekt im Angebot, vor allem kleinere Händler. Nur 45 der Paydirekt-Shops waren unter den Top-1.000-Shops zu finden. Die Quote könnte sich bis Ende 2018 allerdings verbessern: 34 Prozent der befragten Händler gaben an, dass sie Paydirekt bis spätestens dann in den Zahlungsmix aufnehmen wollen. Zudem möchten 22 Prozent der Befragten künftig das Bezahlen mit Amazon anbieten.
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Gründe, warum Händler Paydirekt nicht anbieten
Themen wie Spracherkennung/Voice Commerce oder die technische Basis für sogenannte Kryptowährungen und Verbesserung/Vereinfachung der Transaktionssicherheit, kurz „Blockchain“, werden den Onlinehandel mittelfristig nach Meinung des EHI nicht revolutionieren. Nur für 4 Prozent der Befragten ist Voice Commerce bis 2020 von großer Bedeutung, beim Thema
Blockchain sind es 2 Prozent.
Stattdessen will gut jeder zweite die Optimierung des Checkout-Prozesses vorantreiben, der vor allem schneller werden soll, um mögliche Kaufabbrüche zu vermeiden. Bereits heute hat schon knapp die Hälfte der befragten Onlineshop-Betreiber den Check-out komplett für mobile Endgeräten optimiert. Bei einem weiteren Viertel befindet sich eine solche Anpassung in Planung.
Was ihre Payment-Strategie angeht setzen sich die Händler in den kommenden Jahren darüber hinaus vor allem mit den Themen Risikomanagement und Optimierung ihres Zahlungsmix auseinander. Für fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten ist die Verbesserung des Risikomanagements von großer Bedeutung, 31 Prozent sehen in der Optimierung ihres Zahlungsmix ein bedeutendes Zukunftsthema.
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