Die Importeursgesellschaft des Automobilherstellers Peugeot verkündet einen Rekordumsatz für 2011. Die Franzosen wollen in Deutschland kräftig wachsen, müssen aber erhebliche Kosten einsparen.
Doch beim Hersteller rumort es gewaltig - obwohl die Umstrukturierung des Händlernetzes abgeschlossen, die neue CI der Betriebe auf den Weg gebracht ist, und alle Partner derzeit über unbefristete Verträge verfügen.
PSA-Konzern in Schwierigkeiten
Der Hintergrund: Der PSA-Konzern, zu dem Peugeot und die Schwestermarke Citroen gehören, hat sich in der Vergangenheit allzu stark auf den europäischen Markt fokussiert. Und während die Wettbewerber von den teils traumhaften Steigerungen in China, den USA, Brasilien oder Russland profitieren, brechen den Franzosen in der Heimat und in den deutlich rückläufigen südeuropäischen Märkten wie Spanien und Italien die Absatzkanäle weg.Die Pariser PSA-Zentrale regiert mit einem eisernen Sparkurs und will allein im laufenden Jahr die Kosten um 800 Millionen Euro reduzieren. "Da ist jedes Land gefordert, Synergien zu heben", erklärt Deutschland-Geschäftsführer Thomas Bauch.
In Projektgruppen werde die gesamte Organisation nach Einsparpotenzial durchforstet - bis März sollen Vorschläge erarbeitet und anschließend "konsequent", umgesetzt werden, wie Bauch betont.
Fusion der Importeurszentralen zu erwarten
Zu erwarten ist dabei eine Fusion oder zumindest die teilweise Zusammenführung der beiden Importeursstandorte von Peugeot in Saarbrücken und Citroen in Köln. Welche Auswirkungen eine solche Maßnahme auf die Handelsorganisation hätte, bleibt abzuwarten.
Mit 82.743 Pkw-Zulassungen gehören die Saarländer zwar zu den wenigen Herstellern, die 2011 in einem wachsenden Gesamtmarkt (plus 8,8 Prozent) einen Rückgang (minus 1,8 Prozent) verkraften mussten. Doch Peugeot gelang es ganz offensichtlich, höherwertigere und damit teurere Fahrzeuge abzusetzen.
Hier trägt das vor zwei Jahren begonnene Engagement im Geschäftskundenbereich erste Früchte. 13.601 Einheiten (plus 9,5 Prozent) gingen in die relevante Flotte, also ohne Eigenzulassungen und Autovermieter.
Rekordergebnis bei den Nutzfahrzeugen
Auch der Nutzfahrzeugbereich brachte mit 11.481 Verkäufen ein Rekordergebnis. "Ein toller Erfolg, wenn man bedenkt, dass wir aus dem Nichts gestartet sind. Kleinere und mittlere Flotten bleiben in unserem Fokus. Mit Peugeot Professional wollen wir weiter wachsen", sagte Bauch.101.000 Pkw und 11.500 Nutzfahrzeuge, so lautet die sportliche Vorgabe an die Handelsorganisation für 2012. Das wäre ein Plus von fast 20 Prozent. Und nicht einmal der Fehlstart mit lediglich 5.013 Verkäufen im Januar und einem Minus von 8,4 Prozent nimmt dem ehemaligen Opel-Manager auf dem Peugeot-Chefsessel die Zuversicht.
Kleinwagen 208 und Diesel-Hybrid im Blickpunkt
Ihren Optimismus schöpfen die Franzosen aus der anstehenden Modelloffensive. Im Blickpunkt stehen der neue Kleinwagen 208, der am 21. April zu Preisen ab 11.600 Euro startet und die nunmehr verfügbare Diesel-Hybrid-Technologie.Dieses Konzept, das auf besondere Kraftstoffeffizienz ausgelegt ist, soll der Marke zusätzliche Zulassungen, vor allem aber einen erheblichen Imagegewinn, wie einst bei der Einführung des Partikelfilters, eintragen.
Eigentlich sollte das Pioniermodell 3008 Hybrid 4 schon Ende vergangenen Jahres startklar sein (siehe Der Handel, Ausgabe 10/2011), doch ein weiterer Testlauf war notwendig, um das Fahrzeug für alle Alltagseventualitäten zu wappnen. Jetzt läuft aber der Verkauf des Wagens mit einem 120 kW/163 PS-Verbrennungsmotor an der Vorder- und einem 27 kW/37 PS Elektromotor an der Hinterachse zu Preisen ab 34.150 Euro.
Modelle Partner und Expert werden renoviert
Für Flottenmanager interessant: Die Restwertprognose für das Hybrid-Modell nach drei Jahren Fahrtzeit und 90.000 Kilometer Laufleistung liegt bei 46 Prozent und die Garantie auf die Elektro-Bauteile beträgt fünf Jahre. Allerdings verfügt der Hybrid gegenüber dem Serienmodell über 50 Liter weniger Kofferraumvolumen, die Anhängelast (770 Kilogramm) ist erheblich eingeschränkt.Mit dem Kombi 508 RXH (ab 41.900 Euro) in geländegängiger Optik und der Limousine 508 soll das Diesel-Hybrid-Angebot bereits bis zum Sommer erheblich ausgebaut werden.
Der überarbeitete Kleinstwagen 107 (ab 9.650 Euro), der Kompakt-SUV 4008, auf Basis des Mitsubishi ASX, und die renovierten Nutzfahrzeuge Partner und Expert stehen ebenfalls noch in diesem Jahr auf der Neuheitenliste.
Bernd Nusser