Zalando verdoppelt den Gewinn, wächst wie gewohnt, wenn auch etwas verlangsamt. So weit sind die Bilanzzahlen für das vierte Quartal (plus 25,7 Prozent) Routine. Die eigentliche Sensation ist jedoch eine andere. Zalando erobert die Stadt.
Mehr Sortiment, mehr Service-Angebote und immer breiter aufgestellte mobile Lösungen (der Anteil der mobilen Besucher stieg auf 65,6 Prozent) scheinen aber auf Dauer die Wachstumshoffnungen nicht mehr allein erfüllen zu können.
Zalando kauft Kickz
Da tut Zalando etwas, was man sonst nur vom stationären Handel kennt: Flächenexpansion.Allerdings expandiert der Online-Riese nicht mit seinen Outlets wie in Berlin und Frankfurt, die als bessere Resterampen fungieren. Sondern mit dem Kauf von Kickz. Ein Sneakers-, Basketball- und Streetwear-Händler aus München mit inzwischen bundesweit 15 Filialen.
Nach seinem Angebot an Händler, stationäre Läden mit Zalando per „Integrated Commerce“ zu vernetzen, greift der Onlinehändler nun auf einem weiteren Weg nach der City. Der digitale Geschäftsbericht 2016 nennt sich schon mal vielsagend "Zalando City Guide". Man könnte ihn als Wegweiser in eine Omnichannel-Zukunft lesen.
Vorstoß in die City
Die Wettbewerber dürften auf den Vorstoß in die City gleich aus mehreren Gründen allergisch reagieren.
Im Web brüstet sich der Modehändler damit, die Zalando-Plattform als eine Art Betriebssystem für die Modewelt zu etablieren. Eine Plattform, die den stationären Handel mit Zusatzgeschäften lockt, den Händler aber letztlich zum Päckchen-Verteiler degradiert.
Als Tech-Plattform verfügt Zalando über ein gewaltiges Datenpotenzial, das es nun auf die Fläche bringen kann.
Obendrein könnte Zalando das Filialnetz, obgleich die Marke bestehen bleibt, alsbald auch als dezentralen Hub für Zustellungen und Retouren nutzen und damit eine Lücke im Fulfillment schließen.
Darüber hinaus gewinnt Zalando zusätzliches Potenzial im wachstumsstarken Sport- und Lifestyle-Segment. Dort hat Zalando ohnehin auch online und kommunikativ einige Klimmzüge unternommen. Beispielsweise mit seine Launchkampagne für das Sportmode-Label Ivy Park, der von Pop-Superstar Beyoncé gegründeten Marke.
IVY PARK 2016 Zalando
Zalando-Vorstand David Schneider will in einem lesenswerten Beitrag in der „SZ“ den Kauf übrigens als Test verstanden wissen.
Das ist natürlich schlicht Quatsch. Tests, das sind die drei Filialen von Edited, dem Modelabel aus der Collins-Gruppe von Otto.
Zwar sagt Schneider: "Unser Ziel ist es nicht, neue Offline-Konzepte zu schaffen, sondern bestehende Offline-Konzepte zu nutzen." Doch stationäre Konzepte, die glauben, sie passen zum Sortiment, zur Strategie und Positionierung von Zalando, sollten sich vielleicht schon mal aufhübschen.