Der Konsumgüterkonzern Henkel hat sich festgelegt: Bis 2020 will das Unternehmen seinen digitalen Umsatz verdoppeln. Und so soll es funktionieren.
„Heute erzielen wir mehr als zehn Prozent unseres Konzernumsatzes über digitale Kanäle“, erklärt Henkel-Chef Hans Van Bylen entgegenüber dem
Manager Magazin Mitte August. Das betrifft das Konsumgütergeschäft wie auch das Industriegeschäft bei Klebstoffen.
Der Konzern mit Sitz in Düsseldorf erwirtschaftet 85 Prozent seines Umsatzes rund um den
Globus. Das Geschäft ruht auf drei Standbeinen: Kosmetik- und Körperpflege, Klebstoffe und Waschmittel und Haushaltpflegeprodukte. Aktuell ist Henkel im weltweiten Ranking der größten Konsumgüterhersteller als einziges deutsches Unternehmen unter den Top 50 – nämlich auf Platz 41.
Wachstumsziele bis 2020
Gerade hat der Konzern für das zweite Quartal rekordverdächtige Zahlen vorgelegt. Trotzdem ist die Freude verhalten. Es hätte nach dem Geschmack des Unternehmens mehr sein können. Im zweiten Quartal stiegen die Erlöse um 9,6 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro und erreichten damit einen neuen Höchstwert. Dazu trug auch die US-Übernahme von Sun Products bei – es wird nicht der letzte Zukauf gewesen sein. Abzüglich Wechselkurseffekten und Übernahmen bleibt noch ein Plus von 2,2 Prozent, wie Henkel mitteilte.
Angestrebt hatte der Konzern eine Spanne zwischen zwei und vier Prozent – das heißt, Klassenziel erreicht, aber entsprechend ihrer eigenen Ziele auch nicht mehr. Die Wachstumserwartungen für das Gesamtjahr 2017 werden nicht korrigiert sondern von Van Bylen noch mal bestätigt und das soll in dieser Größenordnung bis 2020 jährlich so weitergehen.
Digitales Wachstum
Ende 2016 hat der Konzern vier strategische Prioritäten bekannt gegeben: Wachstum vorantreiben, Digitalisierung beschleunigen, Agilität steigern und in Wachstum investieren. Damit bleiben keine Zweifel – die Devise ist Wachstum und die digitale Entwicklung. Henkel hat deshalb Rahmyn Kress engagiert. Er soll die Digitalaktivitäten des Unternehmens beschleunigen. Seit dem zweiten Quartal berichtet er als Chief Digital Officer direkt an den Vorstandsvorsitzender.
© Henkel
Vorstandsvorsitzender Hans van Bylen hat weitere Pläne
„Wir wollen den über digitale Plattformen erzielten Konzernumsatz bis zum Jahr 2020 auf mehr als vier Milliarden Euro verdoppeln“, so van Byten. Digitale Umsätze werden in erster Linie über das B2B-Geschäft gemacht. „Im Industriegeschäft betreiben wir schon seit längerem sehr erfolgreich eine eigene Online-Plattform für Klebstoffe. Hier erzielen wir mehr als eine Milliarde Euro Umsatz jährlich“, erklärt van Byten gegenüber der
Wirtschaftswoche.
Den B2C-Markt will Henkel gemeinsam mit den Handelspartnern ausbauen. Freude machen Henkel nicht die „reifen“ Märkte, sondern vor allem Wachstumsmärkte wie China, wo das Unternehmen über die Plattform Alibaba „den Kosmetikmarkt aufgerollt habe“, war in der Welt zu lesen.
Bereits die Hälfte des Umsatzes im Bereich Kosmetik- und Körperpflegemittel wird in China digital erzielt. „Chinesische Verbraucher schätzen Waren, die aus Deutschland kommen – von Kochtöpfen und Küchenutensilien bis hin zu Lebensmitteln und Drogerieartikeln“, erklärte Alibabas Business Development Manager für Deutschland Karl Wehner gegenüber dem Online-Nachrichtenmagazin
t3n. Alibaba ist nicht nur Platzhirsch in China, er öffnet über AliExpress Mall ebenso Türen zum riesigen russischen Markt – und das macht sich
Henkel Russia auch zu Nutze und bietet sowohl Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel wie Schönheitspflegeartikel unter anderem die Marken Gliss Kur, Fa, Schauma, Syoss oder Persil.
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Neue Wege über neue Technik – Persil Service online
Digitalisierung betrifft nicht nur Kundenansprache und Logistik. Da hat Henkel die ganze Marketingpalette parat von regelmäßigen Online-Newslettern über Apps bis zum Store. „Auch das „Internet of Things“ gewinnt an Bedeutung. In Korea haben wir gerade erfolgreich einen digital steuerbaren Zerstäuber für Mückenschutzmittel eingeführt“, der Konzernchef in einem
Interview.
Auf dem europäischen Kontinent startete Henkel in Deutschland mit seiner starken Marke Persil einen Online-Wäscheservice und hatte damit zunächst Industriekunden im Visier. Jetzt sollen Privatkunden auch davon profitieren. Die Schmutzwäsche wird per Post verschickt und kommt, so das Versprechen des „Persil-Service“ nach drei Tagen frisch gewaschen zurück. Die Preise reichen von 1,50 Euro für ein Paar Socken bis zu 93 Euro fürs angeschmuddelte Brautkleid. Bei kleinen Mengen kommen 4,90 Euro pauschale Versandgebühr hinzu. Auch andere Geschäftsmodelle laufen bereits, darunter ein Buchungsservice für Friseure – wobei der Haarkünstler selbstredend Henkels hauseigene Schwarzkopf-Serie verwendet, so die
Welt.
Erschließung neuer Zielgruppen über Start-up Investitionen
In den vergangenen Jahren hatte der Konzern rund 25 Millionen in unterschiedliche Start-up Unternehmen und Venture-Capital Fonds investiert, so
Deutsche Startups.
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Startup Zipjet: Henkel erhöht Investitionssumme.
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Ein Beispiel ist Start-up ZipJet aus dem Haus Rocket Internet. Über seine Unternehmenssparte Laundry & Home Care hält Henkel schon seit 2016 eine Minderheitsbeteiligung an dem Wäsche- und Reinigungsservice ZipJet. Aktuell hat Henkel seine Beteiligung erhöht und erneut in ZipJet investiert. Über 50 Mitarbeiter arbeiten bereits für das Startup, das in Deutschland, Großbritannien und Frankreich aktiv ist.
Henkel Ventures gestartet
Jetzt geht das Unternehmen einen Schritt weiter und gründete „Henkel Ventures“ mit 150 Millionen Investitionskapital. “Mit Henkel Ventures bündeln wir unsere Corporate Venture Capital-Aktivitäten unserer drei Unternehmensbereiche – Adhesive Technologies, Beauty Care und Laundry & Home Care. Wir arbeiten mit Startup-Unternehmen zusammen und unterstützen sie dabei, ihre innovativen Ideen beziehungsweise ihre Technologien zu entwickeln. Dabei können sie von unserem Know-how für Kunden und Konsumenten weltweit, unserem Portfolio mit führenden Marken sowie unserer Expertise, Innovationen und neue Technologien erfolgreich in Märkte einzuführen, profitieren“, sagt Henkel Ventures-Macher Robert Günther gegenüber
Deutsche Startups.
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