Der angeschlagene Baumarktkonzern Praktiker kündigt an, sieben weitere Standorte auf die Marke Max Bahr umzustellen. Derweil droht dem Unternehmen laut einem Pressebericht das Geld auszugehen.

Die Pressemeldung der Praktiker AG vom heutigen Mittwoch versucht Optimismus zu verbreiten und einen normalen Geschäftsgang vorzutäuschen: "Die Neuausrichtung des Deutschlandsgeschäfts der wird planmäßig weitergeführt", kündigt der Konzern an. "In der dritten Welle werden zwischen Ende Oktober und Anfang November sieben weitere Marktumstellungen von Praktiker auf Max Bahr vorgenommen."

In Wahrheit hat sich der Sturm, der seit der turbulenten Hauptversammlung im Juli hinter den Kulissen um die Rettung des Unternehmens tobt, nicht gelegt. Der stark angeschlagene Konzern droht gar, von der nächsten Böe erdrückt zu werden.

Die Praktiker AG ist nur noch bis zum Monatsende durchfinanziert, schreibt die "Financial Times Deutschland" heute unter Berufung auf Verhandlungskreise. Wenn es bis zum Freitag dieser Woche zu keiner Einigung zwischen Vorstand, Großaktionären (Semper Constantia, Maseltov) und Investor (Clemens Vedder) komme, drohe die Insolvenz, so die "FTD".

Mehr offene als beantwortete Fragen zur Restrukturierung

Aber selbst wenn der dringend benötigte dreistellige Millionenkredit am Freitag fließen sollte, bleibt das weitere Schicksal von Praktiker ungewiss.

"Es gibt gegenwärtig mehr offene als beantwortete Fragen, so dass die Sichtbarkeit eines Restrukturierungserfolg für den Investor nicht gegeben ist", schreibt Christoph Schlienkamp, Leiter der Research-Abteilung beim Bankhaus Lampe, in einem Kommentar für das Wirtschaftsmagazin Der Handel (Oktober-Ausgabe). 

Foto: Praktiker
Foto: Praktiker
Die geplante Umfirmierung sieht der Branchenkenner ebenfalls skeptisch: "Der Konsument sieht gegenwärtig, dass einige Praktiker-Märkte zu Max Bahr umgebaut werden. Inwiefern dies vom Kunden nachhaltig akzeptiert wird und zu einer steigenden Profitabilität und höheren Cash-flows im Konzern führt, kann heute nicht abschließend geklärt werden", so Schlienkamp.

Insgesamt 120 des 234 Praktiker-Märkte sollen im Zuge des "Projekts Zukunft" auf Max Bahr umgeflaggt werden. Am Donnerstag dieser Woche werden die ersten umgerüsteten Märkte in Lüneburg, Celle, Delmenhorst, Elmshorn, Gägelow (bei Wismar), Greifswald und Bentwisch (bei Rostock) nach vierwöchiger Umbaupause neu eröffnen.

Die dritte Umrüstungswelle ist terminiert

Die zweite Umstellungswelle läuft derzeit und umfasst die Märkte Paderborn, Kleve, Burscheid, Wittenberg, Teltow, Freiberg (Sachsen) und Unterwellenborn (Thüringen). Zwischen Ende November und Mitte Dezember sollen dann in einer dritten Welle die bisherigen Praktiker-Standorte in Wolfen, Bocholt, Trier, Unna, Erfurt-Elxleben, Marl und Bergheim als Max Bahr-Märkte neu eröffnen.

In sämtlichen vom Umbau betroffenen Märkten finden vor der Schließungsphase Räumungsverkäufe mit "attraktiven Rabattstaffeln" statt, wie das Unternehmen versichert. "Mit der Umstellung auf Max Bahr werden die früheren Praktiker-Märkte qualitativ aufgeladen und gewinnen an Attraktivität sowohl für anspruchsvolle Privatkunden als auch für semi-professionelle Heimwerker und Handwerker", heißt es in der Pressemitteilung.

Zu allem Überfluss findet der kostspielige Umbau mit ungewissem Erfolg auch noch in einem schwierigen Marktumfeld statt. Am morgigen Donnerstag stellt die Hornbach Holding AG, der zweite börsennotierte Baumarktbetreiber in Deutschland und ein Musterbeispiel an Solidität, ihre Halbjahresbilanz der Öffentlichkeit vor.

Analysten rechnen damit, dass Hornbach seine Jahresprognose nach unten korrigieren wird, aufgrund der witterungsbedingt schlechten Umsatzentwicklung in der für die Branche wichtigen Gartensaison in diesem Jahr.