Quasi in letzter Minute stellen Vorstand und Großaktionäre des Baumarktkonzerns ein Finanzierungskonzept für die Restrukturierung auf die Beine. Doch viele Fragen bleiben offen.

Obwohl es für die Praktiker AG längst keine Alternative mehr gab, zogen sich die Verhandlungen mit den Investoren um die schillernde Aktionärsvertreterin Isabella des Krassny ungewöhnlich lange hin. Und auch an diesem Dienstag gibt es aus der Konzernzentrale nur einen Teilerfolg zu vermelden:

"Die Verhandlungen über die Fremdfinanzierung der Restrukturierung und der Neuausrichtung der Praktiker AG sind heute in zentralen Teilen erfolgreich abgeschlossen worden", teilt das Unternehmen nach wochenlangen Verhandlungen mit.

Zentraler Bestandteil des neuen Finanzierungskonzeptes ist ein besichertes Darlehen über 40 Millionen Euro, das eine von der österreichischen Privatbank Semper Constantia beratenen Investorengruppe zur Verfügung stellt.

Ein letzter Baustein im Wert von 15 Millionen Euro fehlt

Zudem liege Praktiker die verbindliche Zusage eines nicht genannten Kreditinstituts für ein weiteres Darlehen über 20 Millionen Euro vor, das nach erfolgreicher Durchführung der Kapitalerhöhung ausgezahlt werden soll. Auf der turbulenten Hauptversammlung der Gesellschaft am 4. Juli war eine Kapitalerhöhung in Höhe von 60 Millionen Euro beschlossen worden, die zunächst noch bewerkstelligt werden muss.

Auf Grundlage dieser Zusagen haben die Konsortialbanken unter Federführung der Commerzbank AG die bestehende Kreditlinie in Höhe von 40 Millionen Euro auf drei Jahre verlängert. Und die Warenkreditversicherer erklärten sich bereit, den Restrukturierungsprozess durch entsprechende Limitzusagen gegenüber Lieferanten mit zu tragen.

Der letzte fehlende Baustein des nun vereinbarten Fremdfinanzierungspakets ist ein weiteres Darlehen in Höhe von 15 Millionen Euro. "Die Gesellschaft geht davon aus, auch diese Verhandlungen kurzfristig zum Abschluss bringen zu können", heißt es dazu lapidar in der Presseerklärung.

"Mit dieser Paketlösung haben wir den Durchbruch zur Finanzierung unseres Restrukturierungsprogramms weitestgehend geschafft", lässt sich Kay Hafner, Vorsitzender des Vorstands der Praktiker AG, in der Erklärung zitieren. "Weil der Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Finanzierungsparteien recht komplex war, haben wir etwas mehr Zeit gebraucht als zunächst erwartet", räumt der glücklose Handelsmanager ein.

Vorstand ist "zuversichtlich" trotz offener Fragen

"Wir sind zuversichtlich, dass wir auch die Verträge über die weiteren 15 Millionen Euro kurzfristig schließen und uns dann voll und ganz auf die Neuausrichtung unseres Geschäftsmodells konzentrieren und es zügig vorantreiben können", so Hafner.

Ursprünglich hatten Hafner und Finanzvorstand Markus Schürholz das Angebot von de Krassny abgelehnt und auf der Hauptversammlung eine Finanzierung durch die amerikanische Investmentgesellschaft Anchorage durchgeboxt. 85 Millionen Euro wollte das Unternehmen als Kredit für die Restrukturierung bereit stellen. Die Verhandlungen mit Anchorage scheiterten in der Folge jedoch an überzogenen Forderungen der Amerikaner.

"Mit den durch Unterstützung der Semper Constantia zugesagten Investorengeldern kann die Finanzierung für Praktiker deutlich günstiger gestaltet werden", schlägt der Praktiker-Vorstand nun neue Töne an. "Das Darlehensvolumen ist zwar etwas geringer als ursprünglich angestrebt. Aber dafür sind die Konditionen in der Gesamtbetrachtung günstiger als das, was wir an die internationale Fondsgesellschaft hätten leisten müssen", so CFO Schürholz.

Das dringend benötigte Darlehen der Investorengruppe von Semper Constantia wird an diesem Dienstag ausgezahlt. Woher die fehlenden 15 Millionen Euro kommen sollen, lässt die Erklärung offen. Fraglich bleibt auch, ob trotz der vielen ungeklärten Fragen, die angestrebte Kapitalerhöhung erfolgreich durchgeführt werden kann und wie lange sich Hafner und Schürholz angesichts der neuen Kapitalgeber im Amt halten können.

Wenn die Führungs- und Finanzierungsfragen im Hause Praktiker einmal abschließend geklärt sind, muss der Konzern noch den Beweis erbringen, dass die kostspielige Umflaggung von Praktiker zu Max Bahr die Umsatz- und Ertragserosion der vergangenen Jahre tatsächlich stoppen kann.