Max Bahr soll künftig die Hauptmarke der Praktiker AG werden. Der angeschlagene Baumarktkonzern will 125 Praktiker-Märkte zu Standorten der profitablen Tochter umwandeln und gibt weitere Details zum geänderten Restrukturierungskonzept bekannt.
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Hauptversammlung soll am 4. Juli beraten
Praktiker soll also noch deutlicher als Billiganbieter positioniert werden, während die profitablen High-End-Baumärkte von Max Bahr zum Hauptstandbein des Konzerns werden sollen.Das neue Sanierungskonzept werde vom künftigen Finanzierer Anchorage Capital Europe und auch von "wesentlichen bisherigen Kapitalgebern" mitgetragen, so das Unternehmen. Es soll Grundlage der Beratungen auf der kommenden Hauptversammlung der Aktiengesellschaft sein, die nach einer Verschiebung nun auf den 4. Juli terminiert wurde.
"Max Bahr ist eine Stütze des gesamten Konzerns, hat in den letzten Jahren durchgängig solide Gewinne erzielt und bis zuletzt Marktanteile gewonnen", betonte Dr. Kay Hafner, seit 13. Mai dieses Jahres Vorstandsvorsitzender der Praktiker AG. "Deshalb liegt es nahe, innerhalb unseres Deutschlandgeschäfts diese ertragstarke Marke weiter auszubauen und zu stärken. Dieses Konzept ist die bestmögliche Zukunftsinvestition für die Praktiker Gruppe, die dadurch eine neue Wachstumsperspektive mit zwei starken Marken gewinnt".
Aufbau der Marke "Max Bahr" in Südwest- und Süddeutschland
Bisher betreibt Max Bahr 78 Märkte mit Schwerpunkt in Norddeutschland. Nach dem nun überarbeiteten Restrukturierungskonzept soll die Präsenz des Hamburger Traditionsunternehmens vor allem in Südwest- und Süddeutschlands massiv ausgeweitet."Ein Kraftakt", wie auch Hafner einräumt. Bis Ende 2013 soll rund 125 der 234 Praktiker-Filialen auf die höher positionierte Schwestermarke umgerüstet werden. Mit dem geplanten "Upgrade" sind Investitionen sowie Sach- und Personalaufwendungen im "niedrigen dreistelligen Millionenbereich" verbunden, so das langjährige Aufsichtsratsmitglied Hafner.
Die Anchorage Capital Europe stellt allerdings deutlich weniger Geld zur Verfügung als die 300 Millionen Euro, die das ursprüngliche Restrukturierungsprogramm von Boston Consulting und dem ausgeschiedenen Vorstandschef Thomas Fox als notwendig veranschlagt hatte. Die österreichische Privatbank Semper Constantia, die über mehrere Fonds in Praktiker investiert ist, distanzierte sich jüngst von ihrem Investment in die Baumarktkette.
Hafner, der bereits bei Hertie und Wal-Mart Deutschland in der Verantwortung stand, will mit der "Doppelstrategie das Potenzial des Portfolios besser ausschöpfen und für jeden Standort das passende Konzept haben." Im Gegensatz zu vorherigen Ankündigungen sollen unrentable Praktiker-Standorte "die keine Entwicklungsperspektive haben" erst nach Ablauf der jeweiligen Mietverträge geschlossen werden.
Der Verzicht auf die vorzeitigen Marktschließungen soll den unmittelbaren Liquiditätsbedarf der Praktiker AG verringern. Das Finanzierungsvolumen des Restrukturierungsprogramms belaufe sich daher im Ergebnis nur noch auf 235 Millionen Euro, so das Unternehmen.
Viel Skepsis am neuen Sanierungsprogramm
Kritiker bemängeln, dass der neue Vorstandchef keine operative Branchenerfahrung habe und als langjähriges Aufsichtsratsmitglied für die seit langem absehbare Misere bei Praktiker mitverantwortlich sei. Die geplante Umrüstung von 125 Standorten und der geplante Aufbau der Marke Max Bahr benötige darüber hinaus Millionenbeträge, wobei völlig offen sei, ob die Bemühungen je Früchte tragen. In der hochkompetitiven deutschen Baumarktbranche seien Pläne, eine neue Marke zu positionieren, äußerst ambitioniert.Auch die Bemühungen, das Profil von Praktiker "im Sinne eines Preis- und Kostenführers in der Baumarktbranche weiter zu entwickeln", sind nicht ohne Ehrgeiz. Wettbewerber Hornbach präsentierte auf seiner Bilanzpressekonferenz vergangene Woche genüsslich eine Studie von OCC&C Strategy Consultants laut der die Preise von Hornbach 7,4 Prozent unter dem Marktdurchschnitt liegen. "Wenn man unsere Preise aus der Berechnung des Durchschnitt herausnimmt, dann sind wir sogar neun Prozent günstiger als der Markt", erläuterte Firmenchef Albrecht Hornbach.
Auf die Frage eines Journalisten, warum man das eigene Preisniveau nicht stärker bewerbe, antwortete Hornbach Marketing- und Personalvorstand Jürgen Schröcker: "Wir stellen die Preise nicht in den Fokus unserer Werbung. Wir positionieren uns seit Jahren konsequent und erfolgreich als Baumarkt für die Projekte unserer Kunden."
Hornbach steigerte die Umsätze im vergangenen Jahr auf vergleichbarer Fläche in Deutschland um 7,1 Prozent, während der gesamte DIY-Markt lauf Branchenverband BHB um ein Prozent zulegte und Praktiker nach Zahlen des Dähne-Verlags allein in Deutschland 6,6 Prozent Umsatz im Vergleich zum Vorjahr einbüßte.