Product-Information-Management
Digitales Möbellager: Produktinformationen alleine reichen nicht mehr
Immer mehr Verbraucher wollen auch beim Möbelkauf nicht auf die Vorteile des Onlineshoppings verzichten: 24/7-Öffnungszeiten, eine nahezu unbegrenzte Produktauswahl, gute Vergleichbarkeit sowie geräte- und ortsunabhängiger Zugriff auf die Angebote. Doch damit die Branche mit dieser Entwicklung mithalten kann, müssen Möbelhändler und -hersteller, ihre (potenziellen) Kunden an allen Touchpoints mit nützlichen und konsistenten Informationen versorgen und ihnen herausragende Einkaufserlebnisse bieten. Wie das gelingt, erklärt Gastautor Manuel Dirnhofer vom Softwareanbieter Contentserv.
Möbel zu kaufen, ohne diese vorher live gesehen, vermessen und angefasst zu haben, war vor einigen Jahren noch undenkbar. Allerdings lassen sich Verbraucher heute zunehmend von digitalen Produktpräsentationen – ob im Shop oder gar auf Instagram und Pinterest – inspirieren.
Ziel muss es nun sein, Online und Offline miteinander zu verbinden und die Kunden am POS, im Webshop ebenso wie in Social Media gleichermaßen zu begeistern. Dazu braucht es konsistente Produkt- und Marketinginformationen auf allen Kanälen, Antworten auf alle Fragen im Rahmen der Kaufentscheidung sowie attraktive und anschauliche Produktpräsentationen.
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Der E-Commerce ist ein entscheidender Treiber für das Umsatzwachstum der Möbelindustrie.
Es kann nur eine Datenquelle geben
Datensilos sind der Feind kanalübergreifender Produktinformationen. Die Lösung ist ein Product-Information-Management- (PIM)-System, in dem die Daten aus allen relevanten Quellen zusammenfließen. Dazu gehören unter anderem das ERP- bzw. Warenwirtschaftssystem, die Product-Lifecycle-Management-(PLM)-Software sowie die eingesetzte Anwendung für das Lieferantenhandling.
Zu empfehlen ist, das PIM-System mit einer Digital-Asset-Management-(DAM)-Lösung zu kombinieren. Dann sind die entsprechenden Mediendateien bereits an der Basis den jeweiligen Artikeln zugeordnet. So verhindern Unternehmen, dass Bilder, Videos, Textbausteine etc. mehrfach, weil in verschiedenen Systemen, gespeichert sind und inkonsistente oder gar fehlerhafte Informationen nach außen kommuniziert werden.
Über den Autor
Manuel Dirnhofer ist Geschäftsführer der
Contentserv GmbH. Vor seinem Einstieg bei dem Softwareanbieter war er mehrere Jahre in verantwortlicher Position im Vertrieb u.a. beim US-amerikanischen PIM-Anbieter Riversand und der Informatica, bei der er den PIM- und MDM-Vertrieb in Skandinavien verantwortete.
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Mit einem zentralen System lassen sich Daten sehr effizient pflegen, denn sie sind nur an jeweils einer Stelle zu aktualisieren. Wenn etwa ein Möbelhersteller für seine gesamte Kollektion die Schließtechnik der Schubladen auf Soft-Close-Automatic umstellt, ergänzt er die Produktinformationen mit entsprechenden Textbausteinen im PIM-System. Sofort erscheinen diese Informationen in der Artikelbeschreibung im Onlinekatalog und liegen den Verkäufern im gesamten Filialnetz im internen Bestellsystem vor.
Auch produktübergreifend lassen sich via PIM-System Daten harmonisieren, beispielsweise wenn sich die generellen Lieferzeiten eines Produzenten ändern.
Für Möbelhersteller, die ihre Produkte nicht nur im DACH-Raum vertreiben, ist es ebenfalls eine enorme Erleichterung, wenn sie jeweils nur einmal die Beschreibungen und Textbausteine im System anpassen müssen. Mit der entsprechenden Software lassen sich zudem neue Sprachen jederzeit ergänzen.
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Auch bei Möbeln erwarten Onlinekunden heute einen Erlebniseinkauf. Dazu gehören Animationen, Videos oder sogar eine musikalische Untermalung des Webshop-Besuchs.
Emotionen als i-Tüpfelchen
Die reinen Produktinformationen zu einem Möbelstück, wie Abmessungen, Material oder Form, reichen zumeist nicht aus, um den Onlinekunden zum Kauf zu bewegen. Entscheidend sind hochwertige Bilder, Animationen, Videos und sogar eine musikalische Untermalung des Webshop-Besuchs.
Diese digitalen Assets machen die virtuellen Möbel erlebbar und sorgen für die entscheidende emotionale Komponente. Auch am POS sind sie gefragt, um ein Ausstellungsstück für den Kunden in einer anderen Variante zu präsentieren. Dem Verkäufer müssen deshalb alle Produktinformationen zwingend digital zur Verfügung stehen.
Nichts geht über zielgruppengerechte Informationen
Für die Marketingkommunikation sind die Qualität und Verfügbarkeit von Produktinformationen eine wichtige Voraussetzung, um für jede Zielgruppe passgenaue Aktionen und Kaufempfehlungen zu kreieren. So erhält beispielsweise ein Kunde, der vor zwei Jahren einen Babyhochstuhl gekauft hat, automatisiert Werbung für die neue Kinderzimmerkollektion.
Dabei nutzt der Möbelhändler neben den Produktinformationen auch Daten aus anderen Systemen, wie etwa dem ERP- oder CRM-System. Für Möbelhersteller hingegen sind Zielgruppen wie Geschäftspartner und Dienstleister von Bedeutung. Während den Großhändler alle verkaufsrelevanten Daten interessieren, benötigt der Monteur die detaillierten Aufbauanleitungen.
Symbiose aus On- und Offline
Der E-Commerce in der Möbelbranche nimmt weiter an Fahrt auf. Davon profitieren auch stationäre Möbelgeschäfte – wenn es ihnen gelingt, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und ihre Kunden mit einer individuellen Customer Journey zu begeistern. Dazu gehört es, sie mit konsistenten und relevanten Informationen zu versorgen. Zu jeder Zeit, auf allen Kanälen.
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