Multichannel ist nicht nur etwas für Filialisten. Regionale Händler weiten mit Onlineshops ihren Kundenstamm aus und bieten bestehenden Kunden weitere Services - wie der Sporthändler Engelhorn.

Der Textil- und Sporthändler Engelhorn beschäftigt in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region rund 1.200 Mitarbeiter und macht an neun Standorten auf rund 34.000 Quadratmetern Verkaufsfläche einen Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro im Jahr. Das in der vierten Generation geführte Unternehmen hat seit 2005 einen Webshop - damals noch "selbstgestrickt und grauslich", wie sich Geschäftsführer Fabian Engelhorn erinnert.

Inzwischen hat der Händler mehr als 25.000 Artikel aus allen Warenbereichen online, kann 600 Pakete pro Stunde packen - "das Fulfillment können wir besser und günstiger als ein Dienstleister" - und erhöht die bundesweite Bekanntheit des Webshops seit geraumer Zeit durch TV-Spots. "Die Werbung hat sich gigantisch ausgewirkt, wir sind regelrecht überrollt worden, was Aufträge und Umsatz angeht", erinnert sich Engelhorn.

Ins Nichts geplant

Der Einkauf sei ohnehin eine der besonderen Herausforderungen als Multichannel-Händler gewesen: "In den 120 Jahren unseres Geschäfts haben wir Fachwissen gesammelt, wie man für die Fläche einkauft. Mit der Internetfiliale haben wir aber Neuland betreten und mussten ins Nichts planen", erläutert Engelhorn.

"Das geht dann nur, wenn man einander vertraut und dem Einkäufer sagt, kauf noch mal 2.000 Hemden oder 5.000 Paar Laufschuhe für die E-Filiale. Wir tun dann alles dafür, damit sie verkauft werden."

Erfolg in der Nische

Koffer24-Screenshot
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Leder Stoll aus Frankfurt am Main ist unterdessen mit Multichannel in der Nische erfolgreich. Seit 1998 betreibt der Händler neben zwei Filialen die Webseite koffer24.de: "Damals haben wir uns über eine Bestellung am Tag gefreut", erinnert sich Geschäftsführer Joachim Stoll.

Von Anfang an setzte der Händler in dem zweisprachigen Webshop auf Markenartikel: Zum einen, um seine Kompetenz als Fachhändler auszuspielen, zum anderen, um nicht bei den Preisschlachten im Netz mitzumachen, die sich reine Onlinehändler liefern. In den kommenden Jahren wird seiner Meinung nach spannend, wie sich Multichannel durch die mobilen Coupons, die sozialen Netzwerke und andere Innovationen weiterentwickeln wird.

Gute Konzepte gefragt

Nun war Stoll recht früh im Netz. Wenn ein kleinerer stationärer Händler heutzutage einen Webshop aufbauen will, wird das seiner Meinung nach recht schwierig: "Ich weiß nicht, warum nun alle Händler einen Onlineshop aufziehen wollen. Das wird nicht unbedingt klappen", sagt Stoll. "Da braucht man schon gute Konzepte oder vielleicht einen Einkaufsverband, der einem hilft."

Doch Online zu ignorieren, funktioniere auf der anderen Seite ebenfalls nicht: "Es werden noch andere Wege im M- und E-Commerce entwickelt, die auch für kleinere Händler Chancen bieten."