Die "Geschenkkartenwelt" der Retailo AG kommt im Handel gut an. Nun will das Unternehmen auch das Ausland erobern und eine Prepaid-Kreditkarte herausgeben.

Die Regalaufsteller mit Gutscheinkarten der Retailo AG erfreuen sich im Handel einer immer größeren Beliebtheit. Bis Ende dieses Jahres sollen die "Geschenkkartenwelt"-Displays mit Gutscheinkarten von Unternehmen wie Ikea, Saturn, Douglas oder C&A an mehr als 15.000 Verkaufsstellen in Deutschland erhältlich sein.

"Wir werden in diesem Jahr rund eine Million Gutscheinkarten verkaufen", sagte Christian Lindner, Vorstandsvorsitzender der Retailo AG, im Gespräch mit Der Handel. "Das bedeutet eine Steigerung von mehr als 100 Prozent im Vergleich zu 2008".

Der durchschnittliche Guthabenbetrag, der erst beim Verkauf auf den Karten an der Kasse gutgeschrieben wird, beträgt laut Lindner rund 30 Euro.

Stetig wachsende Zahl der Partner im Handel

Das Kölner Unternehmen war im April 2008 mit der Geschäftsidee der "Geschenkkartenwelt" gestartet. Gutscheinkarten unterschiedlicher Handelsunternehmen ("Brand-Partner") werden von der Retailo AG in einem Verkaufsregal gebündelt und an frequenzstarken Verkaufsstellen von so genannten Retail-Partnern offeriert.

Zu den Retail-Partnern der ersten Stunde gehören unter anderem die Aral-Tankstellen, Fleurop-Floristen sowie die Flughafen- und Bahnhofsbuchhandlungen der Valora Retail Deutschland. Mittlerweile gehören auch die Shell-Tankstellen und die Lotto-Annahmestellen in Nordrhein-Westfalen und Hessen zu den Vertriebspartner.

Weitere Tankstellenketten (Esso, Agip, Jet) will Retailo AG durch die strategische Partnerschaft mit dem Convenience-Großhändler Lekkerland hinzu gewinnen. Und auch bei den Lotteriegesellschaften aus anderen Bundesländern besteht laut Christian Lindner Interesse an der "Geschenkkartenwelt". Zudem erwägen die großen SB-Verbrauchermarktketten, die Gutscheinkartenregale in ihren Filialen zu platzieren, berichtet der Retailo-Chef.

Tchibo, Ikea, Saturn, C&A sowie Douglas als Partner

Auch auf der Seite der Brand Partner kann Lindner auf zahlreiche namhafte Neuzugänge verweisen: Saturn, Ikea und C&A kamen zu den Gründungspartner wie Tchibo, Thalia, Otto und Fleurop hinzu. "Auch die Douglas Parfümerien konnten wir gewinnen, die damit erstmals an einem Multibrand-Programm teilnehmen", freut sich Lindner.

Handelsunternehmen schätzen Gutscheinkarten, weil sie zusätzliche Umsätze generieren, wenig Platz benötigen und zu geringen Cent-Beträgen produziert werden können. Die Retail-Partner erhalten für die verkauften Karten eine Vergütung auf Provisionsbasis. Für die Kartenherausgeber ist - neben dem kostengünstigen Zuwachs an Vertriebsstellen - das so genannte Schlummergeld interessant: Die auf den Kärtchen gebuchten Guthaben verfallen nach drei Jahren. Den Anteil dieser geschenkten Umsätze geben Experten mit 10 bis 15 Prozent an.

Zweite Finanzierungsrunde zur Expansion

Lindner gründete die Retailo AG 2007 gemeinsam mit drei weiteren ehemaligen Kollegen der Customer Advantage Program GmbH (CAP) - dem Noch-Betreiber des Bonusprogramms Happy Digits, bei dem in Folge der Karstadt-Insolvenz ein regelrechter Exodus der Partnerunternehmen stattfand. Da die CAP ihr Gutscheinkarten-Produkt "Cardiso" jüngst einstellte, gibt es für die Retailo AG aktuell  fast keine Konkurrenz mehr im Bereich des Gutscheinkarten-Vertriebs.

Das Gründungskapital für die Retailo AG stammt von den Venture-Capital-Gesellschaften Wellington Partners und Endeavour Vision. In einer zweiten Finanzierungsrunde, mit der vor allem die internationale Expansion gestemmt werden soll, beteiligte sich im Frühjahr 2009 zusätzlich die VC-Gesellschaft Sventure an dem Unternehmen.

Schweiz, Österreich, Spanien, Niederlande, Belgien

"Wir sind bereits seit 2008 in der Schweiz mit mittlerweile 1.200 Verkaufsstellen vertreten - unter anderem in 700 Postfilialen. In Österreich sind wir im Oktober gestartet", erläutert Lindner die aktuellen Retailo-Auslandsaktivitäten. "In Spanien, Belgien und den Niederlanden wollen wir als nächstes, jeweils mit Joint-Venture-Partnern Fuß fassen."

Joint-Venture Partner in der Schweiz und Österreich ist die Loyalty Services aus Zürich. In der Alpenrepublik läuft derzeit der Roll-out in den Tabaktrafiken. Die rund 3.500 Trafiken in Österreich genießen das exklusive Privileg eines Tabakverkaufsmonopols. In Spanien sollen die Gutscheinkarten unter anderem von den Convenience-Stores des Handelskonzerns El Corte Inglés vertrieben werden. Frankreich sei als weiterer Zielmarkt avisiert, so Lindner.

Angriff im B-to-B-Bereich

Aber auch in Deutschland hat Retailo noch große Pläne: "Wir wollen im Business-to-Business-Bereich verstärkt wachsen und haben für gewerbliche Kunden zum Beispiel eine Multibrand-Karte entwickelt, die bei verschiedenen Händlern eingelöst werden kann", sagt Lindner. Dem bisherigen Platzhirsch im B-2-B-Gutscheinmarkt, Cadooz, will Lindner Marktanteile abjagen.

Mit der am heutigen Montag gelaunchten Internetseite www.geschenkkartenpost.de will man zudem im Weihnachtsgeschäft mit Grußkarten punkten. Unternehmen können dort online den Versand von individualisierten Gutscheinkarten per Serienbrief in Auftrag geben.

Prepaid-Kreditkarte im ersten Quartal 2010 geplant

Im ersten Quartal 2010 plant Retailo darüber hinaus den Vertrieb von Prepaid-Kreditkarten über die "Geschenkkartenwelt"-Regale. Kunden sollen Mastercard-Kreditkarten mit Beträgen von bis zu 150 Euro an der Kasse aufladen können. Die Karten sind dann überall einsetzbar, wo Mastercard-Kreditkarten akzeptiert werden und können über das Internet neu aufgeladen werden - mit einem Maximalbetrag von 1.000 Euro.

Die Prepaid-Kreditkarten sind für Jugendliche oder bonitätsschwache Kunden interessant. Darüber hinaus ermöglichen sie anonymes und sicheres Bezahlen, da keine Adresse hinterlegt werden muss und beim Verlust der Karte nur der aufgeladene Betrag abhanden kommen kann. Die Prepaid-Kreditkarten im Retailo-Vertrieb sollen rund 10 Euro kosten und sollen zunächst nur an ausgewählten Teststandorten angeboten werden.