40 Jahre ist es her, seit die Düsseldorfer Gruppe Kraftwerk erstmals ihr Lied "Die Roboter" einspielte. Inzwischen ist der Menschheitstraum Wirklichkeit geworden. Die elektromechanischen Gesellen begegnen uns auch im Handel. Tendenz: steigend.
Robotik in der Logistik
Steigerung der Effizienz und Kostensenkung machen den Einsatz von Robotern in der Handelslogistik interessant. Zum Beispiel bei der Kommissionierung von Waren: Anders als seine menschlichen Kollegen durchqueren Roboter Lagerhallen, ohne zu ermüden, egal wie viele Kilometer Wegstrecke hinter ihnen liegen. Und sie erklimmen im Zweifel auch in einem Hochregallager große Höhen ohne Probleme. Automatische Regalbediengeräte, die Waren ein- und ausräumen, sehen zwar nicht menschlich aus, sind aber hocheffizient.Nicht nur in den USA setzt beispielsweise Amazon auf Roboter in seinen Lagern. Zum Einsatz kommen Modelle des eigenen Unternehmens Amazon Robotics, das aus der 780 Millionen Dollar schweren Übernahme des Unternehmens Kiva hervorgegangen ist. Die Roboter unterstützen die Mitarbeiter beim Versand. Der Roboter findet selbstständig die bestellten Waren und holt auch die passende Verpackung. Beides wird dann zum Mitarbeiter gebracht, dessen Laufwege sich während einer Schicht deutlich verringern.
Die Kunden von heute kaufen wann und wo sie wollen: stationär oder online, auf dem Desktop, mit dem Smartphone oder über smarte Devices. Die Erwartungshaltung an den Handel in Hinblick auf die Geschwindigkeit sind enorm gestiegen. Produkte möglichst schnell zu bekommen, im Idealfall noch am gleichen Tag in den Händen zu halten, ist der Anspruch an den Händler im Zeitalter des "Everywhere Commerce".
Roboter und KI sind das ideale Paar beim Store-Management
Wer seine Kunden nicht enttäuschen will, muss den Warenbestand im Auge behalten. Denn ist ein Artikel nicht verfügbar, ist der Kunde mit ziemlicher Sicherheit für eine längere Zeit verloren. Ein akkurater Warenbestand ist auch die Voraussetzung für aktuelle Services wie Ship from Store, wo Produkte, die Logistikzentrum fehlen, direkt aus einer Filiale versendet werden.Um den Überblick über den Bestand zu verbessern, setzen Handelshäuser auf passive RFID-Transponder. Allerdings müssen Sie entweder per Hand oder mittels Overhead-Readern eingelesen werden. Das bedeutet im Zweifel, dass die Mitarbeiter regelmäßig die Produkte manuell erfassen müssen, um aktuelles Zahlenmaterial zu gewinnen. Ein zeitaufwändiger Prozess, der noch dazu auch nicht fehlerfrei ist, also für die präzise Bestandsermittlung eher wenig geeignet. Deswegen suchen Händler nach Möglichkeiten, die Bestandserfassung zu automatisieren. Dabei kann etwa der Inventurroboter "Tory" des Unternehmens MetraLabs unterstützen. Der 140 cm hohe und 50 cm breite Roboter ist mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde unterwegs. In einer Stunde schafft es Tory, zwischen 20.000 und 100.000 RFID-Etiketten zu erfassen. Das inzwischen ausgereifte Gerät ist etwa bei den Adler-Modemärkten im Einsatz, um die Inventarisierung automatisiert durchzuführen. Zuvor muss dem Roboter allerdings sein Revier kennenlernen. Mittels Touchscreen und Fernsteuerung wird das Gerät manuell über seine Fahrstrecke navigiert. Einmal so trainiert, ist kein weiteres manuelles Eingreifen mehr notwendig.
Die Bestandsüberwachung ist stets auch mit Entscheidungen verknüpft. Genügen die verfügbaren Stückzahlen noch, um auch in den kommenden Tagen die Nachfrage befriedigen zu können? Analysefunktionen der Bestandsverwaltung weisen umgekehrt auch auf die sprichwörtlichen Ladenhüter hin, die noch an den Kunden gebracht werden müssen. Die Kombination aus automatisierter und exakter Bestandsermittlung und Systemen, die auf maschinellem Lernen (aka "Künstliche Intelligenz") basieren, sind eine unschlagbare Kombination, um Entscheidungen in sich wiederholenden Prozessen zu treffen. Dazu zählt das Nachbestellen von Waren und auch Preissenkungen, mit denen versucht wird, Altbestände aufzulösen.

Menschlich bleiben!
Anders als in Film und Literatur genießen Roboter in der Realität nicht unbedingt das beste Image. Plant ein Unternehmen ihren Einsatz, wachsen unter den Mitarbeitern schnell Ängste um den Arbeitsplatz. Über den Erfolg eines Projekts in der Robotik entscheidet letztlich, ob die Menschen die Technologie auch akzeptieren. Die Menschen müssen erkennen, dass es nicht darum geht, die Arbeit überflüssig zu machen, sondern durch den Einsatz von maschinellen Kollegen die Arbeit zu erleichtern oder wieder mehr Freiräume zu schaffen, um sich auf andere (wichtigere) Arbeiten zu konzentrieren. Etwa auch bei der Beratung von Kunden im Handel.Noch sind Roboter direkt im Laden eine Seltenheit. Doch wer sich auf Messen und Konferenzen umhört, gelangt schnell zu der Erkenntnis, dass Roboter am POS in 10 Jahren eine Selbstverständlichkeit sein werden. Routineaufgaben wie die Reinigung des Verkaufsraums oder die Erfassung von Beständen werden dann von Maschinen erledigt.

Humanoide, die von Menschen nicht zu unterscheiden sind – das ist dann doch etwas viel Science-Fiction.