Über die Herausforderungen der SEPA-Umstellung beim größten deutschen Lebensmittelhändler sprach Der Handel mit Jürgen Manegold, Vorstandssprecher der Edekabank AG.

Foto: Edekabank
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Die Zeit drängt: Bis zum 1. Februar 2014 müssen alle Unternehmen ihren gesamten Zahlungsverkehr auf die neuen Verfahren der sogenannten Single Euro Payments Area (SEPA) umgestellt haben. Für sämtliche Überweisungen und Lastschriften gelten dann neue Spielregeln, da mit SEPA der bargeldlose Zahlungsverkehr in 32 Ländern Europas vereinheitlicht werden soll. 

"Es ist fünf vor zwölf: Wer nicht rechtzeitig auf SEPA umstellt, dem droht die Zahlungsunfähigkeit", warnte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes BITKOM, am Freitag dieser Woche anlässlich der Vorstellung des aktualisierten
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der Interessenvereinigung. Nach dem Bundestag und Bundesrat im März 2013 das SEPA-Begleitgesetz verabschiedet haben, gebe es nun ausreichend Planungssicherheit, so Rohleder.

Drei Viertel der Unternehmer kennen den Begriff "SEPA" nicht

Viele Zahlungsverkehresexperten sind inzwischen allerdings skeptisch, ob die Herkulesaufgabe überhaupt noch termingerecht zu bewerkstelligen ist. "Wir sind überzeugt, dass es nicht alle Unternehmen schaffen werden", urteilt etwa Klaus Windheuser von der Commerzbank AG. Laut einer Umfrage der Commerzbank haben sich drei Viertel (76 Prozent) der mittelständischen Unternehmen in Deutschland noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Gemäß einer Erhebung der Deutschen Bundesbank kennen 76 Prozent der Unternehmen nicht einmal den Begriff "SEPA".

Dabei bringt die Vorbereitung auf die SEPA-Verfahren für Unternehmen aller Größenordnungen erheblichen Aufwand mit sich. Bei der beispielsweise im Onlinehandel beliebten Lastschrift bedeutet SEPA deutlich mehr als die Umstellung der Bankverbindungen von Kontonummer und Bankleitzahl auf IBAN und BIC. Neue Fristen, Vorankündigungen, Mandatsverwaltungen und Valutatermine müssen berücksichtigt und mit den eigenen Prozessen in Einklang gebracht werden. Etablierte Geschäftsmodelle geraten durch die komplexe SEPA-Lastschrift in Gefahr.

Die Redaktion von Der Handel sprach mit Jürgen Manegold, Vorstandssprecher der Edekabank AG, über die SEPA-Vorbereitungen beim größten deutschen Lebensmittelhändler, der Edeka-Gruppe:

Seit wann bereitet sich die Edeka-Gruppe auf SEPA vor?
Wir arbeiten seit mehr als einem Jahr mit den ­Regionalgesellschaften, der Zentrale und den Tochtergesellschaften in Workshops an der SEPA-Umstellung. Die Edekabank fungiert dabei als Know-how-Träger. Die Umsetzung liegt aber bei den SEPA-Beauftragten vor Ort, da sie operative Befugnisse benötigen.

Was sind die konkreten Maßnahmen bei der Vorbereitung?
Im ersten Schritt erfolgt eine Bestandsaufnahme aller Zahlungsströme. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, in welchen Systemen Abbuchungsaufträge oder Einzugsermächtigungen hinterlegt sind. Dann muss dafür Sorge getragen werden, dass sämtliche Stammdaten auf IBAN und BIC umgestellt werden. Dazu binden die Edeka-­Gesellschaften die IT-Systemhersteller ein, also etwa SAP und Lunar, um diesen Aufwand möglichst automatisieren zu können. Es sind zahl­reiche Detailfragen zu klären - etwa die künftig erforderliche Mandatsverwaltung bei Lastschriften. Klingt einfach, ist aber aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten ausgesprochen komplex.
      
Es wird vielfach kritisiert, dass viele Fragen im Zuge der SEPA-Umstellung noch ­ungeklärt sind ...
Die SEPA-Rulebooks und die AGBs der Banken enthalten Interpretationsspielräume, die noch nicht abschließend geklärt sind. Wir halten uns in Zweifelsfällen an die Rulebooks und pflegen insoweit einen Austausch mit der Deutschen Kreditwirtschaft. Wir sind in der Edeka-Gruppe schon weit vorangekommen. An der termingerechten Umsetzung aller Beteiligten besteht kein Zweifel.

Interview: Hanno Bender

Dieses Interview ist in der April-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel erschienen. Zum kostenfreien Probeexemplar geht es hier.

Weitere Informationen zum Thema "SEPA-Umstellung":

Der IT-Branchenverband BITKOM hat einen aktualisierten
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für Unternehmen herausgeben.

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hat ihre Fragen-Antworten-Liste (FAQ) zur SEPA-Umstellung im Februar 2013 aktualisiert. Aus Punkt 11.2 geht hervor, dass grundsätzlich auch E-Mails zur Mandatierung einer Lastschrift im SEPA-Zeitalter genügen, soweit die Inkassovereinbarung zwischen Zahlungsempfänger und Zahlungsdienstleister dies vorsieht.

Die Deutsche Bundesbank hat das Informationsportal "sepadeutschland" für Unternehmer und Privatpersonen eingerichtet.

Eine Fülle von Informationen und Checklisten für Unternehmer hält das Forschungsinstitut ibi research auf der Internetseite SEPA-Wissen bereit.