Es ist noch nicht ganz klar, ob ein deutscher Kunde seine Kaffeemaschine im Weltraum kaufen möchte. Auf einer Raumstation auf dem Planten Saturn. Genauer genommen natürlich im virtuellen Weltraum. Dann doch lieber in einem Loft? Diese zwei Einkaufsumgebungen bietet der „Virtual Saturn“, einer Shoppingwelt in der Virtuellen Realität.
Vielleicht ist so etwas die Zukunft des Einkaufens, vielleicht auch nicht mehr als Spielerei, doch wer das nicht ausprobiert, ist vielleicht nicht mehr dabei, wenn es ernst wird. Das will sich Media-Saturn nicht nachsagen lassen, zumal der Elektronikhändler den Onlinehandel einst „ein bisschen verschlafen hatte“, wie es Martin Wild einerseits ehrlich formuliert. Andererseits zuckt seine Kommunikationsabteilung bei der Offenheit des Chief Digital Officers von Media-Saturn zusammen.

Was braucht es dafür? Viel Technik! Einen Gaming PC, eine VR-Brille, zwei Controller und die App „Virtual Saturn“, die im Oculus Store oder im Viveport heruntergeladen werden kann. Und dann geht es los. Wenn man mit dieser virtuellen Welt klar kommt, denn diese wird erst noch erforscht. „Wir stehen hier erst am Anfang der Entwicklung“, sagt Wild.
Doch eine Saturn-Filiale einfach virtuell darstellen fand das Unternehmen nicht aufregend, daher Loft und Raumstation. Diese Welten sollen dem Kunden mehr Erlebnis bieten.
Doch wer moderne Computer-Spiele noch nicht erschlossen hat, tut sich schwer mit dem virtuellen Saturn-Laden. Die Menüführung ist nicht selbsterklärend, anstatt das gewünschte Gerät einfach anklicken zu können, muss man es teleportieren, also virtuell irgendwo hinschieben.
Das muss geübt werden. Einmal, zweimal, dreimal. Dabei läuft der VR-Neuling gegen und durch virtuelle Wände, verliert erst die Orientierung, dann die Lust und hat schließlich Kopfweh. Zumal das Loft eh nichts mit der Lebenswirklichkeit der meisten Deutschen zu tun hat.
Doch wer jetzt reflexhaft los mault „was für ein Unsinn“, der stellt sich möglicherweise auf die Stufe mit Microsoft-Gründer Bill Gates, der 1995 sagte: „Das Internet ist nur ein Hype.“ Denn dieser virtuelle Laden im Herbst 2017 ist möglicherweise eine andere Sache als im Herbst 2020. Besser animiert, leichtere Menüführung, realistischere Einkaufswelten. Und mehr Akzeptanz bei Kunden. Denn allein die Gaming-Szene wächst gewaltig, auf diese potenziellen Kunden spekuliert auch Saturn.
In seinem VR-Store bietet Saturn ab jetzt einige Hundert Produkte an, alles, was am bisher am besten läuft. Man kann die Geräte hochheben, herumdrehen, durch den Raum schweben lassen, das ist eine Mischung aus Spielerei und intensiver Begutachtung. Man kann die Geräte aber auch vermessen, und dann wird es schon interessanter, man kann sie auch im Raum neben andere Geräte schieben und so prüfen, ob das zueinander passt. Es ist auch möglich, sich Notizen zu den Produkten zu machen, und diese an den Geräten zu befestigen, quasi wie die guten, alten Post-it-Zettelchen an deutschen Kühlschränken.

Selbstverständlich lässt sich im VR-Store nicht nur herumlaufen, herumspielen, angucken und aussuchen – man kann auch kaufen. Das ist ja ein echter Laden. Nur eben in einer unechten Welt. Der Nutzer gibt dafür nach Ende seines virtuellen Einkaufs seine E-Mail-Adresse an, bekommt dann einen Link zugeschickt, der sozusagen die Brücke ist zum traditionellen Webshop von Saturn, wohin der Warenkorb aus dem VR-Store übertragen wurde, und wo der Kauf letztlich stattfindet. Direkt im VR-Store einkaufen, ist noch nicht möglich. Heute zumindest.
Ab Donnerstag (23.) geht Saturn mit diesem VR-Store auf Deutschland-Tour, in den Märkten in Ingolstadt und auf der Neuhauser Straße in München können Kunden das neue Format testen, es geht weiter nach Hamburg, Aachen – Finale der Tournee ist dann vom 15. Bis 17. Februar 2018 Stuttgart und Mannheim.
Jedermann kann dann vor Ort diese neue Form des Einkaufens testen, die für Martin Wild „einen starken Einfluss auf das Thema Shopping haben wird“. Die Frage ist nur, ob man dafür auf einer Raumstation landen will.
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